Im Wilden Westen hat es sich der Outlaw Nat Love (Jonathan Majors) zur Aufgabe gemacht, alle Männer, die am brutalen Mord seiner Eltern beteiligt waren, auszulöschen. Nachdem er den letzten Mann getötet hat, muss er jedoch erfahren, dass der inhaftierte Rufus Buck (Idris Elba), der damals kaltblütig den Abzug drückte, entlassen und gar begnadigt werden soll. Sofort versammelt Love seine Freunde und Mitstreiter um sich, um Buck, der versucht, seinen alten Ruf als gefürchteter Gangster wiederherzustellen, zu finden und auszuschalten. Buck selbst rechnet jedoch fest mit Love's Ankunft und sammelt daher seine eigene Gang um sich, die unter anderem aus der berechnenden Trudy Smith (Regina King) und Cherokee Bill (LaKeith Stanfield), dem schnellsten Schützen des Westens, besteht...
"The Harder They Fall" hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Western-Genre, welches sich in seinen glorreichen Glanzzeiten fast ausschließlich dem älteren, weißen Mann zutat, endlich einen aktuellen Beitrag des "Black Westerns" zu verpassen. So besteht die gesamte Hauptbesetzung ausschließlich aus schwarzen Schauspielern und Schauspielerinnen, im Kern bleibt der Film jedoch ein ganz und gar klassischer Western, der sich wenig bis gar nicht unter aktuellen, politischen Themen positioniert. Das mag manch einer als vertane Chance ansehen, der aktuellen "Black Lives Matter"-Bewegung oder den "Diversity"-Diskussionen im Filmgeschäft etwas Provokantes hinzuzufügen. Auf der anderen Seite ist es aber auch schlichtweg erfrischend, einen Blockbuster mit fast vollständig schwarzer Besetzung zu sehen, ohne dass dabei erneut Themen wie Rassismus und Ausgrenzung thematisiert werden (mit Ausnahme einer kurzen, herrlich schrägen Szene, in welcher eine wortwörtlich "weiße" Stadt besucht wird). Nicht falsch verstehen, selbstverständlich müssen diese Themen im Filmbereich besprochen werden, aber es darf auch wohltuende Ausnahmen geben - so ist die schwarze Besetzung hier nicht Sinn oder Zweck für eine politische Botschaft innerhalb der Filmhandlung, sondern darf als normal angesehen werden... so, wie unsere Gesellschaft im besten Fall einfach sein sollte, ohne gleich wieder Grund oder Absicht zu hinterfragen.
Und so haben wir es dann eben mit einem sehr klassischen Western zu tun, der in seiner obercoolen Überinszenierung ganz klar am Vorbild Quentin Tarantino angelehnt ist, das Genre keinesfalls neu erfindet, aber unglaublich viel Spaß bereitet. Dabei sind es weder Story noch Charaktere, die wirklich für Aufsehen sorgen. Ganz im Gegenteil: Der Plot verläuft ebenso simpel und vorhersehbar wie der einfach gehaltene Aufhänger - es handelt sich schlichtweg um eine altbekannte Rachegeschichte, die im weiteren Verlauf auch keine überraschenden Wendungen offenbart. Auch die Charaktere werden eher auf ihre Talente und coole Sprüche reduziert und erfahren kaum eine weitere Tiefe, auch wenn diese in teils langen Dialogen zumindest angedeutet wird. Dieser im Grunde magere Plot, der keine unnötigen Abzweigungen nimmt und trotzdem ohne großartige Längen auf 139 Minuten Laufzeit kommt, wird dann durch eine gekonnte Inszenierung seitens Regisseur Jeymes Samuel wettgemacht, der vor allem mit einer brillanten Musikuntermalung, einem hervorragendem Schnitt und tollen Bildern aufzeigt, was er kann. Vielleicht ist "The Harder They Fall" sogar eine Art "Baby Driver" des Western-Genres, ohne die überragende Qualität den Gangster-Geniestreichs zu erreichen: Eine simple Geschichte, die in Form ihrer makellosen Inszenierung zu stilsicherer und schlichtweg maßlos cooler Unterhaltung aufläuft und den müden Plot übertüncht.
Die wahren Stars des Films sind jedoch die vor der Kamera, denn wie diese es schaffen, ihren an sich nur marginal gezeichneten Charaktere ein unglaubliches Leben einzuhauchen, das hat man in diesem Genre selten gesehen. Schon die (Anti)Heldengruppe rund um den nach Rache dürstenden Nat Love, gespielt von "Loki"-Star Jonathan Majors, ist hervorragend besetzt, auch wenn gerade die deutsche Zazie Beetz nach ihrem ersten, starken Auftritt etwas zu glatt als Love Interest des Protagonisten zurechtgestutzt wird. Das wahre Highlight sind jedoch die drei Bösewichter, denn obwohl auch diese vollkommen erkennbar als "böse" dargestellt wurden und kaum weitere Grauzonen erhalten, ist der Spaß, den die Schauspieler an deren Verkörperung zu haben schienen, kaum hoch genug einzumessen. Dass Idris Elba seine Sache dabei absolut großartig machen würde, stand ohnehin außer Zweifel und so gibt er seinen Rufus Buck hier als brodelnde, mordsgefährliche Naturgewalt, der jegliche seiner Szenen beherrscht. Seine beiden kaltblütigen Helfershände stehen ihm aber kaum nach: Regina King frisst auch in wortlosen Szenen den Bildschirm schlichtweg auf und ihr Kompagnon LaKeith Stanfield, unter anderem bekannt aus dem starken Krimi "Knives Out" sticht sie sogar noch aus. Allein sein erster Auftritt als psychotisch angehauchter, cleverer und kaum zu durchschauender Meisterschütze verdient sich das Prädikat "meisterhaft".
Fazit: Als ebenso simpler wie geradliniger Western-Actioner gehen Plot und Charakterzeichnung dieses Films sicherlich nicht in die Filmgeschichte ein. Dank einer sauberen, cleveren Inszenierung und vor allem wegen der durchweg brillanten Besetzung, die aus den eher mau gezeichneten Figuren noch unglaublich viel Leben und Stil herausholen, ist "The Harder They Fall" aber ein verdammt cooler und aufregender Western.
Note: 2-
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