Hugh Grant gilt als einer dieser Schauspieler, die vollkommen auf einen bestimmten Rollentypus festgemünzt sind und die vielleicht gar nichts anderes überzeugend spielen können. Tatsächlich stimmt diese Behauptung aber heute nicht mehr, hat sich Grant in den letzten Jahren doch ziemlich erfolgreich von den charmanten Tollpatschen, die er in etlichen klassischen RomComs spielte, abgewendet. In dem Familienabenteuer "Paddington 2" gab er gar den Bösewicht, zuvor glänzte er in teils mutigen, teils anders gearteten Rollen in "Florence Foster Jenkins", "Cloud Atlas" oder dem mauen Agenten-Thriller "Codename UNCLE". Dass Grant aber die Rolle des zwar durchweg charmanten, aber in der Gesamtsituation oft überforderten Protagonisten aber gerade in den 90ern am besten lag, lässt sich nicht von der Hand weisen und so spielte er diesen auch in "Mickey Blue Eyes"... auch wenn dieser Film erfrischenderweise gar keine romantische Komödie war, zumindest nicht in vorderster Hinsicht.
MICKEY BLUE EYES
Nach nur drei Monaten in einer Beziehung macht der New Yorker Auktionär Michael Felgate (Hugh Grant) seiner Freundin, der Sozialarbeiterin Gina Vitale (Jeanne Tripplehorn) einen Heiratsantrag. Diese lehnt jedoch unter Tränen ab, was Michael dazu veranlasst, bei ihrer Familie nachzuhorchen. Wie sich nach einem Treffen mit Ginas Vater Frank (James Caan) und einer Beichte der Frau selbst herausstellt, gehören die Vitales zur italienischen Mafia. Gina möchte mit allen Mitteln verhindern, dass ein so ordentlicher Kerl wie Michael in eine solche Familie heiratet und von diesen beherrscht wird, Michael selbst hält aus der Liebe zu Gina jedoch dagegen. In den folgenden Wochen muss er sich mit den Vitales auseinandersetzen, die erst seinen Job und schließlich ihn selbst unter Druck setzen, bevor er sogar Teil eines gefährlichen Mordkomplotts wird...
Ich habe irgendwie eine Schwäche für Hugh Grant, der zwar in vielen seiner bekanntesten Filme ansatzweise den gleichen Rollentypus darbietet, diesen aber stets mit so viel nuanciertem Charme ausfüllt, dass ich mich an ihm kaum sattsehen kann. Ich liebte ihn in "About a Boy", in "Tatsächlich Liebe" und sogar in schwächeren Werken wie "Haben Sie das von den Morgans gehört?" glänzte er noch durch seine Performance. Letzteres gilt auch für den 1999 erschienenen "Mickey Blue Eyes" - nach einer dreijährigen Drehpause kehrte der Brite in diesem Jahr mit gleich zwei Filmen zurück, glänzte in "Notting Hill" und schließlich auch hier. "Mickey Blue Eyes" ist im Kern kein guter Film und er hat mich sogar ein wenig enttäuscht, erneut hat es Grant jedoch geschafft, über vielerlei offensichtliche Schwächen hinwegzuspielen.
Das liegt zum einen an seinem gar brillanten Comedy-Timing, zum anderen aber auch daran, dass er Szenen nicht veralbert, in denen andere Schauspieler womöglich krakeelend und laut agierend dahingesiecht wären. Neben ihm hat der Film aber noch eine hervorragend aufgelegte Nebenbesetzung darzubieten, in welcher einzig und allein "Die Firma"-Star Jeanne Tripplehorn etwas zurückstecken muss, was weniger ihre Schuld als die des Drehbuchs ist, da ihre Gina Vitale in die meisten Situationen eher passiv hineingeschoben wird. Absolut grandios agiert hingegen James Caan, der nach vielen ernsteren Werken wie "Der Pate" oder "Misery" hier offensichtlich viel Spaß daran hatte, mal in einer weitestgehend lockerleichten, wenn auch gefährlichen Komödie aufzutreten. Und ein genaues Extralob verdient sich auch "Rocky"-Star Burt Young, der in einer Nebenrolle als gar nicht so netter Onkel Vito Graziosi ein paar wunderbare Akzente setzt, ohne dabei trotz gigantischer Brille zu überzeichnen.
Abseits der Besetzung sieht es für die Komödie von Regisseurin Kelly Makin aber etwas schwächer aus, denn nach einem wunderbaren Beginn, in welchem uns Michael Felgate innerhalb seines Arbeitsumfelds humorvoll und glaubwürdig vorgestellt wird, wird es etwas hektisch. Im zerfaserten Mittelteil gerät der Film gar völlig aus den Fugen, behält zwar einigermaßen den Fokus, kann seine zuvor noch so stimmige und spaßige Dramaturgie über etliche Nebenhandlungen aber nicht wirklich aufrecht erhalten. Zum Finale hin wird es zwar wieder richtig spaßig, bisweilen trotz vorhersagbarer Wendungen sogar spannend, aber so richtig in Schwung kommt das Ganze nicht mehr. Hin und wieder beißen sich auch die teils recht drastischen Mafia-Szenen mit denen der lockerleichten Komödie, der Ton ist nicht ganz eindeutig und es wird offensichtlich, dass sich hier zwei Genres, die sich mit etwas Talent ganz gut verknüpfen lassen, gegenseitig im Weg standen. Dank eines flotten Soundtracks, einiger herrlicher Dialogszenen und der bereits erwähnten, fabelhaft aufgelegten Besetzung hat man immer wieder Spaß, man muss sich allerdings auch durch einige Momente enorm formelhafter und unsinniger Albernheiten kämpfen, die man auch hätte vermeiden können.
Fazit: "Mickey Blue Eyes" macht immer dann am meisten Spaß, wenn sich die hervorragend aufgelegte Besetzung einen Spaß daraus macht, hier mal richtig loszulegen. Der Plot und das etwas wirre Genre-Gehüpfe veranlassen aber nicht zu Freudensprüngen.
Note: 3-
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