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Marvel's The Defenders

Da arbeiten sie fünf Staffeln lang auf den großen Zwischenhöhepunkt hin, stellen alle Helden in einzelnen Serien vor, bringen die Handlungen auf den Siedepunkt, um sie pünktlich zur Kollision zu bringen... und dann inszenieren sie dieses Highlight, das große, bisherige Finale des Serienuniverums von Marvel, doch nur als sogenannte Miniserie. Nur acht Folgen statt den üblich dreizehn Episoden nimmt man sich Zeit für das langerwartete Gipfeltreffen, was doch etwas erstaunlich anmutet: Für den bisher größten Treff an etablierten Figuren nimmt man sich nur etwas mehr als die Hälfte der Zeit? Letztendlich tut aber gerade das den "Defenders" ganz gut, während die Schwächen erkennbar auf anderen Ebenen liegen...

THE DEFENDERS - STAFFEL 1


Trotz der Bemühungen von "Iron Fist" Danny Rant (Finn Jones) treibt die Hand immer noch ihr Unwesen und versetzt ihren Kampf nun nach New York, wo sie damit beginnt, ihre seit langem siedenden Pläne in die Tat umzusetzen. Unter der Führung der mysteriösen Alexandra (Sigourney Weaver) rekrutiert die kriminelle Organisation unschuldige Menschen, was auch manch einen Helden, der eben diese retten will, auf den Plan ruft. Auf unterschiedlichen Wegen werden nach Danny auch Matthew Murdock (Charlie Cox) alias "Daredevil", die bärenstarke Privatdetektivin Jessica Jones (Krysten Ritter) und der unverwundbare Luke Cage (Mike Colter) auf die Vorkommnisse aufmerksam und müssen schon bald einsehen, dass sie diesen Kampf nicht alleine bestehen können. Vier Helden, die gemeinsam Seite an Seite kämpfen, könnten der Hand jedoch endlich ein verdientes Schnippchen schlagen...

Sicherlich war die Vorfreude groß, ähnliche Erwartungen wie an die Kinohelden rund um die "Avengers" dürfte wohl aber kaum jemand gehabt haben, als es hieß, dass nun auch die Serienfiguren in einem Gipfeltreffen endlich aufeinanderprallen würden. Marvel geht hier den selben, durchaus cleveren Weg wie im Kinouniversum, schlampt aber recht deutlich an einigen Ecken und Enden, was aber keine Fehler sind, die man nicht irgendwie hat kommen sehen. Der Mehrwert der Serienhelden funktioniert nämlich durch ihre Bodenständigkeit weitestgehend besser, wenn sie alleine unterwegs sind - als zusammengeschweißte Gruppe verliert dieser sich doch, da sie meistens doch nur auf Faustkämpfe und Wortgefechte beschränkt bleiben. Die Kinohelden rund um Thor, Hulk und Co. sind da einfach vielseitiger, während die Helden rund um Daredevil und Iron Fist ein sympathischer Haufen sind, die darüber hinaus aber als vereinte Gruppe weniger zu bieten haben. 
Dementsprechend bekommen es die "Defenders" dann auch mit Gegnern zu tun, die, gelinde gesagt, für die Avengers nur ein kleines Stelldichein abgegeben hätten, aber das ist schon okay - die Serien aus diesem Kosmos waren eh meist auf bodenständigere und wesentlich "realistischere" Kost angelehnt, was aber nicht manch schwer zu umgehende Schwäche wettmacht. An der hier insgesamt eher mauen Handlung, welche einzelne Plots aus den vorherigen Staffeln aufgreift, hätte man noch etwas feilen können, angesichts der verkürzten Handlung und des deutlich höheren Tempos bleibt für eine richtige Exposition oder leisere Elemente aber eh weniger Zeit. Dementsprechend blass bleiben auch die Bösewichte, die weitestgehend nur dazu gut sind, bedrohlich angehauchte Phrasen in den Raum zu pusten, dabei als ernstzunehmende Antagonisten aber nur ansatzweise durchgehen - "Alien"-Star Sigourney Weaver müht sich dabei beispielsweise redlich, kann gegen ihre minderwertig zurechtgestutzte Rolle aber auch nicht immer ankämpfen. 
Wesentlich charismatischer kommen dabei schon die altbekannten Charaktere daher und man darf guten Gewissens sagen, dass die Chemie stimmt, wenn die zuvor eingeführten Helden endlich aufeinandertreffen (inklusive etlicher bekannter Nebenfiguren, weswegen diese Staffel doch wie ein kleines, herzliches Familientreffen anmutet und die Serien sehr rund verknüpft). "Game of Thrones"-Star Finn Jones bleibt dabei als pathetische Iron Fist wie gehabt am flachsten, Krysten Ritter als Jessica Jones sorgt für den besten Unterhaltungswert, während Daredevil die dramatische Stange hochhält... Luke Cage reiht sich indes irgendwo dazwischen ein. Das ist schon alles ziemlich unterhaltsam und besonders der erste gemeinsame Fight in einem engen Bürotrakt lässt das Fan-Herz höher schlagen - hier zeigt sich die inszenatorische Wucht erinnerungswürdiger Actionszenen gemeinam mit dem Charisma der Helden, die nun ein Team gründen. 
Diese Atmosphäre hält die Serie auf Dauer nicht durch, verliert später zwar nicht an Fahrt, aber doch an Entertainment, wenn sich die Martial-Arts-Kämpfe auf Dauer doch wiederholen, wirkliche Spannung und Intensität nie wirklich geboten wird, man dafür wesentlich stärker auf den Blockbuster-Zug aufspringt: Popcorn-Unterhaltung mit gelegentlichen Ruhepausen und Tiefen, aber niemals so gelenk und intensiv wie zu Zeiten der zweiten "Daredevil"-Staffel oder des famosen "Jessica Jones"-Abenteuers. Einen großen Vorwurf kann man niemanden machen: Die Macher haben ebenso viel Spaß dabei, die Helden endlich aufeinandertreffen zu lassen wie der Zuschauer selbst, den richtig großen Climax lassen sie aber auch nicht los, konzentrieren sich wesentlich mehr aufs Sprücheklopfen, lassen die leisen Töne zuhause. Das ist flott und tut niemandem weh, als großer Zwischen-Showdown ist es aber doch etwas zu wenig.

Fazit: Das erste große Gipfeltreffen der Serienhelden von Marvel macht vor allem wegen des funktionierenden Charmes der einzelnen Figuren Laune - in Sachen Spannung und Intensität lässt die Handlung zu wünschen übrig. Das macht viel Spaß und liefert einige ganz starke Fanmomente, dafür aber auch lapidare Storys und ein eher schwaches Finale.

Note: 3




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