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P.S. Ich liebe dich

Nicht jeder hat die Erfahrung bereits gemacht, doch wir alle werden sie früher oder später machen müssen - der Verlust eines geliebten Menschen. Ich habe es bereits erlebt und trotzdem will man nicht wirklich darüber nachdenken, ist es doch einfach zu unangenehm, zu verletzend. Was tut ein Mensch, wenn der Anker des Lebens urplötzlich davongerissen wird? Was geschieht mit der Psyche, dem Lebensinhalt, den Zielen und der Person an sich? Bereits der Roman "P.S. Ich liebe dich" versuchte in origineller Briefform, Antworten darauf zu finden, der Film stürzt sich ebenfalls auf dieses sensible Thema und bietet zumindest einige schöne Szenen. Als herzzerreißendes und ehrliches Drama fehlt es dem Werk leider trotzdem noch an Substanz...

P.S. ICH LIEBE DICH


Nach dem Tod ihres geliebten Mannes Gerry (Gerard Butler) ist Holly Kennedy (Hilary Swank) am Boden zerstört. Sie geht nicht mehr zur Arbeit, ignoriert Freunde und Familie und schließt sich in ihrer Wohnung ein, ungewillt, noch einen Fuß vor die Tür zu setzen. Erst an ihrem Geburtstag ändert sich ihr Trauer-Trott, als plötzlich ein Brief ihres verstorbenen Mannes vom Postboten überbracht wird. In diesem verspricht er seiner Frau, sie auf dem Weg der Trauer zurück ins echte Leben zu begleiten und stellt sie fortan in immer neuen Briefen vor Herausforderungen. Tatsächlich scheint Holly den Weg ins Leben zurückzufinden... doch loslassen will sie ihn noch immer nicht, weswegen die Angst vor dem baldigen letzten Brief, was einen erneuten Abschied von ihrer großen Liebe bedeuten muss, immer größer wird.

Das Buch, welches als Vorlage zu diesem Film diente, besteht dann tatsächlich nur aus diesen Briefen, was für die Drehbuchautoren eine große Herausforderung darstellte - wie sollte man aus einer Aneinanderreihung von auch noch so schön verfassten Liebeszeilen denn nun ein fähiges Drehbuch klopfen, aus dem dann auch noch ein Film entstehen konnte, bei welchem die Fans des Romans nicht gleich vor Wut die Wände hochgehen? Ohne die Vorlage jemals in den Händen gehalten oder gar gelesen zu haben - man muss sagen, dass sie sich zumindest einigermaßen achtsam aus der Affäre gezogen und die ohnehin originelle Grundidee der Story auf ebenso unterhaltsame wie auch berührende Weise in den Plot eingebunden haben. 
Die neuen Briefe, die Holly ständig von ihrem verstorbenen Mann erhält, da dieser seinen Plan zuvor so herzlich und clever organisierte (auch wenn man ihn vielleicht nicht unbedingt logisch abklopfen sollte, da man sonst doch auf einige recht eindeutige Plotholes stößt), wirken wie eine romantische Schnitzeljagd und man ist stets gespannt, was sich dieser Teufelskerl denn nun als nächstes wird einfallen lassen, um seine Witwe entweder doch noch mal verrückt zu machen oder ihr ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern - oder vielleicht auch einfach beides auf einmal. Und auch wenn sich der Film im Mittelteil recht deutlich zieht, die überschwänglichen Ausflüge ins wunderschöne Irland doch etwas gewollt wirken, so kann er seine recht faszinierende Atmosphäre glücklicherweise nie ganz ablegen, wenn es eben doch um die Rückkehr ins Leben geht und die arg kitschigen, aber doch irgendwie schönen Worte des verstorbenen Ehemannes zur Geltung kommen. 
Schwieriger sieht es da schon aus, wenn einige der Nebenfiguren zu Wort kommen: Die Rolle des frustrierten Singles Daniel, gespielt von "Independence Day"-Star Harry Connick Jr., ist trotz des klaren Nervpotenzials zumindest noch irgendwie originell, für die giggelnden Freundinnen Hollys kann das aber leider nicht gelten. Insbesondere die von Lisa Kudrow gespielte Denise wirkt wie ein seltsames Comic-Relief, die auf einem absoluten Ego-Trip ist und so gar nicht in die ansonsten recht liebevolle Atmosphäre hineinpasst - sie soll für Humor sorgen, wirkt angesichts ihrer ständigen Männersuche aber doch eher verwirrend. 
Auch für die Hauptfigur konnte ich mich kaum erwärmen, was einerseits an ihrem etwas verschrobenen Charakter als auch an der Darstellung von Oscarpreisträgerin Hilary Swank liegt, die hier nie wirklich glaubwürdig, in essentiellen Szenen gar überfordert und overactend wirkt, ganz im Gegensatz zu einem herrlich charmanten und spaßig aufgelegten Gerard Butler. Lob muss man hier einer ganz anderen Person dalassen und das ist nicht ganz überraschend "Valentinstag"-Star Kathy Bates, die in der Rolle der grummeligen Mutter die glaubwürdigste und auch emotional treffsicherste Figur verkörpern darf. Wenn sie gegen Ende in der wohl anrührendsten Szene des Films eine ganz neue Seite an sich zeigen darf, dann entblättert sich, dass zumindest ein Plot hier sehr, sehr rund und passend auserzählt werden kann.

Fazit: Nicht ganz runde, dafür angesichts seiner originellen Idee aber zumeist rührende Liebesgeschichte. Der Humor wirkt oft deplatziert, Längen haben sich auch einige eingeschlichen und auch die Besetzung funktioniert oft nicht - dafür hat der Film aber immer wieder einige grandiose Szenen, die für Leerlauf und maue Subplots entschädigen.

Note: 3




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