Direkt zum Hauptbereich

Kubo - Der tapfere Samurai

Der Oscar als bester Animationsfilm ist meistens schon gesetzt. In neunzig Prozent der Fälle geht die begehrte Trophäe an Disney... und das zumindest in den meisten Fällen auch durchaus verdient, liefern die denn eben oft den besten Film dieser Sparte ab, mal unter Führung durch Pixar, meistens aber durch die eigenen Mausstudios. 2017 nahm "Zoomania" diesen Preis entgegen, wobei die Linie also gewahrt wurde... doch beinahe sah es aus, als könne diese Siegesserie doch durchbrochen werden, denn mit dem ebenso kreativen wie andersartigen "Kubo" drohte ernstzunehmende Konkurrenz. Viele sahen diesen schon als Sieger... und wenn man sich den Film ansieht, versteht man auch, warum.

KUBO - DER TAPFERE SAMURAI


Im frühen Japan lebt der junge Kubo, der nur ein Auge hat, sich um seine kränkliche Mutter kümmern muss und der sich im Dorf durch das Erzählen von spannenden Geschichten einen Namen gemacht hat. Eines Tages wird sein friedliches Leben jedoch gestört, als er wider den Warnungen seiner Mutter noch nach dem Einbruch der Dunkelheit unter freiem Himmel verbleibt. Finstere Gestalten tauchen auf und gieren nach seinem Leben - seine Mutter kann ihn im letzten Augenblick mit einem Zauberspruch fortschicken und ihm einen Vorsprung vor den Mächten des Bösen verschaffen. Kubos einzige Hoffnung auf ein Überleben liegt nun in der verschollenen Rüstung seines Vaters, die er finden muss, um sich einen Kampf liefern zu können...

Um "Kubo" entstand im Jahr 2016 ein regelrechter Hype. Obwohl er dank seines eigensinnigen Stils und seiner düsteren Geschichte kein so großes Publikum fand wie die wesentlich leichter verträglichen (und ebenso wunderschönen) Geschichten von Disney, wurde er von Kritikern und Fans nahezu euphorisch aufgenommen. Ich bin nun, und das sage ich besser gleich, bevor die Scharen wütend über mich herfallen, nicht ganz so begeistert, war sogar ein wenig enttäuscht. Nichts desto trotz spürt man das Herz und die Seele, mit der "Coraline"-Regisseur Travis Knight hier unterwegs war, in jeder Minute. Die Animationen sind ein perfektes Zusammenspiel aus ebenfalls oscarnominierten visuellen Effekten (der Preis ging in diesem Jahr allerdings ebenfalls an Disney, für "The Jungle Book") und Animation-Tricks, die leicht an Tim Burtons Stop-Motion-Bilder aus "The Nightmare Before Christmas" erinnern. Unsere Sehgewohnheiten sind daran nicht wirklich angepasst, trotzdem entstehen dabei wunderschöne Bilder, die man so schnell nicht mehr vergisst... und auch die rasanten Actionszenen sind ein wahrer Augenschmaus. 
Klares Highlight ist dabei eine Schlacht auf hoher See, die gegen mehrere finstere Mächte geführt wird und die sich sowohl über als auch unter Wasser zuträgt. Herausragend choreographiert, gar hochspannend und überraschend düster und konsequent geht es dabei zu... ein klarer Grund dafür, dass der Film in seiner finsteren Geschichte, in der es auch zahlreiche Todesopfer gibt, nicht unbedingt für jüngere Zuschauer geeignet ist. Die erschreckenden Passagen werden dabei auch nicht abgekürzt und auch wenn "Kubo" immer wieder durch recht harmlosen Humor aufgelockert wird, dürften sich Kinder angesichts von gierigen, menschenfressenden Augäpfeln und zwei finsteren Samurai-Schwestern doch in den ein oder anderen Alptraum wiegen. 
Für ältere Zuschauer ist genau dieser Wink hin zum wesentlich ernsthafteren, komplexeren und düstereren Abenteuer natürlich ein gefundenes Fressen und ich kann durchaus nachvollziehen, dass die meisten Leute angesichts dieser ebenso harten wie herzlichen Geschichte ganz und gar begeistert waren. Mich hat diese jedoch nicht zu Freudenstürmen hingezogen, da ich einige der Wendungen als etwas plakativ empfand und ich auch manch eine Länge zu beklagen hatte - gerade im Mittelteil zieht sich "Kubo" doch recht deutlich. Auch konnte ich mit dem im Fokus stehenden Familienplot herzlich wenig anfangen, da dieser doch immer wieder sehr lange braucht, um sich zu entfalten. 
Immerhin löst Knight manch ein Versprechen gegen Ende in einem ebenso spektakulären wie emotionalen Finale wieder ein und bleibt dabei auch voll bei seinem Protagonisten. Dieser ist sympathisch, aber auch kein Übermensch und man kann sich aufgrund seiner schweren Vergangenheit gut mit ihm identifizieren. Darüber hinaus bleiben Gut und Böse aber klar voneinander getrennt und eine Orientierung fällt daher nicht schwer. Es ist also Schwachsinn, einem ungemein kreativen Film wie diesem seinen Mut abzusprechen, denn davon hat er jede Menge, traut sich auch mal unkonventionelle Wendungen zu. Ich werde mich jedoch weitestgehend an die traumhaften Bilder und nicht unbedingt an die etwas langsamere Geschichte erinnern, denn die hat doch zu wenig Zug, um vollends zu packen.

Fazit: Herz und Seele sprühen aus jedem Pixel, die Animationen zaubern grandiose Bilder. Die Geschichte hat mich gerade im Fokus auf den doch etwas vorhersehbaren Familienplot aber nicht begeistern können, die harmlosen Humorelemente und die düsteren Settings gehen nicht immer passend Hand in Hand.

Note: 3+




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...