Mit den Oscarfilmen habe ich dieses Jahr irgendwie Pech - mein Stammkino hat sich leider dazu entschlossen, die meisten von ihnen nicht zu zeigen und das obwohl sie gerade durch die kürzlich veröffentlichten Oscarnominierungen sicherlich noch einmal an Zugkraft gewonnen hätten. So verpasste ich auch "The Favourite", auf den ich mich sehr gefreut hatte... und nun habe ich endlich Glück. "Green Book" läuft hier und von den diesjährigen Nominierten für den besten Film hege ich an diesen aufgrund des rührenden Trailers und des beeindruckenden Casts besondere Erwartungen. Doch ist es tatsächlich ein kleines Meisterwerk oder doch nur das übliche Academy-Kino, welches Nominierungen einheimst, aber nur Altbekanntes bietet?
GREEN BOOK
Tony Lip (Viggo Mortensen) hat durch die Schließung seines Clubs gerade den Job als Türsteher und Rausschmeißer verloren und muss sich, auch wegen der Verantwortung für seine Familie, nach einer neuen Arbeit umsehen. Als er das Angebot erhält, den berühmten Pianisten Don Shirley (Mahershala Ali) in den Süden zu kutschieren und ihm bei seinen Auftritten zur Hand zu geben, hat Tony aufgrund der lauen Aufgabenverteilung erst gar keine Lust... doch dann muss er einfach annehmen, welche Wahl hat er denn sonst? In einer Zeit, als Afroamerikaner einen schweren Stand hatten, muss sich Shirley als Künstler bewähren und findet schließlich ausgerechnet in seinem Chauffeur einen neuen Freund - die beiden nähern sich an und beide können vom jeweils anderen noch etwas lernen.
Das ist natürlich eine Geschichte, welche die Academy sehr, sehr gerne mag und man mag auch nicht unbedingt anzweifeln, dass es daher auch für mehrere Nominierungen bei den diesjährigen Oscars gereicht hat. Das heißt zwar nicht, dass "Green Book" ein Film ist, der solcherlei Lob nicht verdient, aber es ist eben auch kein außergewöhnliches Werk... sondern nur eines, dass über 130 Minuten gut unterhält, manchmal bewegt und auch belustigt, aber aus dem auch wesentlich mehr herauszuholen gewesen wäre. Denn eigentlich bewegt sich der Film in altbekannten Grenzen und traut sich auch recht wenig zu - seine Protagonisten sind, so unterschiedlich sie sich auch geben, allesamt durch und durch sympathisch und man macht es dem Zuschauer sehr leicht, eine Bindung zu ihnen aufzubauen. Ihre privaten Probleme scheinen übermenschlich, doch zusammen können sie diese lösen.
Das sind alles Weisheiten, die auch aus einem Glückskeks stammen könnten und sicherlich hätte es "Green Book" gut getan, wenn man sich den zeitgeistlichen und historischen Konflikten mit etwas mehr Finsternis, etwas mehr Härte gewidmet hätte. So obsiegt hier der Eindruck, dass die Figuren zwar eine harte Zeit durchmachen, aber wir erhalten zu wenig Einblick in die wirkliche Düsternis der Situation: Wenn Mahershala Ali's Dr. Don Shirley plötzlich aus sich herausbricht und einem verwirrten Tony seine Ängste und Klagen offenlegt, überrascht das nicht, aber es kommt auch ein wenig aus dem Nichts.
Und genau dieser Linie bleibt man sich irgendwie treu - die Handlung verläuft absolut vorhersehbar und bedient Klischees, endet auch allzu süßlich und ist hin und wieder arg überkitscht geraten. Kitsch ist generell nichts Schlimmes, in einem Film wie diesem, der sich aber mit echten, realen Geschichten beschäftigt und politische Konflikte auspackt, die auch heute (leider) noch aktuell und brisant sind, wirkt es aber etwas fehl am Platz. Das klingt nun allerdings härter, als es sich letztendlich anfühlt, denn tatsächlich unterhält "Green Book" von einigen kleinen Längen mal abgesehen sehr, sehr ordentlich. Der Funke will nicht überspringen, dennoch hat mich die Geschichte berührt und die Entstehung einer solch besonderen Freundschaft zu begutachten, hat tatsächlich Spaß gemacht. Was den Film aber noch deutlicher rettet, wo ich sonst nur eine klare Durchschnittswerte im niedrigen 3er-Bereich vergeben hätte, sind seine beiden Hauptdarsteller.
Der für "Moonlight" mit dem Oscar ausgezeichnete Mahershala Ali und Viggo "Aragorn" Mortensen liefern sich ein herrliches Duell der Gegensätze und ziehen alle Register der ungezwungenen und dennoch dramatisch hochachtungsvollen Schauspielkunst. Wo Ali die leisen Töne gehören, die er perfekt beherrscht, ist Mortensens Tony natürlich der allgemein schillerndere, auch unterhaltsamere Charakter und man muss anmerken, dass er dem Comedy-Timing hier durchaus wunderbare Noten hinzufügt. Das sind kaum laute Lacher, aber angesichts von Mortensens herrlich ungezwungenen Bemerkungen hat man über weite Strecken ein zufriedenes Grinsen im Gesicht... mal ganz davon abgesehen, dass die Thematik eines simpel gestrickten, ständig fluchenden und futternden Lebemanns aus einfachen Bezirken, der sich plötzlich Seite an Seite zu hochgeborenen Kerlen, denen das Geld und der Ruhm aus jedem Loch quillt, wiederfindet, sowieso fast immer sehr unterhaltsam ist. Da ist "Green Book" dann erwartungsgemäß auch keine Ausnahme.
Fazit: Generell macht es sich "Green Book" zu leicht, fährt Konflikte und Reisen auf altbekannter Dramaturgienummer ab, wirkt zu kalkuliert. Gerettet wird das Werk aber von zwei grandios aufspielenden Darstellern, die prächtig harmonieren, sowie einigen wunderbaren Einzelszenen.
Note: 3+
Das ist natürlich eine Geschichte, welche die Academy sehr, sehr gerne mag und man mag auch nicht unbedingt anzweifeln, dass es daher auch für mehrere Nominierungen bei den diesjährigen Oscars gereicht hat. Das heißt zwar nicht, dass "Green Book" ein Film ist, der solcherlei Lob nicht verdient, aber es ist eben auch kein außergewöhnliches Werk... sondern nur eines, dass über 130 Minuten gut unterhält, manchmal bewegt und auch belustigt, aber aus dem auch wesentlich mehr herauszuholen gewesen wäre. Denn eigentlich bewegt sich der Film in altbekannten Grenzen und traut sich auch recht wenig zu - seine Protagonisten sind, so unterschiedlich sie sich auch geben, allesamt durch und durch sympathisch und man macht es dem Zuschauer sehr leicht, eine Bindung zu ihnen aufzubauen. Ihre privaten Probleme scheinen übermenschlich, doch zusammen können sie diese lösen.
Das sind alles Weisheiten, die auch aus einem Glückskeks stammen könnten und sicherlich hätte es "Green Book" gut getan, wenn man sich den zeitgeistlichen und historischen Konflikten mit etwas mehr Finsternis, etwas mehr Härte gewidmet hätte. So obsiegt hier der Eindruck, dass die Figuren zwar eine harte Zeit durchmachen, aber wir erhalten zu wenig Einblick in die wirkliche Düsternis der Situation: Wenn Mahershala Ali's Dr. Don Shirley plötzlich aus sich herausbricht und einem verwirrten Tony seine Ängste und Klagen offenlegt, überrascht das nicht, aber es kommt auch ein wenig aus dem Nichts.
Und genau dieser Linie bleibt man sich irgendwie treu - die Handlung verläuft absolut vorhersehbar und bedient Klischees, endet auch allzu süßlich und ist hin und wieder arg überkitscht geraten. Kitsch ist generell nichts Schlimmes, in einem Film wie diesem, der sich aber mit echten, realen Geschichten beschäftigt und politische Konflikte auspackt, die auch heute (leider) noch aktuell und brisant sind, wirkt es aber etwas fehl am Platz. Das klingt nun allerdings härter, als es sich letztendlich anfühlt, denn tatsächlich unterhält "Green Book" von einigen kleinen Längen mal abgesehen sehr, sehr ordentlich. Der Funke will nicht überspringen, dennoch hat mich die Geschichte berührt und die Entstehung einer solch besonderen Freundschaft zu begutachten, hat tatsächlich Spaß gemacht. Was den Film aber noch deutlicher rettet, wo ich sonst nur eine klare Durchschnittswerte im niedrigen 3er-Bereich vergeben hätte, sind seine beiden Hauptdarsteller.
Der für "Moonlight" mit dem Oscar ausgezeichnete Mahershala Ali und Viggo "Aragorn" Mortensen liefern sich ein herrliches Duell der Gegensätze und ziehen alle Register der ungezwungenen und dennoch dramatisch hochachtungsvollen Schauspielkunst. Wo Ali die leisen Töne gehören, die er perfekt beherrscht, ist Mortensens Tony natürlich der allgemein schillerndere, auch unterhaltsamere Charakter und man muss anmerken, dass er dem Comedy-Timing hier durchaus wunderbare Noten hinzufügt. Das sind kaum laute Lacher, aber angesichts von Mortensens herrlich ungezwungenen Bemerkungen hat man über weite Strecken ein zufriedenes Grinsen im Gesicht... mal ganz davon abgesehen, dass die Thematik eines simpel gestrickten, ständig fluchenden und futternden Lebemanns aus einfachen Bezirken, der sich plötzlich Seite an Seite zu hochgeborenen Kerlen, denen das Geld und der Ruhm aus jedem Loch quillt, wiederfindet, sowieso fast immer sehr unterhaltsam ist. Da ist "Green Book" dann erwartungsgemäß auch keine Ausnahme.
Fazit: Generell macht es sich "Green Book" zu leicht, fährt Konflikte und Reisen auf altbekannter Dramaturgienummer ab, wirkt zu kalkuliert. Gerettet wird das Werk aber von zwei grandios aufspielenden Darstellern, die prächtig harmonieren, sowie einigen wunderbaren Einzelszenen.
Note: 3+
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