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Chloe

Pass ganz genau auf, mit welchen Menschen du dich umgibst. Ich befinde mich in einer Phase meines Lebens, in welcher ich ganz genau überlege, mit wem ich meine knapp bemessene Zeit verbringen will. Allerdings ist auch niemand dabei, der mir auf eine gewisse Art und Weise gefährlich werden könnte. Das erlebt nämlich Julianne Moore im Film "Chloe" aus dem Jahr 2009... denn sie hat nicht aufgepasst, wen sie da in ihr Leben lässt, mit wem sie intime Details teilt. Das führt schließlich in einen erotischen Thriller, der drei Topstars aufeinander loslässt, in seiner dramaturgischen Fahrt aber deutlich schwächelt.

CHLOE


Catherine Stewart (Julianne Moore) arbeitet als Gynäkologin und stellt seit geraumer Zeit Probleme in ihrer Ehe fest. Ihr Mann David (Liam Neeson) hält Vorlesungen an Unis und wird dabei aufgrund seines natürlichen Charmes von vielen Studentinnen angehimmelt. Als Catherine eines Tages vermutet, dass David eine Affäre haben könnte, heuert sie das Callgirl Chloe (Amanda Seyfried) an. Diese soll ihren Mann in einem Cafe anflirten und ihn aus der Reserve locken, um Catherine Sicherheit zu geben. Doch der Plan der Ärztin geht nicht recht auf, denn mit einem Mal ist Chloe nicht mehr zu halten, wirft sich David förmlich an den Hals... und will nicht mehr gehen.

Bei "Chloe" handelt es sich um das Remake des französischen Thrillers "Nathalie" aus dem Jahr 2003. Es ist natürlich nicht das erste Mal, dass eine europäische Produktion für den US-amerikanischen Markt neu aufgelegt wird (zuletzt erwartete die Amerikaner gar ein "Honig im Kopf"-Remake, bei welchem erneut Til Schweiger Reige führt und welches von den Kritikern förmlich in der Luft zerfetzt wurde) - die Amerikaner besitzen keine große Synchronabteilung und hassen Untertitel, weswegen sie interessante Filme lieber komplett neu produzieren, um sie für den Markt zu öffnen. Deswegen gibt es statt "Nathalie" nun also auch "Chloe", wobei sich drei Topstars in den Hauptrollen aufeinander stürzen dürfen. 
Den Löwenanteil bekommen dabei die beiden Damen ab, während "The Commuter"-Star Liam Neeson eine prägnante, insgesamt aber eher passive Rolle einnehmen muss, die eher durch die Handlung gedrängt wird. Im Fokus steht indes der Konflikt zwischen Catherine und Chloe, verkörpert von Oscarpreisträgerin Julianne Moore und "Mamma Mia"-Star Amanda Seyfried... und der durchläuft einige interessante Wendungen. Man will nicht zu viel von dem verraten, was diese beiden so unterschiedlichen Frauen im Verlauf dieser knisternden anderthalb Stunden erleben, doch wird dabei so manches Leben gehörig auf den Kopf gestellt und durchgerüttelt. 
"Remember"-Regisseur Atom Egoyan bleibt dabei durchgehend ganz nah bei seinen Figuren, setzt die Damen fast immer in Close-Ups, lässt lange Blicke und kleine Gesten durchscheinen. Das wirkt manchmal etwas plakativ und gerade durch die doch enorm mysteriös angehauchte Rolle der Chloe oftmals auch etwas überzeichnet. Da Moore und Seyfried jedoch auf beeindruckende Art und Weise miteinander harmonieren, zwischen beiden förmlich die Funken fliegen, fallen solcherlei Mätzchen vorerst nicht auf. Man sieht beiden ungemein gern zu, insbesondere Moore legt eine solch beeindruckende Verletzlichkeit an den Tag, dass man schlichtweg verzaubert ist. 
Die Handlung als solche verzaubert aber weniger, denn diese ist deutlich geradliniger und leichter angelegt. Eine zentrale Wendung, die die Ereignisse in einem neuen Licht erstrahlen lassen soll, sieht man schon lange, lange vorher kommen - eine Überraschung ist hier also doch fehl am Platze. Und auch Moore und Seyfried können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der zuvor so langsam, gar atmosphärisch anlaufende Plot später doch ziemlich überzeichnet wird und in einem Finale endet, das dramatisch wirken soll, aber eher kopflos wirkt. Hier ist mit den Machern wohl irgendwann der Gaul durchgegangen und es macht ein wenig den Eindruck, als hätte man sich hier nicht entscheiden können, in welche Richtung man rudert und Beziehungsdramen, Erotikthriller und leisen Trash in einen Topf geworfen. Herausgekommen ist ein stark gespielter Thriller, der immer wieder menschliche Abgründe auslotet, um schließlich aber in der lautstarken und überhöhten Bedeutungslosigkeit zu versanden.

Fazit: Julianne Moore und Amanda Seyfried harmonieren in diesem knisternden Erotikthriller prächtig miteinander. Leider können sie aber auch nicht verhindern, dass der zuvor atmosphärische Plot im weiteren Verlauf immer weiter zerfasert und in einer unnötigen Überdramaturgie endet.

Note: 3-




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