Ich bin mittlerweile in dem Alter, in dem Freunde und Bekannte urplötzlich anfangen, Kinder in die Welt zu setzen. Es geht alles sehr schnell: Man selbst ist eigentlich noch ein Kind und kriegt gerade so sein eigenes Leben auf die Reihe, da heiraten die einen, die anderen bekommen ihre Kids und dann ist da plötzlich eine neue Familie. Ich möchte an solcherlei Planungen noch gar keine Gedanken verschwenden, möchte erst selbst für mich etwas aufbauen... aber andere wollen eben eine Familie und das ist auch gut so. Tatsächlich planen auch Pete und Ellie eine solche Familie - wie sie das angehen, können wir seit vergangenem Donnerstag in "Plötzlich Familie" auch in den deutschen Kinos begutachten.
PLÖTZLICH FAMILIE
Ellie (Rose Byrne) und Pete (Mark Wahlberg) denken über die endliche Gründung einer Familie nach - als sie schließlich über die Website eines Adoptionsunternehmens stolpern, ist ihr Entschluss aber klar. Sie wollen endlich ein Kind adoptieren, melden sich für eine Reihe von Tests an... und besitzen plötzlich drei Kids. Ins Auge sprang Pete nämlich die kesse Teenagerin Lizzy (Isabella Moner), die gleich ihre beiden jüngeren Geschwister Lita (Julianna Gamiz) und Juan (Gustavo Quiroz) mitbringt. Um Ellie und Pete ist es förmlich geschehen, doch ahnen sie auch noch nicht, wie viel Arbeit es überhaupt macht, sich gleich um drei Kinder zu kümmern... und wie schwierig es ist, drei Kinder aus schrecklichsten Lebensverhältnissen zu einer neuen Familie zusammenwachsen zu lassen.
Ja, manchmal passiert es tatsächlich noch, dass ich im Kino sitze und vollkommen überrascht werde. Dass ein Film, von dem ich mir wenig mehr als solide, kurzweilige Unterhaltung versprochen habe, plötzlich so gut ist, dass die zwei Stunden nicht nur wie im Flug vergehen, sondern dass ich auch auf mehreren Ebenen emotional angesprochen wurde, passiert selten - meistens ahne ich schon vorher, wenn mir ein Film sehr gut gefallen wird. "Plötzlich Familie" dürfte aber jetzt schon eine der großen Überraschungen des Kinojahres sein, schlichtweg, weil ich nicht damit gerechnet habe, so dermaßen gut unterhalten zu werden.
Sicherlich hat das Werk seine unübersehbaren Schwächen: Eine liegt in der Besetzung von "Bad Neighbors"-Star Rose Byrne, die hier zum wiederholten Mal ziemlich überdreht und damit schon bald nervt - man fragt sich, ob die Dame denn zumindest im Komödiengenre auch mal ein wenig herunterfahren kann. Und natürlich ist auch die Geschichte im Kern über weiteste Strecken sehr vorhersehbar, spart allzu düstere Momente zwar nicht aus, fegt aber hin und wieder auch flott über sie hinweg, um keine schlechte Stimmung im Mainstream-Publikum aufkommen zu lassen. Das stört, aber es wird schlichtweg hinweggefegt von alldem, was "Plötzlich Familie" ansonsten so verdammt gut macht.
Da wäre zum einen die erfrischend hohe Gagdichte, die dämlichen Fäkalhumor meidet und sich schlichtweg voll und ganz auf die Eigenschaften seiner Figuren, einiger herrlicher Nebencharaktere und die Situationskomik beschränkt. Es ist erstaunlich, wie viele der Lacher hier tatsächlich sitzen... und das geschieht, weil das Skript seine teils klischeehaften, aber dennoch erstaunlich lebendigen Figuren ernst nimmt und wir daher auch mit ihnen lachen können. Nur selten übertritt der Film die Grenze der Skurillität, bleibt seinem im Kern eben gar nicht so lustigen Thema darüber hinaus aber treu. Er spricht das Herz an und thematisiert auch, dass es trotz des sehnlichsten Kinderwunsches eben niemals einfach ist, eine Familie zu gründen und diese dann auch passend zusammenzuhalten - gerade im letzten Drittel zeigt diese US-Komödie dann erstaunlich kraftvoll, aber ohne allzu weit erhobenen, moralischen Zeigefinger, dass niemals alles schön ist, dass man aber eben einfach das Beste aus dem machen sollte, was man hat.
Das ist recht simpel, dank gut aufgelegter Darsteller und einer flott verlaufenden Geschichte, die viel Abwechslung bietet und dank fokussierter Plots Herz und Zwerchfell gleichermaßen ansprechen, aber einfach nur schnörkellose und spaßige Unterhaltung. Man zielt nicht dauernd auf den nächsten Lacher, auch nicht zwingend auf die Tränendrüsen des Publikums (dennoch wurde im Publikum das ein oder andere Taschentuch gezückt), sondern lässt den natürlichen Charme wirken. Diesen transportieren in der Darstellerliste besonders drei: Zum einen ist es Mark Wahlberg, dem Komödien dieser Art, die eben mal nicht dauerhaft derb und überzeichnet ist, offenbar sehr liegen. Dann wäre da noch sein "Transformers"-Co-Star Isabela Moner, die als ältestes von drei Kindern mit sehr viel Schwung an die Sache herangeht und für den emotionalen Kern zuständig ist. Und schließlich auch "Hidden Figures"-Star Octavia Spencer, die als helfende Hand der Kindervermittlung genau die richtige Balance aus herrlich trockenen Onelinern und gütiger Seele trifft, ohne dabei aufgesetzt zu wirken.
Fazit: Was für eine Überraschung! Trotz Klischees und einer vorhersehbar-simplen Handlung agieren die Darsteller so lustvoll, ist der Charme so eloquent und beflügelt, die Gagdichte so hoch und das Herz so spürbar, dass man dem Film trotz Schwächen niemals böse sein kann - zwei Stunden lang großartige Unterhaltung.
Note: 2
Ja, manchmal passiert es tatsächlich noch, dass ich im Kino sitze und vollkommen überrascht werde. Dass ein Film, von dem ich mir wenig mehr als solide, kurzweilige Unterhaltung versprochen habe, plötzlich so gut ist, dass die zwei Stunden nicht nur wie im Flug vergehen, sondern dass ich auch auf mehreren Ebenen emotional angesprochen wurde, passiert selten - meistens ahne ich schon vorher, wenn mir ein Film sehr gut gefallen wird. "Plötzlich Familie" dürfte aber jetzt schon eine der großen Überraschungen des Kinojahres sein, schlichtweg, weil ich nicht damit gerechnet habe, so dermaßen gut unterhalten zu werden.
Sicherlich hat das Werk seine unübersehbaren Schwächen: Eine liegt in der Besetzung von "Bad Neighbors"-Star Rose Byrne, die hier zum wiederholten Mal ziemlich überdreht und damit schon bald nervt - man fragt sich, ob die Dame denn zumindest im Komödiengenre auch mal ein wenig herunterfahren kann. Und natürlich ist auch die Geschichte im Kern über weiteste Strecken sehr vorhersehbar, spart allzu düstere Momente zwar nicht aus, fegt aber hin und wieder auch flott über sie hinweg, um keine schlechte Stimmung im Mainstream-Publikum aufkommen zu lassen. Das stört, aber es wird schlichtweg hinweggefegt von alldem, was "Plötzlich Familie" ansonsten so verdammt gut macht.
Da wäre zum einen die erfrischend hohe Gagdichte, die dämlichen Fäkalhumor meidet und sich schlichtweg voll und ganz auf die Eigenschaften seiner Figuren, einiger herrlicher Nebencharaktere und die Situationskomik beschränkt. Es ist erstaunlich, wie viele der Lacher hier tatsächlich sitzen... und das geschieht, weil das Skript seine teils klischeehaften, aber dennoch erstaunlich lebendigen Figuren ernst nimmt und wir daher auch mit ihnen lachen können. Nur selten übertritt der Film die Grenze der Skurillität, bleibt seinem im Kern eben gar nicht so lustigen Thema darüber hinaus aber treu. Er spricht das Herz an und thematisiert auch, dass es trotz des sehnlichsten Kinderwunsches eben niemals einfach ist, eine Familie zu gründen und diese dann auch passend zusammenzuhalten - gerade im letzten Drittel zeigt diese US-Komödie dann erstaunlich kraftvoll, aber ohne allzu weit erhobenen, moralischen Zeigefinger, dass niemals alles schön ist, dass man aber eben einfach das Beste aus dem machen sollte, was man hat.
Das ist recht simpel, dank gut aufgelegter Darsteller und einer flott verlaufenden Geschichte, die viel Abwechslung bietet und dank fokussierter Plots Herz und Zwerchfell gleichermaßen ansprechen, aber einfach nur schnörkellose und spaßige Unterhaltung. Man zielt nicht dauernd auf den nächsten Lacher, auch nicht zwingend auf die Tränendrüsen des Publikums (dennoch wurde im Publikum das ein oder andere Taschentuch gezückt), sondern lässt den natürlichen Charme wirken. Diesen transportieren in der Darstellerliste besonders drei: Zum einen ist es Mark Wahlberg, dem Komödien dieser Art, die eben mal nicht dauerhaft derb und überzeichnet ist, offenbar sehr liegen. Dann wäre da noch sein "Transformers"-Co-Star Isabela Moner, die als ältestes von drei Kindern mit sehr viel Schwung an die Sache herangeht und für den emotionalen Kern zuständig ist. Und schließlich auch "Hidden Figures"-Star Octavia Spencer, die als helfende Hand der Kindervermittlung genau die richtige Balance aus herrlich trockenen Onelinern und gütiger Seele trifft, ohne dabei aufgesetzt zu wirken.
Fazit: Was für eine Überraschung! Trotz Klischees und einer vorhersehbar-simplen Handlung agieren die Darsteller so lustvoll, ist der Charme so eloquent und beflügelt, die Gagdichte so hoch und das Herz so spürbar, dass man dem Film trotz Schwächen niemals böse sein kann - zwei Stunden lang großartige Unterhaltung.
Note: 2
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