Jess Aarons (Josh Hutcherson) kommt aus einer ärmlichen Familie und wird in der Schule wegen seiner Klamotten, seiner introvertierten Persönlichkeit und seiner großen Leidenschaft, dem Malen, gemobbt und ausgelacht. Als eines Tages die kreative Leslie Burke (AnnaSophia Robb) neu in seine Klasse kommt, findet er endlich eine echte Freundin: Beide werden vom Rest der Schule ausgegrenzt, weswegen sie schnell eine tiefe Freundschaft verbindet. Um ihren fantasievollen Ideen Ausdruck zu verleihen treffen sie sich nach der Schule in einem Waldstück, welches in ihren Fantasien zum Königreich Terabithia wird, in welchem sich finstere Monster, Trolle und Feen verbergen. Ihre Freundschaft hilft beiden, sich von schwierigen Familienverhältnissen, fiesen Klassenkameraden und Geldproblemen abzulösen... bis ein tragisches Ereignis alles verändert.
"Brücke nach Terabithia" ist das Paradebeispiel für eine vollkommen vermurkste, weil gänzlich falsch gelagerte Bewerbung eines Films. Um auf den gleichen Wellen surfen zu können, wie es im Jahr 2007 die großen Fantasy-Franchises um "Harry Potter" oder "Die Chroniken von Narnia" taten, wurde auch dieser Film als großes Fantasy-Bombastkino beworben... obwohl er dies überhaupt nicht ist. Dementsprechend wurde im Trailer so ziemlich jede CGI-Szene des Films verpulvert und man bekommt tatsächlich den Eindruck, dass es sich in "Brücke nach Terabithia" um das nächste große Jugendbuch-Epos handeln könnte. Dass dem nicht so ist, wird anschließend aber recht schnell klar: Der Film folgt der Buchvorlage aus den 70ern und ist im Kern ein tiefsinniges und feinfühliges Drama, welches sich besonders mit den Gefühlen, Ängsten und Sorgen eines Kindes beschäftigt, dem es von keiner Seite leicht gemacht wird. Dabei finden eigentlich sehr schwere Themen wie Familienstreit, Mobbing, Verlust, Ausgrenzung und sogar Tod unter einem Hut zusammen und schicken den Zuschauer durch eine regelrechte Achterbahnfahrt der Gefühle. Dass der Film all diese Themen dann auch noch so geschickt ansprechen kann, ohne dabei zu dick aufzutragen, ist absolut erstaunlich.
Tatsächlich trifft er nämlich durchweg den richtigen Ton - egal, ob es sich dabei um spaßige Szenen handelt, in denen Leslie und Jess ihren Fantasien freien Lauf lassen und es dabei mit quirligen Monstern oder gigantischen Trollen aufnehmen... oder wenn es ernst, regelrecht düster wird und sich die ganze Gefühlswelt eines zwölfjährigen Kindes entblättert. Die Macher nehmen ihre jungen Protagonisten ernst, lassen aber auch genügend Momente für reinen Spaß, Leichtfüßigkeit und Freude atmen. Da stört es wenig, dass die visuellen Effekte schon vor fünfzehn Jahren nicht überzeugten, denn sie spielen hier wenn überhaupt eine untergeordnete Rolle. Viel spektakulärer und schöner ist da, wie sehr die Macher den eigentlich stinknormalen Orten eine visuelle Bedeutung geben, ganz gleich ob dies ein Schulgebäude, der Schulbus oder eben der Wald ist, in den sich Leslie und Jess zurückziehen. Für kleinere Kinder ist das indes aber nichts oder die Eltern sollten sich zumindest gut überlegen, ob sie solch schwere Themen ihren Jüngsten bereits zumuten wollen. Denn der Film nimmt auch seine Zuschauer ernst und konfrontiert sie mit Situationen, die man dem Trailer so nicht entnehmen würde - genauso wie seine Protagonisten.
Diese werden in den beiden Hauptrollen von zwei damaligen Jungstars gespielt, die daraufhin auch weiter Karriere machen konnten. Josh Hutcherson übernahm anschließend eine Hauptrolle in der großen "Tribute von Panem"-Franchise und zeigt bereits hier, mit was für einem nuancierten Spiel und entwaffnender Ehrlichkeit er gesegnet ist. Im direkten Vergleich ist die Rolle der Leslie Burke in ihren bunten Klamotten, dem erfrischenden Lächeln und diesen großen, strahlenden Augen natürlich auffälliger angelegt, doch es braucht schon eine Schauspielerin wie AnnaSophia Robb, um diesen Part wirklich glänzen zu lassen - und auch die Chemie zwischen den beiden ist schlichtweg hervorragend. Darüber hinaus ist es mehr als erfreulich, dass auch diverse Nebenrollen nicht zum Klischee verkommen, obwohl dies ein leichtes gewesen wäre. Da ist das Drehbuch dann aber auch in den Zwischentönen zu gut und namhafte Darsteller wie Robert Patrick als strenger Vater oder "500 Days of Summer"-Star Zooey Deschanel als zauberhafte Musiklehrerin schlichtweg zu talentiert, um dabei irgendetwas anbrennen zu lassen. Am Ende sind es all diese verschiedenen Punkte, die zum Glück treffsicher zusammenpassen und dementsprechend das Herz erreichen: Tolle Schauspieler, lebendige Figuren, ein passendes Drehbuch, Ernsthaftigkeit und der spielerische, letztendlich auch ungemein ehrliche Umgang mit schwierigen Themen. Nur die irreleitende Werbung, für die der Film letztendlich nichts kann, die hätte man sich auf solch eine Art und Weise sparen müssen.
Fazit: Bewegendes Drama, welches auf leichtfüßige und ehrliche Art und Weise die Gefühlswelt zweier ausgestoßener Kinder entblättert und dabei den Zuschauer fordert und unterhält. Kein ganz leichter Stoff, aber einer, der das Herz erwärmt, bricht und wieder zusammenflickt, wenn man sich nur darauf einlässt.
Note: 2
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