Nyles (Andy Samberg) ist gemeinsam mit seiner Freundin Misty (Meredith Hagner) zu Gast auf der Hochzeit von Tala (Camila Mendes) und Abe (Tyler Hoechlin). Während der Party, die er in einem Hawaiihemd und stark alkoholisiert besucht, verhält er sich mehr als merkwürdig und bandelt schließlich mit Talas Schwester Sarah (Cristin Milioti) an. Als die beiden die Nacht miteinander verbringen wollen, wird Nyles von einem plötzlich auftauchenden Mann mit einem Bogen attackiert und flüchtet verletzt in eine nahe Höhle. Trotz der Warnung, ihm bloß nicht zu folgen, betritt auch Sarah diese Höhle... und wacht in ihrem Bett am Hochzeitstag ihrer Schwester auf. Sie erkennt, dass sie in einer Zeitschleife gefangen ist und sucht Nyles auf, der mehr über diese Sache zu wissen scheint - und einige schockierende Informationen für die junge Frau bereithält.
Man nehme eine altbekannte, bereits in mehreren Genres breitgetretene Grundidee und füge ihr ein kleines, aber wichtiges Element hinzu, welches die gesamte Formel über den Haufen wirft. Das "Und täglich grüßt das Murmeltier"-Prinzip einer nie endenden Zeitschleife, bei welcher immer und immer wieder der gleiche Tag erlebt wird, nicht nur mit einem einzelnen Protagonisten, sondern mit zwei "Opfern" dieses physikalischen Ungleichgewichts durchzustehen, ist eine feine Idee. Und statt sich darauf auszuruhen, schnappen sich Regisseur Max Barbakow und Autor Andy Siara eben diesen kleinen Einfall und rennen damit so weit sie können. Im Ernst, es ist nur schwer vorstellbar, dass in knappen neunzig Minuten so viele Ideen, so viel Gefühl, Herzschmerz, Spannung und Kreativität in unterschiedlichstem und frischem Maße Einzuf halten kann, ohne dass all dies überladen oder verkopft wirken könnte. "Palm Springs" bietet alles, was man sich von einem Film wie diesem nur vorstellen kann und darüber hinaus noch viel, viel mehr. Er ist eine heitere, manchmal bitterböse Komödie; eine unwiderstehliche, zutiefst herzliche Romanze; und ein rasantes Sci-Fi-Abenteuer, aus welchem jeder Funke an Kreativität sprüht, der einem nur einfallen mag.
Dass all diese Elemente nebeneinander als auch voneinander unabhängig so maßlos gut funktionieren, ist einem exzellenten Timing für die emotionalen Stimmungen zu verdanken. Die Macher scheinen ganz genau zu wissen, wann sie ihre Zuschauer mit ebenso kruden wie treffsicheren Ideen zum Lachen bringen können (besonders in der ersten Hälfte ist "Palm Springs" in seinem sympathischen Chaos unfassbar witzig), wann sie das Herz ansprechen und wann sie auch ihre wendungsreiche Geschichte vorantreiben, die in kurzer Laufzeit so viele weitere Ebenen aufmacht, die man zuvor nicht hat kommen sehen. Hinter jeder Ecke wartet eine neue Überraschung, die stets anderer Natur ist, die mal das Zwerchfell, dann das Herz und schließlich mit voller Wucht die Magengrube trifft. Ein Wechselbad der Gefühle, doch jedes von ihnen scheint perfekt ausgelotet. Die einnehmende Liebesgeschichte von zwei wunderbaren, wie aus der Zeit gefallenen Menschen, hervorragend und mit unnachahmlichen Charme dargeboten von der zauberhaften Cristin Milioti und "Bad Neighbors"-Star Andy Samberg, bleibt dabei im Fokus. Und die Höhen und Tiefen, die diese Liebesgeschichte vor dem Hintergrund eines dringlichen Problems entwickelt, dürften vielleicht bald als emotionale und kreative Blaupause für Geschichten dieser Art gelten.
Man kann kritisieren, dass es womöglich eine Idee gibt, die letztendlich etwas zu viel des Guten ist und die nicht vollständig auserzählt ist - trotzdem hat der Plot rund um den wahnsinnigen J.K. Simmons, der eine ganz eigene Position in der Geschichte einnimmt, einfach zu viele geniale Momente, als dass man diese irgendwie missen wollen würde. Und man kann natürlich auch einwerfen, dass ein Film, der so mutig mit seinen Versatzstücken und Ideen umging, auf einer etwas zu süßlichen Ebene ausläuft... aber warum eigentlich, wenn diese kitschigen und zugleich so ermutigenden Momente trotzdem so ins Herz treffen? Sicher, "Palm Springs" ist viel zu energetisch, selbstbewusst und experimentell, um jeden Zuschauer zu begeistern - er macht es sich nicht bequem, sondern fordert das Publikum auch zum eigenen Mitdenken und Empfinden auf. Wer mit diesen Noten nichts anfangen kann, den wird dieser Film vermutlich eher kaltlassen. Mich hat er jedoch eiskalt erwischt und mich stets genau dort getroffen, wo es nötig war. Ein zauberhafter Film, der noch sehr lange nachwirkt und das aus verschiedenen Gründen. Eine absolute Pflichtsichtung für alle, die schon mal verliebt waren, die schon mal ein Abenteuer erlebt haben, die sich fallenlassen wollen, die sich für Physik interessieren, die Komödien lieben... ja, im Grunde für euch alle.
Fazit: Ein wahnsinnig beflügelnder, maßlos kreativer und entwaffnend mutiger Film, der so viele Ideen, Gefühle und Wendungen in nur 90 Minuten unterbringt, dass ein Gelingen unmöglich klingt. Und doch ist "Palm Springs" als romantische Komödie, Fantasy-Abenteuer und bestechendes Drama die wohl beste Symbionte, die man daraus machen kann. Ein federleichtes, weises und unglaublich warmherziges Meisterwerk.
Note: 1
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