Es ist der nächste große Netflix-Hype und schon wieder kommt dieser irgendwie aus dem Nichts. So gut wie niemand hat auf diese nächste Teenie-Serie gewartet, die sich irgendwie mit einer neuen Form der sexuellen Aufklärung auseinandersetzen soll, gepaart mit ein wenig Highschool-Drama und flotter Comedy. Und doch schlug die erste Staffel der neuen Hit-Show "Sex Education" ein wie eine zumindest kleine Bombe. Jeder redet darüber, gefühlt jeder hat es gesehen... und nun war auch endlich ich an der Reihe. Ich musste mich natürlich selbst davon überzeugen, ob diese Serie nun so gut ist wie ihr Ruf oder ob dieser nun wirklich besser ist als die acht Folgen selbst. Insgesamt war ich aber durchaus angetan von dem wilden Biss und des gar nicht mal so dummen, selbstreflektierenden Humors...
SEX EDUCATION - STAFFEL 1
Der siebzehnjährige Otis Milburn (Asa Butterfield) hat es nicht gerade leicht. Mit seiner Mutter Jean (Gillian Anderson), die beruflich als Sextherapeutin arbeitet und sogar ihrem Sohn lehrende Tipps mitgeben will, ist er überfordert und auch in der Schule hat er außer dem homosexuellen Eric (Ncuti Gatwa), der selbst keinen richtigen Anschluss findet, keine Freundschaften geschlossen. Aufmerksam werden seine Mitschüler und insbesondere die in sich gekehrte, bei den Jungs jedoch sehr beliebte Maeve (Emma Mackey), als er einige Tipps seiner Mutter an eine Mitschülerin weitergibt. Maeve riecht ein florierendes Geschäft und überredet den unsicheren Otis dazu, an seiner Schule eine Sextherapie zu geben... gegen Geld natürlich. Schon bald richten Otis, Maeve und Eric dabei jedoch insbesondere in ihrem eigenen Leben mehr Schaden an, als sie geplant hatten.
Bevor sie nun wirklich alle an die Decke gehen - nein, hier erwartet uns nicht das neue "Tote Mädchen lügen nicht", auf dessen dritte Staffel Millionen Fans sehnsüchtig erwarten (ich nicht unbedingt, war die zweite Season doch ein deutlicher Letdown). Wir sehen hier also kein düsteres Drama, welches beinahe schon in die Ecke eines heftigen Thrillers abdriftet. Keine Crime-Geschichte aus den Augen verwirrter Teenager. Stattdessen ist in "Sex Education" zumindest auf den ersten Blick alles bunt: Kamerafahrten rasen über den wunderschönen Sommer, Highschoolschüler liegen sich in den armen und besonders die erste Folge platzt schier vor gekonntem Wortwitz, der Einführung interessanter Charaktere und den ersten Handlungsdetails. Im direkten Vergleich ist diese Teenie-Serie also wesentlich lockerer, humorvoller und bissiger, ohne dabei aber Gefahr zu laufen, zu einer reinen Klamotte zu verkommen.
Denn obwohl skuriller Humor im Vordergrund steht und die Autoren gerade im Hinblick der Zeichnung ihrer Haupt- und Nebenfiguren ein wunderbares Talent dafür zu beweisen, jedweden Fetisch oder sexuelle Orientierung auf originelle und niemals veralberte Art darzustellen, so nehmen sie all diese jungen Menschen dennoch ungemein ernst... und das ist sehr positiv gemeint. Sie finden eine allgemein perfekte Balance zwischen teils schwarzhumoriger und ungemein sympathischer Komödie, welche die alltäglichen und teils auch ziemlich absonderlichen Probleme ihrer jugendlichen Charaktere präsentiert, und effektivem Drama, welches die zwischenmenschlichen Beziehungen ausspielt. Ganz große Überraschungen gibt es dabei zwar nicht, aber das ist auch gar nicht nötig, würden reißerische Wendungen der tiefen Menschlichkeit der Show dabei doch sicherlich im Weg stehen.
Stattdessen sehen wir glaubwürdige, wenn auch manchmal für das Alter der Personen etwas zu erwachsen daherredende Charaktere, mit denen wir gern mitziehen... und die innerhalb des Grundkonflikts mit fortschreitender Episodenanzahl an Strahlkraft gewinnen und immer wieder auch neue Seiten an sich zeigen. Nur in den wenigsten Momenten gerät dies ein wenig zu plakativ, zumeist verstehen es die Macher jedoch, Ängste und Probleme der Teenager passend zu bebildern und dem Zielpublikum sowohl einen Ratschlag als auch pure Unterhaltung mit auf den Weg zu geben. So gut wie jedes Thema wird dabei angeschnitten und breit genug verfolgt, um nicht einfach abgehakt zu werden: Die eigene Sexualität, Konflikte mit den Eltern, die erste große Liebe, soziale Netzwerke und ihr Missbrauch, der eigene Ruf, kreatives und sexuelles Ausleben und natürlich ein Schulball. Nichts davon ist thematisch wirklich neu, aber die Art und Weise, wie die Macher diese Plots aufgreifen und sie ungeschönt darbieten, ist durchaus erfrischend.
Dabei war Netflix als Produzent auch mutig genug, mal genauer hinzusehen - nackte Haut ist hier an der Tagesordnung, ebenso wie Nahaufnahmen von diversen Geschlechtsteilen. Auch diese Momente baut die Serie aber nicht zum Selbstzweck ein, sondern ordnet sie der Geschichte unter, was ein rundes Gefühl gibt. Und auch die Schauspieler machen ihre Sache durch die Bank weg großartig: Wo ich mit "Den Sternen so nah"-Star Asa Butterfield anfangs noch nicht wirklich warm wurde, so gefiel mir seine Darstellung im späteren Verlauf immer besser. Überflügelt wird er dennoch deutlich von einer herrlichen Gillian Anderson als seine ihn unfreiwillig therapierende Mutter sowie seinen Co-Stars Ncuti Gatwa und Emma Mackey.
Fazit: Die neue Netflixserie findet eine schier unwiderstehliche Balance aus wortgewandter Teenie-Komödie und ernstzunehmendem Selbstfindungsdrama, eingepackt in einen originellen Grundkonflikt, versehen mit starken Darstellungen. Nur selten plakativ, dafür aber clever und mit Herz und Seele. Ich warte bereits jetzt auf die Nachfolgestaffeln.
Note: 2
Bevor sie nun wirklich alle an die Decke gehen - nein, hier erwartet uns nicht das neue "Tote Mädchen lügen nicht", auf dessen dritte Staffel Millionen Fans sehnsüchtig erwarten (ich nicht unbedingt, war die zweite Season doch ein deutlicher Letdown). Wir sehen hier also kein düsteres Drama, welches beinahe schon in die Ecke eines heftigen Thrillers abdriftet. Keine Crime-Geschichte aus den Augen verwirrter Teenager. Stattdessen ist in "Sex Education" zumindest auf den ersten Blick alles bunt: Kamerafahrten rasen über den wunderschönen Sommer, Highschoolschüler liegen sich in den armen und besonders die erste Folge platzt schier vor gekonntem Wortwitz, der Einführung interessanter Charaktere und den ersten Handlungsdetails. Im direkten Vergleich ist diese Teenie-Serie also wesentlich lockerer, humorvoller und bissiger, ohne dabei aber Gefahr zu laufen, zu einer reinen Klamotte zu verkommen.
Denn obwohl skuriller Humor im Vordergrund steht und die Autoren gerade im Hinblick der Zeichnung ihrer Haupt- und Nebenfiguren ein wunderbares Talent dafür zu beweisen, jedweden Fetisch oder sexuelle Orientierung auf originelle und niemals veralberte Art darzustellen, so nehmen sie all diese jungen Menschen dennoch ungemein ernst... und das ist sehr positiv gemeint. Sie finden eine allgemein perfekte Balance zwischen teils schwarzhumoriger und ungemein sympathischer Komödie, welche die alltäglichen und teils auch ziemlich absonderlichen Probleme ihrer jugendlichen Charaktere präsentiert, und effektivem Drama, welches die zwischenmenschlichen Beziehungen ausspielt. Ganz große Überraschungen gibt es dabei zwar nicht, aber das ist auch gar nicht nötig, würden reißerische Wendungen der tiefen Menschlichkeit der Show dabei doch sicherlich im Weg stehen.
Stattdessen sehen wir glaubwürdige, wenn auch manchmal für das Alter der Personen etwas zu erwachsen daherredende Charaktere, mit denen wir gern mitziehen... und die innerhalb des Grundkonflikts mit fortschreitender Episodenanzahl an Strahlkraft gewinnen und immer wieder auch neue Seiten an sich zeigen. Nur in den wenigsten Momenten gerät dies ein wenig zu plakativ, zumeist verstehen es die Macher jedoch, Ängste und Probleme der Teenager passend zu bebildern und dem Zielpublikum sowohl einen Ratschlag als auch pure Unterhaltung mit auf den Weg zu geben. So gut wie jedes Thema wird dabei angeschnitten und breit genug verfolgt, um nicht einfach abgehakt zu werden: Die eigene Sexualität, Konflikte mit den Eltern, die erste große Liebe, soziale Netzwerke und ihr Missbrauch, der eigene Ruf, kreatives und sexuelles Ausleben und natürlich ein Schulball. Nichts davon ist thematisch wirklich neu, aber die Art und Weise, wie die Macher diese Plots aufgreifen und sie ungeschönt darbieten, ist durchaus erfrischend.
Dabei war Netflix als Produzent auch mutig genug, mal genauer hinzusehen - nackte Haut ist hier an der Tagesordnung, ebenso wie Nahaufnahmen von diversen Geschlechtsteilen. Auch diese Momente baut die Serie aber nicht zum Selbstzweck ein, sondern ordnet sie der Geschichte unter, was ein rundes Gefühl gibt. Und auch die Schauspieler machen ihre Sache durch die Bank weg großartig: Wo ich mit "Den Sternen so nah"-Star Asa Butterfield anfangs noch nicht wirklich warm wurde, so gefiel mir seine Darstellung im späteren Verlauf immer besser. Überflügelt wird er dennoch deutlich von einer herrlichen Gillian Anderson als seine ihn unfreiwillig therapierende Mutter sowie seinen Co-Stars Ncuti Gatwa und Emma Mackey.
Fazit: Die neue Netflixserie findet eine schier unwiderstehliche Balance aus wortgewandter Teenie-Komödie und ernstzunehmendem Selbstfindungsdrama, eingepackt in einen originellen Grundkonflikt, versehen mit starken Darstellungen. Nur selten plakativ, dafür aber clever und mit Herz und Seele. Ich warte bereits jetzt auf die Nachfolgestaffeln.
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