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Alita: Battle Angel

Für gewisse Dinge hat man einfach keine Zeit mehr, wenn eben mal die zwei weltweit erfolgreichsten Filme aller Zeiten erschaffen hat. Schon seit zwanzig Jahren liebäugelte James Cameron mit der Verfilmung des Mangas "Alita"... um nun, wo das Ding endlich ins Rollen kommen konnte, den Regieposten zu räumen, sich auf einen Platz als Produzent zurückzuziehen und das Werk seinem sicherlich ebenso versierten Kollegen Robert Rodriguez zu überlassen. Während Cameron also weiterhin an den vier Fortsetzungen zu seinem Mega-Hit "Avatar" werkelt, um seinen eigenen Einnahmenrekord noch einmal zu brechen, bringt Rodriguez nun also "Alita" an den Start... und ging damit auf mehreren Ebenen ein hohes Risiko ein.

ALITA: BATTLE ANGEL


2536: 300 Jahre nach einem verheerenden Krieg findet der Erfinder Dr. Dyson Ido (Christoph Waltz) auf einem Schrottplatz in der futuristischen Metropole Iron City die Überreste eines weiblichen Cyborgs und entdeckt darin ein neues Ziel - er möchte dem mechanischen Wesen echtes Leben einhauchen. Später ist ihm dieses Projekt gelungen und er zieht die nichtmenschliche Alita (Rosa Salazar) als seine Tochter auf. Diese gibt sich mit ihrem Dasein jedoch nicht zufrieden, will eigene Antworten. Wer ist sie? Wo kommt sie her? Was macht sie aus? Als sie ausbüchst, um diese essentiellen Fragen zu beantworten, wird sie schon bald von einer Heerschar unerbittlicher Kopfgeldjäger verfolgt, die hinter ihren mechanischen Teilen her sind... und dabei auch über Leichen gehen.

Das größte Risiko war für Robert Rodriguez und 20th Century Fox sicherlich ein Finanzielles: 200 Millionen Dollar Budget verschlang die Produktion von "Alita", wobei Werbekosten nicht mitgezählt werden... und so viel Geld muss ein Film, der eben nicht auf einer todsicheren Franchise beruht, eben auch erstmal wieder einspielen, um anschließend auch erst Gewinn zu machen. Und ob sich das auszahlen wird, ist bislang noch mehr als unklar, bewiesen die kritischen Zuschauer doch in den vergangenen Jahren schon mehrfach, dass die visuelle Übersättigung von etlichen Blockbustern auch an ihnen nicht spurlos vorüberzieht. Gefloppte Mega-Events wie "John Carter" oder "Lone Ranger" überzeugten aber auch qualitativ nicht immer - das enorme Geld für Spezialeffekte und schlichtweg wunderbare Welten hätte man vielleicht besser in intelligentere und spannendere Skripts investieren sollen.
Genau das wünscht man rückblickend nun auch "Alita", der sich qualitativ zwischen diesen Blockbustern einreiht und zwei Stunden lang generische Unterhaltung liefert, ohne wirkliche Ecken und Kanten, dafür aber mit ganz viel Spektakel. Visuell ist Robert Rodriguez' Werk sicherlich ganz groß: Die Effekte wirken wie aus einem Guss, die Actionszenen sind hervorragend inszeniert und besonders die wunderschönen Aufnahmen der zwei Städte, die sich parallel gegenüber liegen und unterschiedlicher nicht sein könnten, entfalten auf der großen Leinwand eine schiere Wucht. Doch auch "Alita" kann die reine Künstlichkeit seiner Bilder, so beeindruckend sie auch sein mögen, nicht verdecken - man weiß und sieht auch, dass das meiste aus dem Computer stammt und selbst die Protagonistin selbst ist dabei nicht immer vollkommen überzeugend animiert. Der mittlerweile bereits zehn Jahre alte "Avatar" bleibt dabei also das reine Maß der Dinge.
Und auf der reinen Handlungsebene wagt "Alita" dann manch ein spannendes Experiment, bleibt letztendlich aber doch im Durchnschnitt stecken. Ich kenne die Mangavorlage nicht, dennoch war ich insgesamt von einem Plot, der im Kern doch sehr, sehr simpel ist, etwas unterwältigt. Rodriguez fährt mehrere Figuren, Antagonisten und Bündnisse auf und versucht dadurch, der Handlung mehrere Ebenen zu verleihen, sie innerhalb dieser faszinierenden Welt aufzustellen und gegeneinander auszuspielen. Leider bleiben die meisten Beziehungen auf einer Behauptungsebene stecken, auch die Bösewichte wirken niemals wirklich fies und selbst der im Fokus stehende Hauptkonflikt rund um Alita selbst, welche ihre Vergangenheit aufdecken will, bleibt eher mau und entwickelt keinen rechten Schwung.
Letzten Endes hüpft der Film doch nur von einem Blickfang zum nächsten und kann seinen Charakteren keine echte Tiefe verleihen, seine Handlung nicht fest genug verankern, um die Zuschauer zu packen... bis zu einem an sich sehr schwachen Finale, welches bereits mehrere Türen in Richtung Sequels aufstößt, bei denen jedoch mehr als unklar ist, ob wir diese jemals sehen werden. Immerhin muss man aber Rosa Salazar, die Fans zuvor aus den letzten "Maze Runner"-Filmen oder aus dem Netflix-Hit "Bird Box" kennen, loben, denn die schafft es, ihrer ebenso unsicheren wie toughen Alita genau den richtigen Drive zu verleihen - neben ihr bleiben gestandene Könner wie Jennifer Connelly, Oscarpreisträger Mahershala Ali und sogar der großartige Christoph Waltz, diesmal deutlich braver als gewohnt, deutlich zurück, da ihnen das Skript aber auch wesentlich weniger zu tun gibt.

Fazit: Der Mega-Blockbuster von Cameron und Rodriguez krankt an einer ungenauen, leicht sprunghaften Handlung, die zu wenig Schwung entwickelt und den Charakteren nur behauptete Tiefe mitgibt. Visuell sicherlich aufregend, wenn auch zu offensichtlich künstlich, bleibt hier am Ende wenig haften.

Note: 4+







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