Teure Blockbuster, die nicht auf bekannten Marken basieren, Fortsetzungen zu Mega-Hits sind oder eine beliebte Marke remaken, haben es seit vielen Jahren schwer in den Kinos. Dank den immer teureren Ticketpreisen und der größer werdenden Konkurrenz in jeglichem Genre überlegen es sich Zuschauer (irgendwie auch verständlicherweise) zweimal, für was sie ihr Geld ausgeben... und die meisten gehen dann doch lieber auf Nummer sicher. Es braucht da schon Überregisseure wie Christopher Nolan oder Quentin Tarantino, die an und für sich selbst schon eine Marke sind, um die Massen auch mit Originalstoffen noch in die Lichtspielhäuser zu ziehen, darüber hinaus sieht die Sache aber schwierig aus. Ein Umstand, bei dem auch "Oblivion" aus dem Jahr 2013 mithalten kann, denn der hat eigentlich alles, wonach das Mainstream-Publikum giert... außer einer bekannten Marke.
OBLIVION
2077: Die Erde ist nach einem Krieg mit Außerirdischen, denen man mit Atombomben entgegentrat, nahezu vollkommen verwüstet und unbewohnbar. Die wenigen Überlebenden sind nach "Titan" gezogen, den größten Mond des Saturn. Nur wenige Menschen sind auf der Erde verblieben, um im Auftrag der Raumstation "Tet" die überlebenswichtigen Ressourcen für die Zivilisation zu sichern. Zwei von ihnen sind Jack Harper (Tom Cruise) und Victoria Olsen (Andrea Riseborough), die als Team für die Wiederherstellung von Drohnen zuständig sind. Während einer der Touren ins Ödland stößt Jack jedoch auf Spuren von menschlichem Leben und deckt bald darauf ein erschreckendes Geheimnis rund um "Tet" auf... wurden sie alle belogen?
Joseph Kosinski bewies auch hier, zwei Jahre nach seinem von Disney produzierten Sci-Fi-Sequel "Tron: Legacy", dass er mit halbwegs moderatem Budget (120 Millionen Dollar sind für dieses Genre schon recht günstig) einen Film so aussehen lassen kann, als wäre er für doppeltes Geld gedreht worden. Natürlich spart Kosinski hier an den richtigen Ecken und die Geschichte, die eben zu größten Teilen auf einer verwüsteten, menschenverlassenen Welt spielt, benötigt somit keine gigantischen Massenszenen oder apokalyptische Mega-Szenarien. Dafür sieht "Oblivion" dann durch die Bank weg richtig, richtig gut aus. Die visuellen Effekte sind hervorragend gelungen, die Kameraarbeit macht in den schwungvollen, stets meisterhaft gefilmten Actionszenen richtig Laune und in Sachen Ausstattung gehen alle Beteiligten ungemein detailliert vor. Alleine wegen der Optik sollte man diesen Film also wohl auf einem größtmöglichen Fernseher sehen, denn dann werden diese wunderbaren Bilder erst ihre richtige Wirkung entfalten.
Das war auch beim wesentlich dunkler gefilmten, optisch aber ebenfalls absolut brillanten "Tron: Legacy" der Fall, in Sachen Plot ging dieser Film im direkten Vergleich aber vor allem in der zweiten Hälfte baden. Und davor ist nun auch "Oblivion" nicht gefeit: Obwohl die Optik und die wenigen Actionszenen stets im Dienste der Geschichte stehen, letztere in sich sogar kurz und knackig inszeniert sind und nicht in ewige, überlange Schlachtengemälde ausgedehnt werden, funktioniert der Film eben wesentlich besser über das, was man sieht... und nicht über das, was erzählt wird. Der Plot ist im Kern zwar originell, trotzdem kommt er über lange Zeit gar nicht so richtig in Schwung. Wichtige Kernelemente nimmt er schon früh vorweg, weswegen die sehr atmosphärische, aber eben auch recht zähe Einführung in diese zerstörte Welt eher wie ein Hinauszögern der Plotpoints ist, die man als Zuschauer eh schon lange vorwegahnt.
Große Überraschungen gibt es im weiteren Verlauf dann auch nicht mehr, auch wenn sich der Film darüber hinaus immer sehr wertig aus der Affäre zieht. Das Tempo zieht mit der Zeit an, die Geschichte schlägt zumindest ein paar nette Haken und das Finale kann sich sowohl auf emotionaler als auch auf actionreicher Ebene sehen lassen. Hin und wieder übertreibt man es mit den düsteren Zukunftsvisionen, mit den künstlichen Intelligenzen, den Opfern, dem Verrat und der Wahrheit aber ein wenig. Der im Kern sehr simple Plot wird somit ein Opfer seiner eigenen Fallstricke und will viel mehr, als er eigentlich zu erzählen hat.
In bedeutungsschwangeren Momenten scheint "Oblivion" zu schreien, dass er doch einer dieser ganz besonderen Sci-Filme ist, die ganz neue Akzente setzen. Seht doch, ich habe Herz, Hirn, Optik, Tempo und Plot! Ja, sicher hat der Film dies auch alles und er schafft es auch, diese Elemente zufriedenstellend aufeinander abzugleichen. Aber das macht ihn noch nicht so besonders, wie er gerne wäre und um auf einer Qualitätsstufe mit "Blade Runner 2049" oder gar "Inception" zu stehen, da fehlt dann wirklich noch einiges. Tom Cruise macht seine Sache als Hauptdarsteller indes gewohnt sehr gut, auch wenn er hier nun nicht den gleichen, kantigen Charme wie in seinen großen Action-Franchises präsentieren darf. Cruise überstrahlt, da er den Film zu großen Teilen alleine tragen muss, auch seine namhaften Co-Stars: Morgan Freeman, Olga Kurylenko und Co. bleiben bestenfalls unterfordert, manchmal auch einfach blass.
Fazit: Optisch ist "Oblivion" ein wunderbarer Hingucker geworden, der seine wenigen Actionszenen und die technisch eindrucksvollen Setpieces passend verknüpft. Der Plot an sich kommt anfangs schwer in Schwung und stolpert später über einige arg gewollte Haken, die den Film größer machen sollen als er eigentlich ist.
Note: 3
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