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Matrix Reloaded

"Matrix" war der erste Kultfilm des neuen Jahrtausends, intelligenter und tiefschürfender als all die weichgewaschenen Blockbuster-Produktionen vor ihm. Nach der Ankündigung, dass es zwei Fortsetzungen geben würde, die zusammen gedreht und innerhalb eines halben Jahres erscheinen würden, waren die Fans Feuer und Flamme... wohl so sehr, dass sie nur enttäuscht werden konnten. Doch auch mit geringen Erwartungen lässt sich das kaum entschuldigen, denn "Matrix Reloaded" ist schon mal ein ganzes Stück schwächer als das Original.

MATRIX RELOADED

Neo (Keanu Reeves) ist also wirklich der Auserwählte, aber das bringt ihm den Antworten auf seine Fragen nicht näher. Die Maschinen haben begonnen zu graben und werden Zion, die einzige noch von Menschen bevölkerte Stadt innerhalb der realen Welt, in wenigen Tagen erreichen. Neo ist der einzige, welcher dies noch verhindern kann, doch er weiß partout nicht, wie er dies anstellen soll und bittet daher das Orakel (Gloria Foster) um Rat. Unterdessen bereitet das Milität von Zion die Abwehr für den bevorstehenden Angriff vor, während Morpheus (Laurence Fishburne) andere Pläne verfolgt. Zudem ist auch der finstere Agent Smith (Hugo Weaving) überraschenderweise wieder aufgetaucht... und dies zum Schrecken Neos nicht nur einmal.

Neo weiß ziemlich lange nicht, was genau er eigentlich unternehmen soll und dies ist eine der größten Schwächen, welche "Matrix Reloaded" so innehat. Innerhalb der ersten Stunde kommt die Geschichte rein gar nicht voran, ergötzt sich bloß an den optisch beeindruckenden Schauwerten, lässt Menschen philosophische, verquere Reden schwingen und stellt Fragen, auf welche wir keine Antworten bekommen. Längen fangen schon früh an zu stören und der zweite Teil weiß eine ganze Weile offenbar gar nicht, wohin er will, was er mit seinen ohnehin nicht sonderlich aussagekräftigen und mittlerweile sogar arg überzeichneten Charakteren anfangen soll und was der Sinn des Ganzen ist. Die Story bessert sich in dieser Hinsicht während dem Verlauf kaum, kann aber ab der Hälfte immerhin mit zwei fabulösen Actionszenen aufwarten, welche allein schon eine Sichtung des Films rechtfertigen. Im Mittelpunkt steht dabei eine über zehnminütige Autoverfolgungsjagd mit jeder Menge Crashs und Kämpfen auf fahrenden Lastwagen auf einem Highway. Diese ist so rasant, turbulent und meisterhaft choreographiert und geschnitten, dass wir eine Zeitlang vergessen, dass dies alles nur optischer Firlefanz ist, der kaum im Dienste einer Geschichte steht... aber immerhin extrem unterhaltsam ist es, vor allem da auch die Effekte erneut zu überzeugen wissen, bis auf kleinere Mankos im Kampf gegen hunderte Smiths, wobei Neo auf einmal aussieht wie eine digitalisierte Gummipuppe. Aber das sind kaum störende Schnitzer, in Sachen Action und visueller Optik läuft hier ansonsten alles prächtig. Hinwegtäuschen darüber, dass die Charaktere diesmal erneut äußerst flach gezeichnet sind, die Dialoge noch einen Ticken schwurbeliger und unfreiwillig komischer sind und dass "Matrix Reloaded" angesichts seiner minimalen Geschichte und seiner viel zu langen Laufzeit, in welcher zu wenig passiert, im Grunde nur ein 138 Minuten langer Prolog für den finalen dritten Teil zu sein scheint. Keanu Reeves, Laurence Fishburne und Carrie-Anne Moss haben nun zwar besser in ihre Rollen reingefunden, verblassen aber gegen die leider diesmal kürzeren Auftritte von Hugo Weaving. Eine Überraschung ist zudem "Lost"-Star Harold Perrineau in der Rolle des mutigen Schiffkapitäns Link, welcher mit seiner menschlichen und sympathischen Figur das Geschwurbel über gottähnliche Menschen, Schicksal und Vorsehung angenehm erdet. Ansonsten ist "Matrix Reloaded" eine Luftblase von Film, außen viel Brillanz in Sachen Effekte und Action, innen aber wenig Geschichte und blasse Figuren. Hoffen wir, dass der dritte Teil es wieder besser macht...

Note: 4+

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