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Jumper

Viele Filmreihen enden bereits, bevor sie begonnen haben, was natürlich immer finanzielle Gründe habt. Denn wenn der erste Teil eines geplanten Franchise nicht gut läuft, verzichten die Studios, Geld in Fortsetzungen zu stecken, die sich dann vermutlich noch weniger Menschen ansehen würden. Um die meisten dieser geplanten Reihen ist es aber auch nicht schade, waren doch bereits die Erstlinge oftmals eher maue Erlebnisse - so kann ich bis heute trotz unbefriedigend offener Enden locker ohne (Kino)-Fortsetzungen von schwachen Fantasy-Werken wie "Eragon" oder "Der Goldene Kompass" leben. Und auch "Jumper" schlägt in diese Kerbe: Als große Reihe geplant, doch nach einem schwachen ersten Film bereits versandet und weitestgehend vergessen.

JUMPER


David Rice (Hayden Christensen) ist ein "Jumper" - er kann sich innerhalb eines Sekundenbruchteils von einem Ort zu einem anderen teleportieren, solange er diesen zuvor bereits einmal besucht hat. Das führt zu einem Leben in Saus und Braus, mit viel Geld auf der Rückbank, unglaublichen Urlaubserlebnissen und einer schicken Wohnung. Doch nach Jahren des Jumpens haben auch seine Feinde, die sogenannten Palladine, die Jagd aufgenommen. Angeführt von dem erbitterten Roland (Samuel L. Jackson) jagen sie die Teleporter und haben es nun auch auf David abgesehen. Um nicht in die brutalen Fänge der Häscher zu geraten, muss er sich mit dem aberwitzigen Jumper Griffin (Jamie Bell) zusammentun...

"Jumper" ist noch keine achtzig Minuten alt, als der Abspann rollt - und das merkt man dem Film zu jedem Zeitpunkt an. Das Tempo ist hoch, viel zu hoch, denn für solch eine rasante Erzählweise hat das Werk eigentlich zu viel anzumelden. Kompensiert wird das dadurch, dass man eben einfach nicht genauer in die Tiefe geht, sondern hier und da Fässer aufmacht, noch ein paar Figuren in den Ring wirft und alle möglichen epischen Dinge, bis hin zu einem gigantischen Krieg, anteasert, um für die Fortsetzungen gerüstet zu sein. Fortsetzungen, die bis heute nicht kamen, obwohl sie nie offiziell dementiert wurde. Nun, elf Jahre später, rechnet aber wohl kaum jemand mit einer Fortführung der Geschichte, die auf dem gleichnamigen Roman von Steven Gould beruht. 
Und das ist auch nicht schlimm, denn "Jumper" ist schlichtweg kein guter Film geworden... und das, obwohl die Ausgangssituation mit einem Antihelden, der seine Kräfte lieber zu seinem eigenen Wohl nutzt statt irgendjemandem zu Hilfe zu eilen, eigentlich eine interessante ist. Doch Regisseur Doug Liman, der bereits den ersten Teil der "Bourne"-Reihe zu verantworten hatte, scheint sich für solcherlei hübsche Ideen kaum zu interessieren und gibt stattdessen Vollgas. Er haut dem Zuschauer in Minuteneile die beeindruckenden Bilder von Davids Ausflugszielen um die Ohren und verbaut sich somit einen tatsächlich atmosphärischen Beginn, in welchem im Schnelldurchlauf Davids Jugend und die Entdeckung seiner Fähigkeiten thematisiert wird. 
Diesen dramaturgisch äußerst nützlichen Unterbau gibt Liman im weiteren Verlauf zugunsten etlicher Actionszenen auf. Und auch wenn diese gerade während eines ausreichend spektakulären Showdowns, der sich über mehrere Etappen zieht und die Fähigkeiten der Protagonisten auf ebenso skurille wie clevere Art einsetzt, durchaus zu unterhalten wissen, gleicht dies die löchrige Geschichte nicht aus. Über die Charaktere erfahren wir so gut wie nichts, was die Dramatik des Plots beinahe von Beginn an untergräbt. Dieser steckt dann sowieso voller Löcher: Die Antagonisten scheinen David und die anderen "Jumper" nur zu jagen, weil sie es eben wollen - ein packender Grund für diesen Krieg wird einem nicht gegeben, all dies bleibt haltlos. 
Da kann auch "Killer's Bodyguard"-Star Samuel L. Jackson wenig ausrichten, der einen Gegenspieler von der Stange geben muss und allein durch seine gewohnte Präsenz ansatzweise eine gewisse Bedrohung ausstrahlt. Das ist aber auch nicht schwer, wenn er nun mal neben Hayden Christensen steht. Die beiden kennen sich, damals auch schon auf verschiedenen Seiten, aus der "Star Wars"-Prequel-Trilogie... und Christensen hat in den drei Jahren nach dem Ende der Anakin-Saga schauspielerisch nichts dazugelernt, bleibt hölzern und fad. Dadurch leidet auch der romantische Plot rund um David und seine Jugendfreundin Millie - zwischen Christensen und einer ebenfalls reichlich blassen Rachel Bilson sprühen keinerlei Funken. Das ist dann also alles ziemlich wirr und schlägt sich in hohem Tempo durch etliche geöffnete Fässer, ohne wirklich auf den Punkt zu kommen oder diese Plots sinnig unter einen Deckel zu bringen. Die Fortsetzungen, die nie kamen, sollten es lösen, aber nun haben wir eben nur diesen Film. Und der ist leider, trotz all der optischen Highlights, nicht gut. Also haken wir ihn ab und vergessen das - es ist wohl für alle Beteiligten das Beste.

Fazit: Durch temporeiche achtzig Minuten schleudert Doug Liman uns, mal durch flotte Actionszenen und dann wieder durch einen löchrigen Plot, der spannungsarm und flach wirkt. Das hat kaum Vorzüge, da die Dramatik angesichts der flachen Charaktere und der mauen Background-Story zu wünschen übrig lässt.

Note: 4






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