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Game Night

Auf "Game Night" freute ich mich zum Jahresbeginn sehr, sah der Trailer doch ebenso herrlich verrückt wie witzig aus. Mit der Zeit vergaß ich den Film jedoch irgendwie - vielleicht, weil er im Kino kaum beworben wurde oder weil andere laufende oder demnächst startende Werke die kleine Gangster-Komödie überschatteten. Nun ist er einfach angelaufen und ich habe mir den Film direkt einen Tag nach dem Start angesehen und mich dank der eher enttäuschenden Kritiken auf einen kleinen Flop eingestellt...

GAME NIGHT


Spieleabende sind das Größte für das verheiratete Pärchen Max (Jason Bateman) und Annie (Rachel McAdams), doch als sich Max' großer Bruder Brooks (Kyle Chandler) für den nächsten ankündigt, ist die Laune schnell im Keller, gelten beide doch als Konkurrenten. Brooks hat sich dann auch gleich eine reale Murder-Mystery-Story ausgedacht - er will den Spieleabend als Detektivarbeit ins reale Leben übertragen. Dies geht jedoch schief, als er von einigen bösen Buben entführt wird, während Max, Annie und die anderen Mitspieler dies für einen Teil der Show halten. Als echte Waffen und Autoverfolgungsjagden auf dem Plan stehen, klingeln jedoch auch bei den sonst so gemütlich veranlagten Brettspielern die Alarmglocken...

Ganz so schlimm wie befürchtet ist es dann noch nicht gekommen, auch wenn man konstatieren muss, dass aus der Idee mehr hätte herausgeholt werden können. Einen gemütlichen Spieleabend eskalieren zu lassen klingt erstmal nach einem fabelhaften Einfall und während der ersten Hälfte, in welcher die skurillen Charaktere eingeführt und auch schon die ersten Schritte in der schon bald recht gefährlichen Schnitzeljagd getan werden, schmeißt auch man mit allerlei lustigen Ideen aus dem bunten Bonmot. Einige dieser Tricks kennt man bereits aus dem wahnwitzigen Trailer, doch der Film hält auch noch genügend weitere Schmankerl bereit, sodass es tatsächlich viel zu Lachen gibt. Neben dem teils recht treffsicheren Slapstick-Witz, der ebenso albern wie manchmal einfach nur urkomisch ist (wie in amerikanischen Komödien üblich übertreibt man es in dieser Hinsicht nur ab und an eben ein wenig), ist es da auch besonders den Darstellern zu verdanken, die sich hier voll ins komödiantische Zeug legen. 
Die für "Spotlight" oscarnominierte Rachel McAdams fällt dabei mit ihrer passend überdrehten, aber doch etwas zu gewollt witzigen Performance ein wenig ab, ansonsten glänzen sie aber alle. "The Gift"-Star Jason Bateman ist ja sowieso der erste Kandidat für den Loser der Gruppe, der trotzdem irgendwie das Zeug dazu hat, recht ordentlich durchzublicken und dementsprechend versüßt er mit versteinerter Miene und dem exakten Timing für den richtigen Lacher auch hier den Spieleabend. "King Kong"-Star Kyle Chandler gibt sich währenddessen herrlich selbstironisch, wird allerdings leider auch für einige Zeit aufs Abstellgleis befördert, während von den richtigen Spielern noch Billy Magnussen als leicht dämlicher, dafür aber auch überraschend witziger Sidekick den bleibensten Eindruck hinterlässt - das dritte Pärchen ist mit ihrem "Mit welchem Promi hast du geschlafen"-Running-Gag dann leider doch nur durchschnittlich witzig. Als Szenenstehler beweist sich aber tatsächlich ein ganz anderer, den man so nicht unbedingt hat kommen sehen, der hier aber dennoch den verrücktesten und zugleich liebenswertesten Charakter des ganzen Films mimt. "Barry Seal"-Star Jesse Plemons gibt hier den etwas verschrobenen, irgendwie seltsamen und gerade deshalb nicht mehr zum Spieleabend eingeladenen Nachbar, der in seinen gut über die Spielzeit verteilten Auftritten einen herrlich skurillen Humor verbreitet und nebenbei auch noch für die größten Überraschungen des ganzen Films gut ist. 
Von denen gibt es nämlich tatsächlich so einige und auch wenn man der Story da keinesfalls auf den Zahn fühlen sollte - die Macher schaffen es später tatsächlich noch einige Male, den Zuschauer zumindest oberflächlich gesehen hinters Licht zu führen. Zu diesem Zeitpunkt hat sich die sympathische Idee des unkontrollierten Spieleabends aber leider auch schon in die typisch amerikanische, etwas überdrehte, aber leider nicht mehr ganz so clevere Gangster-Komödie verwandelt, die mit viel Krachbumm, dafür aber nur wenig Hintersinn bei der Stange hält. Einige Einzelszenen wissen noch immer zu amüsieren, so zum Beispiel die herrlich choreographierte Jagd auf ein Faberge-Ei, die einen recht überraschenden Ausgang nimmt, doch so richtig mitfiebern tut man nicht mehr. Das während des wie schlecht drangetackerten Showdowns dann der überraschende Auftritt eines bekannten Serienstars als größtes Plus gilt, während der Rest vollkommener und nicht mal mehr wirklich witziger Mumpitz ist, der die Spielzeit unnötig streckt, sagt dann leider auch aus, dass "Game Night" nach gut einer Stunde doch merklich die Luft ausgeht.

Fazit: Die Idee ist herrlich, die Darsteller mit enorm viel Spielfreude dabei und in der ersten Hälfte erfüllen die Macher mit skurillem Witz, sympathischen Charakteren und einigen grandiosen Einzelszenen auch die Erwartungen, ehe man sich später im etwas anstrengenden und überladenen Actionfeuerwerk ausruht.

Note: 3






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