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Mein Bester & Ich

Warum gibt es diese amerikanischen Remakes von enorm erfolgreichen, zumeist europäischen oder asiatischen Filmen eigentlich? Die Antwort ist simpel: Da die USA keine Synchron-Kultur haben, müssten sie diese Filme mit englischen Untertiteln sehen... und diese werden von Amerikanern gemieden, weswegen ein finanzieller Flop dort absehbar wäre. Und deswegen dreht Til Schweiger also sein eigenes "Honig im Kopf"-Remake, deswegen gab es "The Ring" mit Naomi Watts und nun sogar noch ein Remake vom erfolgreichsten, französischen Film aller Zeiten, der auch hier in Deutschland wie eine Bombe einschlug. Ob "Mein Bester & Ich" dabei einfach nur eine Neuverfilmung ist oder doch noch ein paar unerwartete, neue Pfade beschreitet, das habe ich nun im Kino herausgefunden...

MEIN BESTER & ICH


Dell Scott (Kevin Hart) ist gerade auf Bewährung aus dem Knast und braucht nun dringend Geld - da er auf richtige Arbeit aber keine Lust hat, stellt er sich bei diversen Bewerbungsgesprächen so schlecht an, dass er genug Absagen sammeln kann, um beim Amt schließlich etwas Kohle zu kassieren. Dabei bewirbt Dell sich auch bei dem querschnittsgelähmten Großunternehmer Philip Lacasse (Bryan Cranston), der dringend einen neuen Pfleger braucht, hat er die alte Besatzung doch mit seinem schrecklichen Verhalten vertrieben. Lacasse zeigt sich von Dells flottem Mundwerk beeindruckt und stellt ihn auf Probe ein, was Dell selbst eigentlich gar nicht in den Kram passt... doch schließlich werden die beiden so ungleichen Männer noch sehr gute Freunde.

Eine Zeit lang sah es so aus, als würde das bereits abgedrehte Remake des französischen Superhits "Ziemlich beste Freunde" gar nicht mehr erscheinen - nach dem "Me-Too"-Skandal ging das Produktionsstudio der Brüder Weinstein pleite und somit verschwanden auch die bis dahin produzierten, aber noch nicht im Kino befindlichen Werke erst einmal im Giftschrank. "Mein Bester & Ich" fand jedoch fix neue Verleiher und nun haben wir hier also die Neuauflage eines Films, der damals sehr gut war (und es auch heute noch, trotz unübersehbarer Schwächen, ist) und den man ja eigentlich immer wieder sehen kann. Das gilt dann aber weniger für die Neuauflage, denn eigentlich wäre es zumindest für all jene, die den Film bereits kennen, einfach eine bessere Entscheidung, das Original noch einmal anzusehen... denn bis auf wenige Veränderungen, die tatsächlich keine so klugen Entscheidungen waren, und eine andere Besetzung, haben wir hier nun einfach den gleichen Film.
Es stellt sich die Frage, wieso man das Werk überhaupt nach Europa brachte - für die Amerikaner ist es immerhin die Möglichkeit, diese Geschichte endlich einmal zu sehen. Doch für Europa scheint dieser Film keine echten Vorzüge zu haben, mit Ausnahme einer sicherlich erneut herzlichen, im Kern aber doch eher lasch manchmal Bild für Bild nachgedrehten Neuerzählung. Mit der Ausnahme einer veränderten, familiären Hintergrundgeschichte für Dell und dem Wechsel des Handlungsortes von Frankreich nach New York hat sich hier nämlich nichts verändert... und wo man den Umzug in die USA ruhig so abnicken kann, da sich dadurch schlichtweg keine Unterschiede einstellen, kommt der Familienplot um Dell, der sich nun ganz klischeehaft um ein Kind, welches er kaum sieht, sowie eine wütende Ex-Frau kümmern muss, sehr schwach auf der Brust daher.
Ansonsten ist hier alles gleich: Die Gags sind sie selben wie damals und sie zünden zumindest teilweise immer noch. Sogar der Soundtrack wurde übernommen, ebenso wie etliche ikonische Szenen. Da diese hier aber einfach nur nachgedreht wurden, entwickeln sie selten einen eigenen Drive - positiv stechen dabei allenfalls Philips Geburtstagsparty sowie Dells erste Schritte im Haus seines Arbeitsgebers heraus. Dabei entstehen durchaus einige Lacher, was aber nicht unbedingt an der Darstellung von "Central Intelligence"-Star Kevin Hart liegt, denn der zieht gegenüber dem wesentlich charmanteren und glaubwürdigeren Omar Sy deutlich den Kürzeren.
Hart müht sich, seine Kaspereien etwas leiser zu veranstalten, dennoch entsteht zwischen ihm und dem soliden Bryan Cranston, der seine Sache ordentlich macht, keine echte Bindung. Das Herz ist da, aber es ist irgendwie nicht am rechten Fleck. Dementsprechend werden Menschen, welche das Original nicht kennen und deswegen keinerlei Vergleiche ziehen können, sicher ihren kurzweiligen Spaß mit "Mein Bester & Ich" haben. Sie könnten aber eben auch einfach den besseren "Ziemlich beste Freunde" sehen, dabei noch mehr Spaß haben und sich sogar das Kinoticket sparen. Jeder mag selbst entscheiden, welches da der bessere Schritt ist.

Fazit: Natürlich ist die Geschichte noch immer herzerwärmend und hat auch in dieser etwas braveren Variante noch ihre starken Momente. Dank einer etwas schwächeren Besetzung und vor allem dank der Frage, wieso so ein Remake zumindest hier bei uns überhaupt nötig ist, kann "Mein Bester & Ich" aber natürlich keinesfalls mit dem französischen Original konkurrieren.

Note: 3-







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