Mittlerweile habe ich so viele Serien gesehen, dass ich beinahe monatlich mit einer neuen Staffel einer bereits begonnenen Show beglückt werde. Positiv, dass sich dadurch die Wartezeiten auf langerwartete Fortsetzungen verkürzen, allerdings fehlt aber natürlich manchmal auch die Zeit - so erschien die dritte Staffel des Hacker-Psychogramms "Mr. Robot" bereits Ende Januar nach einiger Verspätung bei Amazon Prime, ich bin allerdings jetzt erst dazu gekommen, mir diese anzusehen. Um mein Gedächtnis, welches sich kaum noch an Einzelheiten der vorigen Folgen erinnern konnte, wieder aufzufrischen, sah ich mir auch die ersten zwei Staffeln noch mal an... und ging dann schließlich ein wenig ernüchternd nach zehn Folgen aus der dritten Season heraus.
MR. ROBOT - STAFFEL 3
Natürlich überlebt Elliott Alderson (Rami Malek) den Schuss, den der panische Tyrell Wellick (Martin Wallström) auf ihn abgab, als ersterer versuchte, den tödlichen Anschlag auf ein E-Corp-Gebäude zu verhindern. Damit ist die Krise jedoch noch nicht ausgestanden, setzt die Dark Army doch immer noch alles daran, den gigantischen Konzern auch unter Abnicken von etlichen zivilen Opfern in die Knie zu zwingen, wobei Elliotts alter Ego Mr. Robot (Christian Slater) mithilft und dabei auch Elliott benutzt. Darlene (Carly Chaikin) muss sich derweil dem FBI unterordnen und ihre Aussagen bringen die Agentin Dominique DiPierro (Grace Gummer) langsam auf die richtige Spur...
Die zweite Staffel hatte mich mit der Hacker-Serie, in die ich anfangs solch große Erwartungen setzte, versöhnt, nachdem mich die erste Season noch enttäuschte. Nun geht es nach einem hundsgemeinen Cliffhanger weiter und zumindest anfangs in die Vollen. Die Serie hat nun kräftig damit zu schuften, all die verschiedenen Charaktere und ihre einzelnen, teils nebeneinander herlaufenden, teils sich aber auch verstrickenden Plots unter einen Hut zu bringen und da die dritte Staffel nun auch wieder nur aus zehn statt aus zwölf Folgen besteht, ist da einiges abzuhandeln... und das muss teilweise in rascher Abfolge geschehen. Trotzdem hetzt man sich hier nicht und nimmt sich in langen Szenen, einmal sogar während einer kompletten Episode die Zeit, in die Vergangenheit zu schauen, um dadurch etwaige Fragen zu klären und in die Seelen und Abgründe essentieller Charaktere zu blicken.
Das ist interessant und löst besonders gegen Ende der Staffel tatsächlich einige Fragezeichen in Luft auf, trotzdem entstehen auch einige Logikprobleme. Es wird offensichtlicher, dass die Macher vielleicht doch nicht den ganz großen Plan hatten, dass wahrscheinlich gerade Menschen, die sich persönlich mit der Thematik auskennen, doch entlarven werden, dass das so einfach dann doch nicht funktioniert und das manch eine wichtige Figur hier doch recht unbarmherzig aus der Serie entfernt wird, da die Autoren mit ihr nichts mehr anfangen zu wissen. Die zweite Staffel schaffte den Mix aus vollkommen durchgeknalltem Psychogramm und hartem, wendungsreichem Hacker-Thriller noch besser zu verbinden, hier gehen den Machern dann doch ab und zu die Pferde durch. Sie wissen nicht immer, was sie mit den Charakteren anfangen sollen, lassen einige völlig out of character handeln, während andere in wenigen Szenen verschludert werden - es ist irgendwie kein komplett rundes Gesamtbild mehr, was die Serie nicht weniger spannend macht, sie aber letztendlich ein Stück in Sachen Herz und Glaubwürdigkeit kostet.
Dem Hauptfaktor der Serie, dem Kampf zwischen Elliott und dem in seinem Verstand aufbegehrenden Mr. Robot, bleibt man dennoch treu und kommt zu einigen brillanten Szenarien, in denen der Clash zwischen den beiden auf interessante Weise vorangetrieben wird. So wechseln sich in dieser dritten Staffel einige Längen mit grandiosen Momenten, es ist aber alles nicht ganz zufriedenstellend und wirkt gegen Ende gar etwas gehetzt. Über alle Zweifel erhaben ist noch immer Sam Esmails eigensinnige Inszenierung, die für erinnerungswüdige, beinahe gemäldeartige Aufnahmen sorgt, ein fantastischer Soundtrack und eine starke Besetzung.
Aus dem Rahmen fällt dabei auch eine Episode, die wie ein Kinofilm aufgemacht ist - im Gegensatz zur Sitcom-Folge aus Staffel 2 fehlt es dieser Inszenierungs-Idee jedoch an einem nachvollziehbaren Rahmen. Damals nutzte man den Comedy-Flair als Teil von Elliotts Wahnsinn, hier jedoch scheint es nur eine Idee zu sein, welcher der Handlung aber nicht weiter auf die Sprünge hilft. Die fantastischen Leistungen aller Darsteller, allen voran "Nachts im Museum"-Star Rami Malek, ein herrlicher Christian Slater, Carly Chaikin und der neu zum Cast hinzustoßende Bobby Cannavale, unter anderem bekannt aus dem "Jumanji"-Reboot und dem MCU-Abenteuer "Ant-Man", täuschen über etwaige Handlungsschwächen ebenso wie ein spannendes Finale hinweg und befeuern dennoch die Vorfreude auf eine bald kommende, noch ohne konkreten Erscheinungstermin in Produktion befindliche vierte Staffel.
Fazit: Nicht immer gelingt es den Machern, alle Plots glaubhaft und spannend unter einen Hut zu bekommen - es wird sich verzettelt und der Plot verliert auch an Dringlichkeit. Die brillante Inszenierung, die starke Besetzung und einige wunderbar aus dem Rahmen fallende Momente und Folgen begeistern aber dennoch über gewisse Strecken.
Note: 3
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