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Alien vs. Predator

2004: Charles Bishop Weyland (Lance Henriksen), Gründer und Vorsitzender des Weyland-Konzerns, entdeckt durch seinen Satelliten eine in der Antarktis unter dem Eis vergrabene Pyramide. Sogleich stellt der ältere Herr, sich eines historischen Fundes sicher, ein Team aus Spezialisten und Forschern zusammen, um sich ins tiefe Eis zu begeben. Den Warnungen der Polarexpeditionsexpertin Alexa Woods (Sanaa Lathan) zum Trotz schlägt sich das Team schließlich bis ins Innere der Pyramide vor, wo die Menschen plötzlich zu Gejagten werden. Tatsächlich hat sich eine jagende Alienrasse nach der Entdeckung des Ortes auf die Erde begeben, um dort einen blutigen Kampf mit einem finsteren Monster auszutragen, welches seit Dekaden im Eis schlummert und nun wieder erwacht ist...

Schon einige Jahre vor dem Beginn des Marvel Cinematic Universe, welches die sogenannten Crossover-Events der Filmgeschichte neu definierte und Blockbuster-Kinogeschichte schrieb, gab es im Horror-Genre diverse Versuche, verschiedene Filmreihen miteinander zu vermischen. Im Jahr 2003 traten in "Freddy vs Jason" somit die Horror-Ikonen aus "Nightmare on Elm Street" und "Freitag der 13." in einem blutigen Duell gegeneinander an... und nur ein Jahr später kam es schließlich auch zum großen Aufeinandertreffen der Predators gegen die Aliens. Hinweise auf die Tatsache, dass beide Reihen eigentlich im selben Universum spielen, gab es schon früh, doch lange blieb dieses Event nur ein feuchter Fantraum. Wahr machte ihn schließlich der für allerlei banale Trash-Filme bekannte Regisseur Paul W.S. Anderson, der letztendlich zwar das große Duell, wegen welchem Fans eifrig Kinokarten lösten, ansprechend umsetzen konnte, darüber hinaus in Sachen Storytelling und irgendeiner Form der Dramaturgie eine ziemliche Bauchlandung hinlegte.
Denn natürlich kann man einen Film wie diesen, der im Grunde nur auf diese eine Schlacht zwischen zwei kultigen Filmmonstern hinarbeitet (und deren einziges Verkaufsargument eben dieser Kampf ist) nicht mit einer anderthalbstündigen Schlachtpalette füllen. Da "Alien vs. Predator" darüber hinaus zwar keine Daseinsberechtigung hat, man aber zumindest irgendein Plotvehikel rund um einige menschliche Figuren entwickeln musste, fällt die erste Hälfte des Films erwartungsgemäß banal aus. Das Einführen zahlreicher Redshirts, die in der Antarktis nach einem historischen Fund graben, ist ebenso langatmig wie sinnlos geraten, da sich Anderson für seine menschlichen Charaktere nicht die Bohne interessiert. Das ist angesichts der ebenso simplen wie anders verarteten Fokussierung zwar verständlich, doch trotzdem lässt sich leicht verstehen, wie viel besser dieser Film geworden wäre, wenn man innerhalb des epischen Duells zweier Filmmonster eben auch noch sympathischere Menschen eingearbeitet hätte. Für Anderson sind sie, mit Ausnahme einer toughen, deutlich an Ellen Ripley angelehnten Hauptdarstellerin, allesamt nur Kanonenfutter, weswegen eine emotionale Bindung an die Menschen nicht nur schwerfällt, sondern gleich gar nicht stattfindet.
Dramaturgisch kann "Alien vs Predator" dementsprechend erst im letzten Drittel aus dem Vollen schöpfen, wenn der Film das einlöst, was der Titel verspricht. Zuvor sehen wir ein aufgrund der niedrigeren Altersfreigabe erschreckend blutarmes, plottechnisch zerfasertes und ziemlich dröges Horror-Werk, welches seine erste Filmstunde auf einer Backe absitzt, um anschließend zum lang erwarteten Finale zu kommen. Sicher, einen Film wie diesen kann man wohl nur auf eine solche Art machen, aber ein wenig mehr Stringenz und Ideenvielfalt wäre auch außerhalb des titelgebenden Duells möglich gewesen... nur war man diesbezüglich wohl einfach zu faul. Besonders die Hardcore-Fans werden sich jedoch über zahlreiche, innerhalb der beiden Universen gar einigermaßen sinnige Anspielungen und Querverweise freuen und beim letztendlichen Kampf zwischen Predators und Aliens einige herausragende Szenen sehen. Wie die einzelnen Stärken und Schwächen der beiden "Teams" ausgearbeitet und genutzt werden, das kann sich durchaus sehen lassen und die Actionszenen fallen in dieser Form angemessen groß aus. Das ist dann natürlich immer noch Trash, der mit der intensiven Spannung der ersten beiden "Alien"-Filme rein gar nichts mehr zu tun hat (was man entweder als Beleidigung für die Originalreihe oder doch einfach als abstrusen Spaß ansehen kann), löst aber zumindest sein Versprechen ein.

Fazit: Der Titel ist zumindest in der finalen halben Stunde Programm und liefert fast alles, was man sich davon versprechen durfte. Zuvor müht sich der Film aber mit halbgaren Expositionen und klischeehaften Horror-Vibes, die gnadenlos uninspiriert und dröge daherkommen.

Note: 4+





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