2011 war es der erste Film rundum Captain America, welcher den letzten Schritt zur großen Superhelden-Gaudi darstellte - das letzte Puzzlestück vor dem ersten Aufeinandertreffen der zuvor in Einzelfilmen vorgestellten "Avengers", welches 2012 den ersten großen Showdown im Cinematic Universe von Marvel markierte. Im Serienuniversum nimmt diesen Posten nun die sogenannte "Iron Fist" ein und dient als letztes Teil, bevor man endlich zur ersten Zusammenkunft der zuvor in einzelnen Staffeln vorgestellten Serienhelden, namentlich "The Defenders", gelangen wird. Und als viel mehr als dieses letzte Puzzlestück wird man diese Staffel dann wohl auch nicht in Erinnerung behalten, fehlt es den dreizehn Folgen doch schon bald spürbar an erzählerischem Ballast...
IRON FIST - STAFFEL 1
Fünfzehn Jahre lang galt Danny Rant (Finn Jones) nach einem verheerenden Flugzeugabsturz als tot. Während seine Eltern ums Leben kamen, überlebte Danny jedoch und verbrachte die nächsten Jahre in einem verschollenen Kloster, wo er in der Kunst des Kung Fu unterrichtet und schließlich als legendäre "Iron Fist" ausgewählt wurde. Nun ist Rant in seine Heimat nach New York zurückgekehrt und macht Besitzansprüche an der Firma seines Vaters geltend, die mittlerweile von Ward Meachum (Tom Pelphrey) und seiner Schwester Joy (Jessica Stroup), den Kindern von Harold Meachum (David Wenham), dem besten Freund von Dannys Vater und ebenfalls seit Jahren verstorben, geleitet wird. Während der verwirrte Danny in Amerika Fuß fasst und dabei auch die Dojo-Leiterin Colleen Wing (Jessica Henwick) kennenlernt, brauen sich dunkle Wolken am Horizont zusammen und neue Feinde trachten dem neuen Helden nach dem Leben...
"Iron Fist" wird wohl als die Serie im Marvel-Kosmos eingehen, die über ihre Laufzeit am markantesten an Schwung verliert. Die Show geht sehr gut los und lässt ehemals enttäuschte Gedanken bezüglich des Vorgängers "Luke Cage" schnell vergessen - der Mix aus leichtfüßigem Humor, stark inszenierter Action, Fantasy-Einschub und interessanten Nebenplots funktioniert, die Geschichte hat Tempo und kümmert sich sowohl um Einzelheiten als auch um das große Ganze sowie um die handelnden Figuren. Danny Rant ist zumindest zu Beginn eine Figur, mit der man gern mitfiebert, auch wenn ihm, ähnlich wie Luke Cage und zu Beginn auch Matt Murdock, doch einige Kanten abgeschliffen wurden, er etwas zu klar als guter Held rüberkommt und seine inneren Konflikte eher mau bleiben.
Die anderen Figuren sind da wesentlich interessanter gestaltet, wobei sich Jessica Henwick als toughe "Sensei" Colleen als klare Szenendiebin erweist und nicht nur Danny den Kopf verdrehen dürfte. Das Herumgehüpfe zwischen solide geschriebenem Firmenpolitik-Thriller und heroischem Actioner wirkt etwas skurill, aber am Anfang geht das dank hohem Unterhaltungswert und einigen hübschen Ideen durchaus auf... später verlieren die Macher aber dann doch sehr deutlich die Kontrolle über ihr Produkt. Je weiter die Geschichte voranschreitet, immer neue Feinde auf dem Brett in Stellung bringt und sich deutlich auf die Heldenstory der Titelfigur fokussiert, umso egaler wird einem das Ganze. Der Humor muss beinahe vollständig einer relativ anstrengenden Pathetik weichen, bedeutungsschwangere und sich stets immer wieder wiederholende Phrasen werden alle Nasen lang durch die Gegend geworfen.
Es geht um Verantwortung, natürlich um Schicksal und Bestimmung und darum, wie ein Held sich wirklich zu verhalten hat - Themen, die auch andere Comics bereits mehr als einmal aufgegriffen haben, wobei diese aber wesentlich lockerer damit umgingen. "Iron Fist" nimmt sich und seine Figuren schrecklich ernst und angesichts der doch eher mauen Geschichte, die immer mehr an Fahrt verliert, langweilt dies schon bald. In seinen schlechtesten Momenten (und davon gibt es leider einige) wirkt das Herumgequatsche um Heldentaten, das sagenumwobene Chi oder eben das möglichst episch ausgesprochen Wort "Iron Fist" gnadenlos lächerlich und wenn sich die Figuren immer wieder und mehrmals in einer Folge von Kontinent zu Kontinent bewegen, sich immer wieder entführen, entwaffnen und an die Wand drängen lassen, um dann doch noch (Überraschung!) einen Ausweg zu finden, scheint es so, als wären den Machern angesichts dieser lauwarmen Historie doch einfach zu wenig eingefallen.
Gerade die Titelfigur, anfangs noch so sympathisch und gewitzt eingeführt, fällt dem Drehbuchgepinsel zum Opfer, bleibt oft nur ein Spielball der Handlung und nebenbei ein enorm einfältiger und ewig herumschwadronierender Protagonist - dass Finn Jones dabei merklich blass bleibt, passt fast schon wieder zu gut. "Der Herr der Ringe"-Star David Wenham müht sich immerhin redlich, allerdings sorgt das Drehbuch auch in seinem Plot dafür, dass das alles einfach nicht rund, dafür aber umso mehr bemüht wirkt. Den Vogel abschießen tut man jedoch mit der erneuten Besetzung von Rosario Dawson, denn was die Autoren mit dieser Figur anstellen, ist schlichtweg grausam. Funktionierte die von Dawson dargestellte Krankenschwester Claire in den anderen Serien bislang als Bindeglied, so wird sie hier nur noch zum Comic Relief missbraucht, um zumindest ein wenig (niemals zündenden, oftmals gar peinlichen) Humor einzustreuen. Dawsons Performance schlingert dabei zwischen blass, nervig und hölzern und lässt erkennen, dass die Macher ihre Rolle schlichtweg totgeschrieben haben... was daran zweifeln lässt, ob das Serienuniversum denn zukünftig ebenso stark durchgeplant sein wird wie die Kinoversionen.
Fazit: "Iron Fist" weckt zu Beginn dank gewitzter Figuren und einer spannenden Geschichte hohe Erwartungen, versinkt alsbald mit einer immer fader werdenden Handlung im pathetischen Kitsch, lässt Figuren für hohle Phrasen fallen und wartet nicht einmal mehr mit Überraschungen auf. Das ist mal unterhaltsam, oftmals aber leider auch ziemlich doof.
Note: 3-
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