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Regeln spielen keine Rolle

Ende des Jahres 2017 ging der große Aufschrei durch Hollywood. Belästigungen, gar Vergewaltigungen von machtvollen Produzenten und Schauspielern, grausames Verhalten an Arbeitsplätzen, das Manipulieren ganzer Karrieren... die Traumfabrik schien mit einem Mal nur noch ein einziger Sündenpfuhl zu sein. Nun ist natürlich reichlich Naivität vorhanden, wenn man denkt, dass dies eben erst seit den Zeiten von Harvey Weinstein und Kevin Spacey der Fall ist, denn wo Gold glänzt, gibt es auch reichlich Schatten und das seit dem Anfang der Geschichte. Es war schon immer so, wenn nicht gar schlimmer und das dürfte jedem klar sein. Ein wenig setzt sich auch die Hollywood-Hommage "Regeln spielen keine Rolle" mit dieser Thematik auseinander, ohne dabei jedoch zu viel zu wagen oder gar einen wichtigen Aufschrei zu provozieren...

REGELN SPIELEN KEINE ROLLE


Im Jahr 1964 kommt die aufstrebende Jungschauspielerin Marla Mabrey (Lily Collins) nach Hollywood - der Multimilliardär und Hollywood-Mogul Howard Hughes (Warren Beatty) möchte sie unter Vertrag nehmen. Unter ihm arbeitet auch der gerade als Fahrer angefangene Jungspund Frank Forbes (Alden Ehrenreich), der sich ebenfalls in der Traumfabrik einen Namen machen möchte und durchstarten will. Zwischen Marla und Frank scheint sich schnell etwas anzubahnen, während Hughes mit der Wahl der Darstellerin nicht zufrieden ist und rasch ein wirres Komplott spinnt, welches später noch Folgen haben soll...

Als Hommage an das Hollywood der 60er-Jahre funktioniert das Werk sicherlich besonders in der ersten Hälfte. Die vollgerauchten Hinterzimmer, in welchen sich gelangweilte Produzenten das xte Probevideo ansehen. Verunsicherte Jungschauspielerinnen, die sich plötzlich in einen Badeanzug zwängen müssen. Und natürlich das ständige Einhalten der Regeln, bei welchen bereits ein kleiner, mehrdeutiger blick einen schnellen Berufswechsel nach sich ziehen kann. Hier begegnet "Rules Dont Apply" seiner Thematik mit Charme und Witz, durch die prunkvolle Ausstattung entsteht ein glaubwürdiges Hollywood einer anderen Zeit, schöne Bilder wechseln sich mit nett geschriebenen Dialogen. Es hätte, auch dank der namhaften Starbesetzung in kleinen und großen Rollen, alles so schön sein können... ja, hätte man denn nur ein besseres Drehbuch gehabt. 
Der Film scheint schon früh nicht zu wissen, in welche Richtung er eigentlich steuern will, er hat sehr viele Ideen und nimmt sie irgendwie alle mit rein, auch wenn diese sich schließlich recht eindeutig im Wege stehen. Während des ersten Drittels, wenn der Film noch den Anschein einer zwar vorhersehbaren, nichts desto trotz jedoch charmanten Liebesgeschichte vor den Toren Hollywoods macht, läuft man immerhin noch auf einer klaren Linie, was solide Unterhaltung verspricht... nicht weniger, aber auch nicht mehr. Später verirrt man sich dann jedoch in wirren Hüpfern, möchte der Traumfabrik unbedingt noch eins auswischen, dem legendären Howard Hughes noch ein Psychogramm zur Seite stellen (als wäre dies im grandiosen "Aviator" nicht bereits genug gelungen), möchte über kirchliche Werte, Familie, den Traum des Erfolgs, juristische Auseinandersetzungen und dem Aufprallen zweier verschiedener Welten einfach alles noch in die ohnehin nicht wirklich kurzweiligen zwei Stunden quetschen, bis der Film aus allen Nähten zu platzen droht. 
Er verliert seine Leichtfüßigkeit, auch seinen Witz, möchte sich plötzlich auf den Schienen eines Dramas bewegen, gibt den Figuren dafür aber viel zu wenig Gepäck, um den Zuschauer emotional mitzuziehen. Man bleibt gefühlsmäßig auf Distanz, baut keine Bindung zu den Figuren auf, die sich gefühlt alle paar Minuten erneut streiten, um sich wieder zu versöhnen und später wieder in den Haaren zu liegen. Das hat nie wirklich Schwung und lebt eher durch einige nette, eingestreute Einzelmomente, wirkt aber eben nicht rund, gar schwach durchdacht, bis zu einem lapidaren Schlussakt, der sich ebenso langatmig wie irgendwie ziemlich unbefriedigend und unbedeutsam anfühlt... kein Wunder, fehlt bei all den mageren und abgehackten Subplots doch spürbar der emotionale Unterbau. 
Die Schauspieler können gegen das laue Skript wenig ausrichten: Regisseur Warren Beatty besetzte sich in der Hauptrolle gleich selbst, macht seine Sache gut und somit besser als seine jüngeren Co-Stars. "Okja"-Star Lily Collins, gibt sich charmant, dennoch fehlt es ihr hier noch merklich an Strahlkraft, während der zukünftige Weltraumschmuggler Alden Ehrenreich mit mehr Ausstrahlung bei der Sache ist, vom Skript aber eben auch oftmals recht belanglos aufs Abstellgleis verfrachtet wird. Ähnlich ergeht es auch all den namhaften Nebendarstellern, von denen einzig und allein "Godzilla"-Star Matthew Broderick und der alte "Departed"-Haudegen Martin Sheen noch Akzente setzen können. Für all die anderen, über den nur in einer Szene beheimateten Ed Harris bis hin zu "Shut In"-Star Oliver Platt, bleibt dabei aber viel zu wenig Raum, um wirklich in Erinnerung zu bleiben.

Fazit: Wirre und ziellose Hommage an das Hollywood-Feeling der 60er-Jahre, welches ungelenk durch etliche Genres hopst, wobei der emotionale Unterbau ebenso wie der leichtfüßige Charme recht schnell verloren geht. Trotz schöner Aufnahmen und interessanter Einzelszenen wirklich nur ein halbgarer Mix aus Liebesgeschichte, Drama und Psychogramm.

Note: 4




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