Bruce Willis zieht nicht mehr an den Kinokassen und wenn nun ein neuer Action-Thriller mit ihm in der Hauptrolle herauskommt und tatsächlich einen Start in den Kinos erhält, nicht gleich als eine DVD-Premiere endet, dann ist das mittlerweile tatsächlich schon etwas Besonderes. Der ehemalige Superstar, der sich mit Klassikern wie "Das fünfte Element", "The Sixth Sense" und der "Stirb langsam"-Reihe einen regelrechten Kultstatus erarbeitete, steht nun im Grunde nur noch für langweilige Stangenware, welcher er auch selbst mit lustlosen Performances die Krone aufsetzt. Aber hey, wenn das Ding im Kino startet, muss doch was dran sein, oder?
DEATH WISH
Für den leitenden Arzt Dr. Paul Kelsey (Bruce Willis) bricht eine Welt zusammen, als seine geliebte Frau Lucy (Elisabeth Shue) während eines Raubüberfalls getötet wird. Kelsey weiß nicht, wie er weitermachen soll und lässt sich auch von seinem Bruder Frank (Vincent D'Onofrio) nicht auffangen... bis ihm ein Licht aufgeht. Er besorgt sich eine Waffe und benutzt diese auch gleich bei einem Akt von Zivilcourage. Schon bald ist Kelsey als vermummter "Grim Reaper" in der Stadt bekannt, der sich an die Fersen der bösen Buben heftet und dabei auch auf die Spur der Mörder seiner Frau gelangt.
Natürlich, es gibt einen Grund, wieso dieser neue Willis-Streifen nun doch den Weg ins Kino findet und nicht gleich als DVD-Premiere in den Regalen verstaubt und es ist nicht der Hauptdarsteller. "Death Wish" stellt nämlich tatsächlich ein in der heutigen Zeit angelegtes Remake eines schon ein wenig in die Tage gekommenen Action-Thrillers namens "Ein Mann sieht rot" dar. Damals spielte der 2003 verstorbene Charles Bronson, Star aus "Die glorreichen Sieben" den urplötzlich amoklaufenden Familienvater und tat dies sogar noch in mehreren Fortsetzungen. Dazu wird es bei diesem neuen Film aber sicherlich nicht kommen, da die Einspielergebnisse in den USA bereits jetzt enttäuschen und das Werk von Eli Roth auch nur über wenige nennenswerte Eigenschaften verfügt, durch welche man sich an es erinnern wird.
Sicher, in einigen Momenten erschafft Roth ein unterhaltsames Gefühl der Spannung und wie Kelsey zu Beginn mit Waffen und Faustkämpfen hadert, auch mal auf die Fresse bekommt, eben kein lupenreiner, sämtliche Punches wegsteckender Actionheld ist, das hat sogar auch sympathischen Witz. Der beiläufig eingestreute Humor wirkt angesichts der schrecklichen Familientragödie, die hier wie ein Schleier über der Handlung liegt, ziemlich deplatziert, weswegen sich Roth alsbald eben nur noch auf den Radau versteht. Sobald Kelsey sich an die Fersen der Täter heftet (was für heutige Verhältnisse erstaunlich lang dauert, da man sich den Charakteren immerhin auf recht ausführliche Weise widmet), badet Roth im Austarieren des Tötens der Kriminellen und lässt seine Handlung hintenanstehen.
Die war auch vorher schon kein Glanzlicht, hatte mit dem Plot rund um die ermittelnden Detectives und einen besorgten Bruder, der eigene Geldnöte zu verzeichnen hat, aber zumindest noch ein wenig Herz in der Tasche. Letzten Endes geht aber nur noch Bruce Willis auf die Jagd, tut das in bester Roth-Manier mit allerlei zerquetschten Köpfen und sehr viel Maschinengewehr-Feuer, was feindliche Körper regelrecht zerfetzt... was redundant und irgendwie auch langweilig wirkt. Inklusive eines überraschend kurzen und enorm enttäuschenden Showdowns ist Roth einfach nichts weiter zu der Prämisse eingefallen, weswegen "Death Wish" wirkt wie ein halbgares Abziehbild. Es ist nie ganz schlecht, das wäre zu viel der Kritik, aber es fehlt dem Werk eben an genau dem, was man zuvor noch nicht gesehen hat.
Es verliert gerne an Tempo und lässt auch einen ziemlich gelangweilt agierenden Bruce Willis nur selten wirklich von der Leine. Der "Armageddon"-Star scheint sich nicht zu freuen, in einer erneuten 08/15-Krachbumm-Produktion vor der Kamera stehen zu müssen und auch wenn er ab und an neben einem soliden Dean Norris zu schlitzohrigem Humor fähig ist... er ist eben nicht mehr der kernige Megastar, den wir immer so gerne gesehen haben. Letzten Endes kann man sich den Film schon ansehen, so schlecht, wie er von der Presse gemacht wird, ist er doch nicht. Es fehlt ihm nur eben an Dringlichkeit - hätte es ihn nicht gegeben, wir hätten ihn nicht vermisst.
Fazit: Action-Thriller mit Temposchwierigkeiten und einem antriebslosen Hauptdarsteller, der in der zweiten Hälfte in bedeutungsloser Action verpufft. Einige Momente von Spannung und nettem Sarkasmus gelingen, darüber hinaus ist "Death Wish" aber erstaunlich halbgar und herzlos.
Note: 4+
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