Gut, seien wir doch mal ehrlich - ich gucke mir sowieso so gut wie alles an, weswegen sich die Frage nach dem einen Schauspieler oder der einen Schauspielerinnen, deren Filme ich mir alle ansehe, nur weil er oder sie mitspielt, völlig gleich, in welchem Genre, bei mir eigentlich nicht stellt. Wenn es jedoch in den letzten Jahren die eine Schauspielerin gab, wegen welcher ich mich stets wie Bolle auf einen Film freute, ganz gleich, worum es dabei ging, war es Jennifer Lawrence - nicht zuletzt wegen ihres nach wie vor einnehmenden Spieles zählten "Passengers" und "mother!" 2017 zu meinen Kino-Highlights. Nun ist ihr neuer Film da, diesmal geht es ins Thriller-Milieu... und meine Erwartungen waren wie gehabt nicht gerade niedrig.
RED SPARROW
Nachdem ihre Tanzkarriere aufgrund eines fatalen Beinbruchs beendet worden ist, braucht die junge Russin Dominika Egorova (Jennifer Lawrence) neue Geldquellen, um die Medizin für ihre kranke Mutter Nina (Joely Richardson) zu bezahlen. Ihr Onkel Ivan (Matthias Schoenaerts) verwickelt sie daraufhin in einen Deal, welcher ihr Leben in Gefahr bringt. Dominika muss sich nun entscheiden, ob sie aufgrund des neu erhaltenen Wissens sterben oder lieber ein "Sparrow", ein russischer Geheimagent, werden will. Natürlich entscheidet sich Dominika für die zweite Option und muss nach einer grausamen und harten Ausbildung gleich den ersten Auftrag annehmen, woraufhin sie auf den amerikanischen CIA-Agenten Nathaniel Nash (Joel Edgerton) angesetzt wird.
Da ist er also, der neue Film von Jennifer Lawrence, in welchem sie erneut das klare Hauptargument und letzten Endes auch den größten positiven Haken darstellt. Lawrence hängt sich mal wieder voll rein, beweist in körperlich aufreizenden, teils gar mutigen Szenen wieder einmal ihr unvergleichliches Talent, eine Figur mit Leben zu füllen und löst die Aufgabe, den Film zu Großteilen auf ihren Schultern zu tragen, mit absolutem Bravour. Das hat man jedoch kommen sehen und wer sich einen größeren Film mit Mrs. Lawrence ansieht, der dürfte ahnen, dass er schauspielerisch auch etwas geboten bekommt. Neben ihr haben weitere bekannte Namen aber leider wenig zu tun: Joel Edgerton bekommt vom mageren Skript nie genügend zu tun, um seiner Rolle interessante Facetten zu verleihen, während große Namen wie Jeremy Irons, "Harry Potter"-Star Ciaran Hinds oder auch der grandiose Matthias Schoenarts in recht übersichtlichen Rollen zurückbleiben und keinen großen Eindruck hinterlassen. Einzig "Dexter"-Star Charlotte Rampling beweist mit ihrem Auftritt als nur scheinbar eiskalte "Dozentin" an der Agentenschule noch so etwas wie eine sehenswerte Würde, leider fällt aber auch ihre Rolle überschaubar aus.
Der Großteil bleibt also an Lawrence und Edgerton haften, wer sich hier nun jedoch auf ein Schauspiel-Duell von zweien der größten Mimen ihrer jeweiligen Generation eingestellt hat, dürfte sich ein wenig die Augen reiben, denn so richtig scheint die Chemie zwischen beiden hier nicht zu stimmen. Gut möglich, dass das aber auch am Drehbuch liegt, welches viel zu lange vor sich hinmäandert und den interessantesten Part rund um die brutale Ausbildung der zukünftigen Spione bereits nach nicht mal einer Stunde abgehakt hat. Hier bekommt der Zuschauer einige extrem heftige und unter die Haut gehende Szenen geboten, Atmosphäre angesichts der finsteren Kälte macht sich breit, hier scheint es wirklich um etwas zu gehen und Regisseur Francis Lawrence (der unter anderem mit seiner Hauptdarstellerin auch bereits drei der vier "Die Tribute von Panem"-Filme inszenierte) ist sich dabei auch nicht zu scheu, voll draufzuhalten - für Zartbesaitete ist das dann tatsächlich nicht immer ein leichtes Spiel.
Was darauf folgt, lässt sich aber auch mit viel Liebe nur noch als sehr zäher, an Tempo armer Thriller beschreiben, dessen Geschichte ebenso halbgar wie unspannend ausfällt. Man kann sich sicherlich damit beschäftigen und der Handlung aufmerksam folgen, um herauszufinden, wer hier nun für wen spielt, aber es ist möglich, dass man angesichts der ungenügend umschriebenen Charaktere und der ohnehin eher laschen Geschichte einfach das Interesse daran verliert. Immer wieder beweist Lawrence zwischendurch sein Gespür für spannende Szenarien, so in einem verhältnismäßig kleinen, dafür aber wirkungsvollen Schlussakt, darüber hinaus hat "Red Sparrow" aber erschreckend wenig zu erzählen und muss dabei gar noch eine Laufzeit von 140 Minuten füllen. Das ist nicht gut gegangen, lebt von Klischees, langen Dialogen, bedeutungsschwangeren Blicken und ziellos ins Leere laufenden Subplots. Nicht wirklich gut gedacht, auch politisch nicht wirklich elektrisierend und somit im besten Fall irgendwie bedeutungslos... ein Ausnahme-Thriller, wie ihn sich viele erhofften, ist das definitiv nicht.
Fazit: Nach einem vielversprechenden Beginn stellt sich die im Fokus stehende Thriller-Story als ebenso halbgar wie zäh heraus. Spannung gibt es selten und auch wenn Lawrence sich bemüht, dem ganzen, undurchsichtigen Treiben Gewicht zu verleihen, kann sie das schwache Skript mit einer erneut starken Performance nicht retten.
Note: 4+
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