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Edison

Als der junge Journalist Joshua Pollack (Justin Timberlake) vor Gericht hört, wie der wegen illegalen Waffenbesitzes angeklagte Verbrecher Isiaha (Damien Dante Wayans) dem Polizisten Rafe Deed (LL Cool J) ein "Danke" zuflüstert, riecht er eine mögliche Verschwörung. Ashford (Morgan Freeman), der Chef der Zeitung, will von solcherlei Hörensagen nichts wissen und verlangt Fakten, die Joshua bald auch bieten kann - offensichtlich ist eine ganze Abteilung der Polizei im Wissen von brutalen Machenschaften in der Stadt Edison. Als Joshua gemeinsam mit Ashford näher nachforscht, gerät er ins Visier von Deed und seinem psychotischen Kumpanen Frances Lazerov (Dylan McDermott). Um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, muss er sich mit dem kaputten System der Stadt auseinandersetzen...

Ähnlich wie bei dem brillanten Thriller "Lucky Number Slevin" schaffte es dieser Film trotz einer großartigen Besetzungsliste, die sich wie der Wunschzettel für den Weihnachtsmann liest, niemals in die Kinos. Anders als bei dem düsteren Thriller mit Josh Hartnett und Ben Kingsley in den Hauptrollen lag dies jedoch nicht daran, dass die Studios dem Publikum den morbiden Plot nicht zutrauten, sondern dass die Kritiker "Edison" schon vorab zerrissen. Das ist natürlich unverständlich, denn eine solche Besetzung hätte mit einer soliden Marketingkampagne wahrscheinlich doch noch für schwarze Zahlen gesorgt. Nun ist "Edison" sicherlich kein Film für die Ewigkeit, unterhält jedoch deutlich mehr als ich es nach den verheerenden Kritiken erwartet habe. Tatsächlich entwickelt der Streifen aufgrund seines hohen Tempos und der zwar nicht sonderlich originellen, aber durchweg spannenden Geschichte einen gewissen Sog, der erst im letzten Drittel im banalen Actionfeuer erlischt. Zuvor leistet sich der Film ebenfalls kleinere Fehler, die aber gar nicht so arg ins Gewicht fallen.
Den ersten macht der Film bereits nach rund einer Minute, wenn er die Verschwörung, welcher Joshua später auf die Spur kommen soll, direkt zu Beginn glasklar aufzeigt. Man kann sich vorstellen, wie anders die erste Hälfte von "Edison" verlaufen wäre, wenn auch wir als Zuschauer gar nicht sicher gewesen wären, ob an den Vermutungen des aufgeweckten Journalisten etwas dran ist. So ist das Herumstochern in diversen Beweisen, die womöglich gar nichts ergeben, nur für die Hauptfigur eine unsichere Sache, während der Zuschauer ihm schon von Anfang an voraus ist. Trotzdem entwickelt sich der Plot spannend. Die Figuren besitzen zwar längst nicht die Tiefe der Charaktere in solch kultigen Cop-Thrillern wie "L.A. Confidential" beispielsweise, sind aber durch die Bank weg sympathisch oder bedrohlich. Die Grenze zwischen Gut und Böse verläuft recht klar, aber Regisseur David J. Burke hält das Tempo hoch und es gelingt ihm, die Schlingen um die Hälse der "Helden" immer weiter zuzuziehen. Zudem überrascht er auch mit einigen Wendungen, die man so nicht kommen sieht und führt das Publikum gar das ein ums andere Mal an der Nase herum.
Justin Timberlake bewies spätestens fünf Jahre später in dem hochspannenden bzw. wunderbar frechen Hollywood-Doppel "The Social Network" und "Freunde mit gewissen Vorzügen", dass er durchaus ein mehr als annehmbarer Schauspieler ist. Schon in "Edison" bietet er eine solide Leistung an, die nur deswegen nicht so richtig begeistert, weil er eben von hochtalentierten Superstars umgeben ist, die er schlichtweg nicht in den Schatten stellen kann. Morgan Freeman und Kevin Spacey beherrschen ihre Szenen dementsprechend so, wie es ihnen passt und werden in Nebenrollen von solch kernigen Charakterdarstellern wie John Heard und einem vollkommen abgedrehten und als solcher wunderbar bedrohlichen Dylan McDermott unterstützt. Dieser spielfreudige Cast sorgt gemeinsam mit der spannenden Geschichte dafür, dass man sich niemals langweilt. Erst in der letzten halben Stunde verliert der Film deutlich an Fahrt und kurbelt mit einem Mal ein vollkommen banales Actionfeuerwerk an, welches wie aus einem anderen Werk scheint und mehr an "The Expendables" als an einen solchen Thriller erinnert. Da werden obercoole Sprüche im nie versiegenden Maschinengewehrfeuer geklopft, Kopfschüsse mit grotesken Soundeffekten ausgeteilt und sogar ein Flammenwerfer ("Jetzt gibts ne Grillparty!") kommt zum Einsatz. Das könnte auf solche blödsinnige Art und Weise Spaß machen - wenn der Film vorher nicht mit wirklichem Ernst und einigen emotionalen und brutalen Stichen nicht eine ganz andere Atmosphäre transportiert hätte.

Fazit: "Edison" ist, obwohl die Handlung ein alter Hut ist und es ihr an Tiefe mangelt, ein spannender Film mit einem spielfreudigen Cast und sogar der ein oder anderen Überraschung. Letztendlich ist er aber doch zu unsicher, manchmal zu banal und vertraut seinen eigenen Ideen zu wenig, weswegen nur noch ein solides Vergnügen mit deutlichen Abzügen bleibt.

Note: 3



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