Irgendwann muss es doch endlich mal funktionieren. Während die Verfilmungen von Game-Klassikern wie "Uncharted" oder einer "Warcraft"-Fortsetzung höchstens mit dem Fernglas zu erkennen sind, übernimmt eine andere Videospiel-Ikone 2018 zum dritten Mal die Leinwände. In Form eines Reboots startet Lara Croft erneut durch... und nimmt passenderweise in Ansätzen die Geschichte und das Setting des "Tomb Raider"-Spiels aus dem Jahr 2013 zum Vorbild, welches auch bereits einen Neustart für die beliebte Abenteurerin darstellte - menschlicher, echter und verletzlicher. Ob hiermit endlich der Videospiel-Verfilmungsfluch gebrochen wird, der auch 2016 mit dem schwachen "Assassins Creed" noch anhielt?
TOMB RAIDER
Nachdem ihr Vater Richard (Dominic West) verschwunden ist, begibt sich Lara Croft (Alicia Vikander) auf die Suche nach ihm. Dabei stößt sie auf einen geheimen Raum innerhalb seines vorgefertigten Grabmals und erfährt dort, dass Richard sich offensichtlich daran gemacht hat, die verschollene Insel Yamatai zu finden. Dort soll die Göttin Himiku begraben sein, die allein durch einen Wink ihres Fingers Tod und Leid bringen konnte - genau nach ihrem Leichnam sucht nun auch die Söldnerorganisation Trinity unter Leitung des schießwütigen Mathias Vogel (Walton Goggins), da sie in dem Fluch eine Waffe wittern. Als Lara auf der Suche nach ihrem Vater ebenfalls auf Yamatai strandet, fällt sie den Söldnern in die Hände und muss den Kampf aufnehmen...
Wie aus den Trailern bereits bestens ersichtlich war, haben sich die Macher rund um Regisseur Roar Uthaug alle Mühe gegeben, den Stil an das beliebte Videospiel-Reboot von 2013 anzupassen. Die Handlung besteht dabei zu gleichen Teilen aus Versatzstücken des ersten und zweiten Teiles sowie etlichen neuen Ideen, die mal mehr, mal weniger gut funktionieren - aus dem Original hat man sich weitestgehend am Handlungsort und an der Neuausrichtung der Protagonistin bedient. Kenner des Spiels werden hier einiges wiedererkennen, so Laras Faible für Pfeil und Bogen, einen ziemlich schmerzhaften Fallschirmsprung und das Hechten durch dunkle Höhlen und Gemäuer, bei denen sie sich auch mal eines Greifhakens bedient. Visuell ist das, einige matschige Effekte mal ausgenommen, durchaus beeindruckend - hier verschmelzen Game und Film endlich auch mal auf der Kinoleinwand und die Atmosphäre ist dabei eine wirklich schöne.
Doch auch Menschen, die mit den Spielen bislang nichts anfangen konnten, kommen hier auf ihre Kosten. Die Handlung an sich ist eigentlich ziemlicher Mumpitz, zieht sich aber keinesfalls schlechter aus der Affäre als ähnliche Abenteuerfilme, von denen es dieser Tage ja leider eh nicht mehr allzu viele gibt. Lara muss einem Geheimnis auf die Spur kommen und sich auf diesem Weg zur Kriegerin mausern - als Schmankerl gibt es dabei dann einige kernige Actionszenen, sympathische Nebenfiguren und gegen Ende sogar ein paar recht gelungene, handlungstechnische Überraschungen, die ich so nicht habe kommen sehen. Es ist also sicherlich nicht so, als wüssten die Macher nicht, wie sie mit der Marke umgehen sollen und haben Lara Croft dabei in einen durchgehend runden, ziemlich flotten, nur im Mittelteil kurzzeitig mal durchhängenden Abenteuerfilm verwandelt, der einfach nichts weiter will, als ein wenig Blockbuster-Krawumm zu liefern.
Die Gegenspieler bleiben dabei vollkommen austauschbar, da kann auch "The Hateful Eight"-Star Walton Goggins wenig ausrichten, der durch das Skript leider viel zu blass bleibt. Auch Dominic West kann als Laras verschollener Vater nur wenig Charme verbreiten, was aber halb so schlimm ist, gehört die Leinwand hier doch eh einer ganz anderen: Alicia Vikander steht hier niemals im Schatten der lasziv dreinschauenden, ansonsten jedoch unterforderten Angelina Jolie in den furchtbar trashigen Verfilmungen der Jahre 2001 und 2003 und macht ihre ganz eigene Sache: Sie ist nur eine ganz normale, sportlich immerhin ziemlich gut durchgetaktete, junge Frau (beeindruckend, wie sich die zierliche Dame ein recht stählernes Sixpack antrainiert hat), die nun im Angesicht der Gefahr reagieren muss.
Sie ist keine Superheldin, sie muss auch ziemlich einstecken und bietet somit eine ausgezeichnete Sympathiefigur, mit welcher der Zuschauer mitfühlen und auch mal mitleiden kann. Vikander beherrscht den Film mit einer einnehmenden Präsenz, ist ebenso smart wie sexy und kann auch in emotional komplexeren Momenten (zumindest ansatzweise) zeigen, dass sie nicht bloß als stumpfe Action-Heldin herhält. Nein, das macht sie wirklich sehr, sehr gut und stellt den Rest dieses soliden Films somit hochkarätig in den Schatten. Eine Fortsetzung ist unter diesen Bedingungen sehr erwünscht, leider sehen die Einspielergebnisse momentan aber noch nicht allzu rosig aus. Schade, gerade im Abenteuergenre fehlt es denn doch immer noch an frischem Blut und diese Croft ist auf dem besten Wege, vielleicht ein wenig davon aufzubieten.
Fazit: Flotter Abenteuer-Actioner mit einer herausragenden Hauptdarstellerin und einigen starken Blockbuster-Szenarien. Die Handlung gerät ebenso wie die handelnden Bösewichte eher stumpf, hält aber dennoch einige Überraschungen bereit und die stilvolle Inszenierung erfreut auch Kenner der Videospiel-Vorlage.
Note: 3+
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