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Marvels Luke Cage - Die erste Staffel

Und weiter gehts mit dem Marvel-Serienuniversum und ein neuer Held bekommt nun seine eigene Serie. Nun gut, ganz neu ist er nicht, wurde der schier unverwundbare Luke Cage doch schon in der bombenstarken ersten Staffel von "Jessica Jones" eingeführt. Dies reichte den Verantwortlichen aber nicht, weswegen sie dem Hünen noch ein ganz eigenes Abenteuer andichteten... welches aber diesmal leider nicht wirklich überzeugend ausfällt. Über die gesamten dreizehn Folgen hinweg kann diese Show dann eben nie vollkommen den Mantel abstreifen, der ihn schlichtweg nur als einen weiteren Schritt zu den "Defenders" kennzeichnet, wenn all die etablierten Serienhelden schließlich für eine gemeinsame Mission aufeinandertreffen werden...

LUKE CAGE - STAFFEL 1


Nach den Ereignissen rund um Jessica Jones (Krysten Ritter) und den Gedanken kontrollierenden Kilgrave (David Tennant) hat sich der unverwundbare Luke Cage (Mike Colter) in seine Heimat Harlem zurückgezogen und Hell's Kitchen den Rücken gekehrt, um einfach seine Ruhe zu haben. Er arbeitet in einem Friseursalon und als Küchenhilfe in einem Club des manipulierenden Ganoven Cornell "Cottonmouth" Stokes (Mahershala Ali), mit dem sich schon bald erste Probleme anbahnen. Um seinen Status als respektierter und gefürchteter Herrscher der Stadt zu untermauern, greift dieser auch zu unkonventionellen und brutalen Methoden und kommt so auch Cage in die Quere, der sich nun entscheiden muss, ob er sein geheimes Leben weiterführen oder doch zum Helden und Beschützer der Unterdrückten heranreifen möchte...

Eigentlich macht Luke Cage seine Sache in seiner ersten eigenen Staffel gar nicht so übel. Die Geschichte ist nicht sonderlich neu, versucht anhand der politischen Verzwickungen aber immerhin einige komplexere Wege zu gehen und liefert mit dem für "Moonlight" oscarprämierten Mahershala Ali gespielten Cottonmouth einen charismatischen und bedrohlich wirkenden Schurken. Man kann der Serie nie vorwerfen, dass sie nicht unterhaltsam wäre, denn die Macher bemühen sich redlich durch einige clevere Wendungen und eine recht flott erzählte Geschichte, das Publikum bei der Stange zu halten... nur ist das, was sie hier vorlegen, eben nie wirklich packend. 
Die Probleme liegen dabei irgendwie geradezu auf der Hand: Luke Cage ist als Titelheld, ähnlich wie der Daredevil der noch recht schwachen ersten Season, eben doch zu glatt, es fehlt ihm an wirklichen Feinheiten und Kanten, weswegen man den großen Kerl zwar mag, aber auch nie wirklich mit ihm mitfiebert. Das erkannten die Macher offensichtlich auch und versuchten daher, die ihn umgebene Geschichte etwas unkonventioneller zu gestalten, was jedoch auch nicht wirklich funktioniert. Die respektablen Versuche, Themen wie Rassismus, die "Black History", das schwarze Lebensgefühl, Politik und das Finden des eigenen Ichs werden angepackt, immer wieder in den Vordergrund gestellt und beherrschen die Serie auch zu großen Teilen, leider wirken diese Winks aber immer auch ziemlich gewollt. 
Es scheint tatsächlich, als wolle man Luke Cage und seine Geschichten so schwarz wie es nur eben möglich ist zu erzählen und damit dürfte man sicherlich auch sein Publikum finden, nur schießt man dabei ebenso übers Ziel hinaus und bleibt auch viel zu oft unter dem Bereich des eigentlich Möglichen. Etliche Szenen werden mit feinstem Jazz oder lebendiger Rap-Musik unterlegt, was zwar passt, aber dennoch enorm gestellt wirkt. Die gesamte Hauptbesetzung besteht aus Afroamerikanern, was deutlich macht, dass hier ein Zeichen gesetzt werden soll, dennoch verstrickt man sich bei der Aufnahme immer gleicher Themen auch stets in Wiederholungen - die Serie kommt gerade im Mittelteil kaum noch aus dem Quark, ruht sich auf seinem Stolz aus, hat aber dann deutlich zu wenig erzählen. 
Man erkennt ganz genau, was das Ziel der Macher war, aber sie rudern förmlich blind daran vorbei und wenn schließlich die großen Comic-Kloppereien losgehen (die hier auch deutlich blasser inszeniert sind und nie wirkliche Wucht versprühen), beißt sich diese laue Blockbuster-Atmosphäre doch schon arg mit den teils sehr politischen Themen, die hier angefasst werden. Das ist dann am Ende ein recht lauer Mix aus vielen Versuchen, die aber liegengelassen werden, es ist etwas wirr und findet nie seinen eigenen Stil. Die Charaktere bleiben dabei ähnlich blass wie der Versuch einer politisch und moralisch angehauchten Geschichte, der aber der letzte Kick fehlt: Insbesondere die von Simone Missick gespielte Polizistin Misty Knight bleibt nur ein Spielball der Handlung, während Missick selbst in ihrer Darstellung erschreckend hölzern agiert. Einzig Rosario Dawson macht aus ihrer größeren Rolle noch klar das Beste - sie unterstreicht nun ihren Part als Agent Coulson des Marvel-Serienuniversums, welche als einzige Personalie auch abseits von Anspielungen auf Iron Man, Daredevil und Co. die Figuren zusammenhält und stellt ihre deutlich eingeschränkteren Kollegen dabei mehr als einmal in den Schatten.

Fazit: "Luke Cage" ist unterhaltsam und gibt sich redlich Mühe, verstrickt sich dabei, da man einfach zu viel will. Die recht blasse Comic-Handlung beißt sich mit respektabel angefassten, letztlich aber doch zu gewollt eingeschnürten, politischen Themen, die Serie findet zu selten ihren eigenen Stil. Das ist nie wirklich schlecht, oftmals sogar ziemlich gut... gerade im Vergleich zu seinen Kollegen aber doch deutlich blasser und uninteressanter.

Note: 3-




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