Direkt zum Hauptbereich

Midnight Sun - Alles für dich

Im Januar und Februar diesen Jahres konnte man sich, wie im Grunde jedes Jahr, kaum vor aufregenden und interessanten Kino-Neustarts retten. Kein Wunder, immerhin lockt das kalte und unnachgiebige Winter-Wetter viele Menschen in die Lichtspielhäuser, weswegen die Studios versuchen, genau in dieser Zeit ein sehr lukratives Angebot aufzusetzen... und dann laufen natürlich auch noch die Oscar-Highlights an, die beinahe wöchentlich ein neues Schmankerl bereithielten. Diese Zeit ist nun offensichtlich erstmal vorbei und die Blockbuster-Season wartet mit "Ready Player One" und "Avengers: Infinity War". Dazwischen gibt es dann weitaus weniger zu holen, das Programm war sogar für einen Filmfan wie mich so durchwachsen, dass ich mir ein romantisches Teenie-Drama angesehen habe... aber auch nur, weil mir die Hauptdarstellerin im Trailer so ungemein gut gefiel.

MIDNIGHT SUN


Seit ihrer Geburt leidet die siebzehnjährige Katie Price (Bella Thorne) an einer unheilbaren Krankheit namens XP. Sie darf sich keinem Sonnenlicht aussetzen, da sie ansonsten augenblick an Hautkrebs erkranken würde. Deswegen meidet sie es jeden Tag, vor die Tür zu gehen und schmachtet von ihrem Fenster aus den jeden Tag vorbeiskatenden Charlie Reed (Patrick Schwarzenegger) an, während sie die Tage mit ihrem sie umsorgenden Vater Jack (Rob Riggle) und ihrer besten Freundin Morgan (Quinn Shepard) verbringt. Als sie Charlie eines Nachts beim Gitarrespielen am Bahnhof trifft, ändert sich ihr Leben, denn der Jungspund verguckt sich schier sofort in die hübsche Teenagerin... und es beginnt eine ebenso stürmische wie romantische Liebesgeschichte.

Und manchmal sind es dann eben genau die Filme, die man sich höchstens mal eines Abends vor dem Fernseher ansehen wollte, an denen man zuvor aber doch kein wirklich großes Interesse hegte, da man sie bereits nach dem Trailer als vielleicht netten, aber doch eher vergessenswerten Teenie-Kitsch abgetan hatte, die dann doch noch überzeugen. Sicher, es gibt einiges, was man an "Midnight Sun" zurecht kritisieren darf, so zum Beispiel dass Patrick Schwarzenegger in der männlichen Hauptrolle recht blass bleibt und die Beziehung zwischen Charlie und Katie doch einige arg kitschige Züge annimmt (wieso müssen die Teens in den amerikanischen Romantic-Streifen ihre Liebe denn eigentlich immer dadurch zum Ausdruck bringen, dass sie nachts die Sterne am Himmel zählen?), wobei es im Mittelteil, wenn man sich ausschließlich dieser widmet, doch zu einigen spürbaren Längen kommt. 
Auch die Inszenierung von Regisseur Scott Speer verdient sicherlich kein besonderes Prädikat, er hat keine zündenden Ideen und filmt eben eifrig nach Lehrbuch - es reicht aber eben für diese Art Film und sollte daher nicht zu eilig kritisiert werden. Was ist "Midnight Sun" aber abgesehen von diesen vorhersehbaren, negativen Ausreißern überraschenderweise geworden? Eine zutiefst romantische und wunderbar-schöne Erzählung über ein sich trotz aller Steine, die ihnen in den Weg gelegt werden, liebendes Pärchen und noch mehr. Viel mehr noch als diese Beziehungskisten gefallen nämlich die Nebenschauplätze und auch die Nebendarsteller, die Schwarzenegger und auch die wunderschöne und charmante Bella Thorne, bekannt aus der Netflix-Horror-Serie "Scream", locker in die Tasche packen. "The Blacklist"-Star Quinn Shepard gibt die wortgewandte und ziemlich clevere Freundin der Hauptfigur und wie sie mit einer eigenen, kleinen Lovestory bedacht wird, die eine sympathische Wendung nimmt, ist wirklich hübsch anzusehen. Am besten in Erinnerung bleibt jedoch einer, den man in diesem Genre nun wirklich nicht vermutet hätte, der seine Sache aber verdammt gut macht: Comedy-Star Rob Riggle überzeugt als Vater der kranken Tochter bis ins Blut und sein Nebenplot, indem er sich und gar sein ganzes Leben für den wichtigsten Menschen seines Lebens aufopfert, trifft direkt und zielgenau ins Herz. 
Es sind diese kleinen Momente, die aus "Midnight Sun" eben doch mehr machen als eine einfache, kitschige Romanze mit dramatischem Unterton. Die Szenen, in denen Morgan wortlos im Krankenhaus sitzt und anhand einer anderen Patientin sieht, was ihre beste Freundin womöglich erwartet. Wenn die Gefahr der aufgehenden Sonne einen ganz anderen Ton in den Film bringt. Oder wenn Katie ein Dating-Profil für ihren Vater anlegt, woraus plötzlich ein unglaublich bewegendes Gespräch beginnt. Das sind Momente, in denen Tränen rollen können und auch dürfen, da diese Szenarien zwar deutlich so gewollt sind, dass hier Emotionen bewegt werden, dies aber auch nicht allzu manipulativ ausgewalzt wird. Es ist eine zutiefst menschliche, gar kraftvolle Geschichte, die von Mut, Lebenswillen und natürlich der großen Liebe handelt. Das ist dann gerade in den wunderbar geschriebenen Subplots nicht nur was für Frauen.

Fazit: Berührendes Liebesdrama, welches insbesondere in den vortrefflich und bewegend inszenierten Nebenhandlungen einiges an Kraft offenbart. Es gibt einige Längen und natürlich geht es oftmals arg kitschig zu, es hätte aber durchaus schlimmer kommen können - in der zweiten Hälfte kämpfen da nicht nur die Damen mit den Tränen.

Note: 3+






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...