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Beasts of the Southern Wild

Ich bin ein Fan von Filmen, die die Überlänge überschreiten oder zumindest streifen. Das kommt, wie bei vielen anderen, sicherlich auch durch die Leidenschaft der Serien - eine Geschichte, die über mehrere Etappen erzählt wird und sich dabei mehr Zeit lässt, um Charaktere und Handlung formen zu können, empfinde ich als packender. Natürlich gibt es gerade im Blockbuster-Kino Ausnahmen, aber generell finde ich, dass die meisten Storys durch eine längere Laufzeit besser atmen können... solange die Story denn soweit taugt. Eine klare Ausnahme ist "Beasts of the Southern Wild", der inklusive Abspann nur 89 Minuten läuft und dabei auch nicht länger hätte sein dürfen.

BEASTS OF THE SOUTHERN WILD


In den Sumpfgebieten von Louisiana, am Golf von Mexiko, abgeschnitten von der zivilisierten Außenwelt, lebt die sechsjährige Hushpuppy Doucet (Quvenzhane Wallis) gemeinsam mit ihrem strengen Vater Wink (Dwight Henry). Sie leben in einer Gegend, die sehr anfällig für Sturmfronten ist und deswegen bald im Wasser versinken wird, wobei alles Leben mit sich gerissen werden würde. Das ist für die dort lebenden Menschen jedoch kein Grund, das Handtuch zu werfen oder für Hushpuppy, nun Trübsal zu blasen - sie ist ihr eigener Herr und bringt sich vieles selbst bei. Bald wird sie jedoch auch mit der Zivilisation der anderen Seite konfrontiert, als ein Sturm das arme Dorf heimsucht...

Was, wo, wie, warum? Antworten auf diese Fragen bleibt uns "Beasts of the Southern Wild" auch dem gelaufenen Abspann weitestgehend schuldig. Ob das nun die Realität sein soll oder eine fantastisch angehauchte Zukunftsvision. Ob in diesem nicht näher beschriebenen Ort, den die Bewohner "Bathtub" nennen, denn auch in der realen Welt Menschen leben, die der Zivilisation den Rücken gekehrt haben. Und wenn ja, wieso sie das getan haben. Das ist alles ziemlich mysteriös und entgegen konventionellerer (wenn auch sicherlich besserer) Beiträge wie "Captain Fantastic", indem bereits eine ganze Familie bebildert wurde, die lieber einsam im Wald statt in der Großstadt lebt, weiß man hier nie so genau, wo das denn nun steht. Das hat mich gestört, da ich durch diesen etwas engstirnigen Mysterie-Gehalt kaum Bezug den etlichen Nebenfiguren herstellen konnte, die in brüchigen Häusern leben, von Sturmfluten dahingerafft werden, Alkohol trinken, feiern und streiten. Eine Naturverbundenheit, was die naheliegendste Antwort gewesen wäre, konnte ich nicht feststellen und warum diese Menschen tatsächlich etwas gegen die "anderen" haben, die mit ihren seltsamen medizinischen Geräten zu Hilfe eilen, bleibt allerhöchstens schwammig. 
Sie wollen eben einfach in Ruhe gelassen werden... und wem das zur Antwort genügt, der kann mit "Beasts of the Southern Wild" einen recht besonderen Film entdecken, der konventionelle Bewegungsmuster beinahe provokant unterläuft, Klischees ausspart und eben einfach so herumtollt. Für viele ist das sicherlich besser als Baldrian, denn der Film macht sich wenig aus seiner Dramatik, bleibt auf dem Boden, stellt sich nicht exzessiv in die erste Reihe, um herauszurufen, wie toll er doch ist - das hat er vielen anderen Oscarbeiträgen, die ja förmlich nur auf solche Auszeichnungen schielen, definitiv voraus, wobei es dem Werk aber auch nicht an Selbstbewusstsein fehlt. 
Es ist aber eben auch ein Film, bei dem man nicht weiß, wie man ihn einordnen soll. Er macht dramaturgisch so einige Dinge falsch, manchmal gar desaströs... aber er macht eben auch vieles richtig. Zu letzterem zählt die visuelle Kraft der ruhig eingefangenen Bilder, die uns tatsächlich in ein einsames Dorf hineinwirft. Von der kleinen Hushpuppy werden wir bei der Hand genommen und in ihre eigene, kleine Welt entführt - was dabei echt ist oder was nur dem Kopf und der lebendigen Fantasie des Mädchens entstammt, das soll jeder auf seine Weise herausfinden und letztendlich für sich beantworten können. 
Herauszuheben ist auch Quvenzhane Wallis, die für diese Rolle gleich für einen Oscar nominiert wurde, obwohl sie zuvor keinerlei Schauspielerfahrung vorweisen konnte. Wallis legt in diesem jungen Alter dann aber nicht nur eine ungemeine Kraft, sondern auch eine beeindruckende Natürlichkeit an den Tag, sodass es dem Zuschauer schwer fällt, sie nicht zu mögen oder ihr, trotz der wackligen Dramaturgie, nicht durch die Handlung zu folgen. Wallis selbst hinderte mich dann daran, vollkommen auszusteigen, was ohne ihre helfende Hand sicherlich geschehen wäre. Und wer nicht so sehr auf grandiose Darstellerleistungen im nuancierten Bereich achtet, der dürfte nach einer halben Stunde ausschalten oder in tiefen Schlaf versinken. "Beasts of the Southern Wild" ist in all diesen Wirrungen und plötzlich wieder erstaunlich lebensechten Geschehnissen kein Film, der vielen Menschen gefallen wird. Aber er ist ein Film, der besonders ist... besonders mysteriös, ohne Fantasy-Inhalte zu streuen.

Fazit: Der Film macht aus sich selbst ein Geheimnis, welches auch bis zum Abspann nicht aufgelöst wird. Das ist schädlich für die Dramaturgie, die somit eher schleppend läuft und den Zuschauer nicht packt... ganz im Gegensatz zur jungen Quvenzhane Wallis, die hier eine Glanzleistung in der Hauptrolle darbringt.

Note: 3-




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