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City of Lies

Im Jahr 1996 wird Rap-Legende Tupac Shakur auf offener Straße erschossen, wenige Monate später erliegt auch Kollege und Konkurrent Christopher Wallce alias "The Notorious B.I.G." einem Attentat auf sein Leben. Detective Russell Poole (Johnny Depp) übernahm die Fälle, konnte sie jedoch nicht aufklären. Im Jahr 2015 beschäftigt sich der aufstrebende Journalist Jack Jackson (Forest Whitaker) mit der Ermordung der beiden Rapper und bereitet einen enthüllenden Artikel vor, der das Mysterium lüften soll. Dafür tritt er auch mit Poole in Kontakt, um ihn zu seinen damaligen Ermittlungen, die de facto bis heute andauern, zu befragen. Dabei erfährt Jackson, dass Poole durchaus den wahren Tätern auf der Spur war, seine Ermittlungen jedoch massiv behindert wurden...

Eigentlich sollte "City of Lies" bereits im Jahr 2018 in die Kinos kommen, wurde aber ohne weitere Nennung von Gründen ersatzlos gestrichen, bis er erst drei Jahre später einen kaum beachteten Platz in den von der Corona-Pandemie gebeutelten Lichtspielhäusern erhielt. Die meisten sagen, dass die plötzliche Ignoranz, mit welcher auch die Verleiher den eigenen Film abstraften, mit seinem Hauptdarsteller zu tun haben soll. Dessen Stern in Hollywood sank wenige Wochen vor der eigentlich geplanten Veröffentlichung und aufgrund weiterer Gerichtstreite und Skandale um Johnny Depps Person ist er bislang leider nicht wieder aufgestiegen. Dass nun ein künstlerisches Produkt den Preis dafür zahlen soll, halte ich ohnehin für fragwürdig, da neben Depp noch zahlreiche weitere Personen vor und hinter der Kamera an dem Film arbeiteten. Darüber hinaus wäre "City of Lies" wahrscheinlich ohnehin kein allzu großer Erfolg vergönnt gewesen, da er trotz seines markigen Aufhängers zu wenig echte Energie besitzt, um wirklich zu fesseln.
Dabei ist die Idee der Inszenierung im Grunde vorteilhaft. Der Film wechselt durchgehend zwischen den vergangenen Ermittlungen in den 90ern und der im Hier und Jetzt verordneten Hauptgeschichte rund um den Journalisten Jack Jackson. Die ausladenden Flashbacks werden dabei durch eine gemattete, nahezu blasse Farbpalette kenntlich gemacht, weswegen eine Orientierung nie schwerfällt. Da in beiden Handlungssträngen immer wieder neue Erkenntnisse ans Licht kommen, die die Vergangenheit oder auch die Gegenwart beeinflussen, ist im Grunde ein packender Fluss dar, welcher die Geschichte immer wieder durch Wendungen führt. Leider wird "City of Lies" in seinem Erzählfluss aber auch immer wieder unangenehm ausgebremst - zum Beispiel durch eine merkwürdig erzwungene Geschichte rund um Poole's Sohn, der sich von seinem Vater entfremdet hat und die hier wie ein Versatzstück aus einem anderen Film wirkt. Auch kann "Der Mandant"-Regisseur Brad Furman nicht darauf verzichten, die zugrundeliegenden Morde, die auch in unserer heutigen Popkultur eines der größten Mysterien aller Zeiten darstellen, immer und immer wieder zu zeigen, ohne dass dabei etwas wirklich Wichtiges zu Tage tritt. Es wirkt so, als wolle sich Furman dem Aufhänger der Geschichte immer stärker widmen, um das Publikum am Thema zu halten, was in dieser Form aber eher ermüdend wirkt und aufzeigt, dass es dem Werk ein wenig an Substanz mangelt.
Denn aufgeklärt wurden beide Fälle, wie man weiß, nie. "City of Lies" kann dem Zuschauer daher zwar klare Indizien geben, aber keine echte Auflösung, weswegen man im Grunde schon früh weiß, wie das Werk enden wird. Über solcherlei Schwächen täuscht der gebeutelte Hauptdarsteller aber hinweg - trotz all des Herummäanderns um seine Person zeigt Johnny Depp hier eine mehr als reife, stille Leistung, die weit weg von seinen clownesken Performances in diversen Super-Blockbustern steht. Insbesondere die Chemie zwischen ihm und Forest Whitaker stimmt. Wie beide sich zu Beginn noch misstrauisch (und sogar mit vorgehaltener Waffe) beäugen, um im weiteren Verlauf immer weiter zusammenzuwachsen und gar zu scherzen, das wirkt durchweg glaubwürdig und hat einen gewissen Charme. Gegen Ende rutscht der Film dann, um ein weiteres Drama in seiner wahren Geschichte darzubringen, etwas zu sehr ins Melodramatische ab, was dem bis dahin weitestgehend düsteren und konsequenten Krimi ein wenig Ehrlichkeit und Realismus kostet. Man geht somit zwar nicht wirklich zufrieden in den Abspann, da das Thema an sich eine wesentlich bessere Verfilmung verdient hätte, kann aber auch nicht verhehlen, dass "City of Lies" seine Momente hat, die funktionieren.

Fazit: Johnny Depp und Forest Whitaker überzeugen in einem kritischen, realistischen Thriller, der aufgrund seiner umständlich erzählten Handlung, diverser Subplots und zu viel Effekthascherei aber immer wieder unangenehm ausgebremst wird.

Note: 3-





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