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Duplicity - Gemeinsame Geheimsache

Claire Stenwick (Julia Roberts) hat früher beim CIA als Spionin gearbeitet, Ray Koval (Clive Owen) war beim MI-6. Beide trafen bereits während eines Urlaubsflirts aufeinander, was für Ray weniger schön endete - in einer Betäubung seitens Claire, damit diese seine Unterlagen für ihren Job durchforsten konnte. Das Schicksal treibt sie nun offenbar wieder zusammen, denn beide arbeiten jetzt als Industriespione für den Vorsitzenden des gigantischen Konzerns Equikrom, Richard Garsik (Paul Giamatti). Dessen erbitterter Konkurrent Howard Tully (Tom Wilkinson) arbeitet im Geheimen an einem neuen Projekt, welches Milliardengewinne versprechen könnte. Zuvorderst arbeiten Ray und Claire daran, dieses Geheimnis für Garsik zu stehlen, damit dieser es für sich nutzen kann... doch sie wären keine genialen Spione, wenn sie da auch nicht etwas für sich selbst herausschlagen würden.

Mit "Duplicity" bewegt sich "Michael Clayton"-Regisseur Tony Gilroy ungefähr auf dem Terrain solch verspielter Heistfilme wie der "Ocean's"-Trilogie, münzt diese Atmosphäre aber mit aktuellem Branchenzeitgeist und packt noch eine ordentliche Portion Romantik obendrauf. Der größte Reiz des Films besteht dabei in seiner bestechenden Besetzung, denn Clive Owen und Julia Roberts könnten wohl auch noch wesentlich uncharismatischeren Charakteren durch ihre enorme leichtfüßige Präsenz Leben einhauchen. So beherrschen sie diesen Film mit Stil, Coolness und einer gewissen Unberechenbarkeit, was für Witz, Charme und Unterhaltung sorgt. Noch stärker agiert hier nur Paul Giamatti, der seinen geldgierigen Konzernvorsitzenden so herrlich als egomanischen Kotzbrocken anlegt, dass jede seiner Gesten, jeder seiner herrischen Blicke eine wahre Freude ist. In weiteren Rollen agieren unter anderem Denis O'Hare und natürlich der großartige Tom Wilkinson, wobei letzterem leider nur eine kleine Handvoll Szenen gegönnt werden. In jeder dieser Szenen ist er aber erwarungsgemäß göttlich.
Damit wären wir dann aber fast schon am Ende mit den durchweg positiven Punkten, die man "Duplicity" anrechnen kann. Denn wäre da nicht diese wahrlich fantastische Besetzung, der Film könnte fast durchweg als eher dröge und zerfaserte Semi-Unterhaltung durchgehen. Gilroy versucht seinen im Kern recht simplen Plot zwar durch eine eigene Erzählweise, in welcher die wahren Absichten der Hauptfiguren und auch deren Vorgeschichten sporadisch in Rückblenden erläutert werden, um den Blickwinkel für den Zuschauer immer wieder zu verschieben. Dadurch nimmt der Regisseur aber nicht nur immer wieder das Tempo raus, es gelingt ihm auch nicht, die generelle Einfachheit und letztlich auch Vorhersehbarkeit zu verschleiern. Man muss kein findiger Kinokenner sein, um diverse Wendungen schon von Weitem kommen zu sehen und da die Hauptfiguren indes auch nicht so interessant sind, dass sie über solcherlei fade Plotstrukturen hinwegtäuschen könnten (das Lob gebührt dabei eigentlich nur den Schauspielern, die viel mehr aus den Rollen herausholen als zuvor dagewesen ist), langweilt man sich recht schnell. 
Bezeichnend ist dabei, wie oft und langwierig der Konflikt zwischen Ray und Claire wiederholt und neu durchgekaut wird. Dass beide sich nicht vertrauen und dabei immer wieder auf äußerste Mittel zurückgreifen müssen, um festzustellen, dass sie nicht in eine Falle laufen, sorgt zwar immer wieder für erheiternde Einzelmomente - so zum Beispiel, wenn Claire nach längerer Abstinenz die Treue Rays auf die Probe stellt. Auf reiner Plotebene ist dieses Spielchen aber alsbald ermüdend, da das ständige Vertrauensthema schon früh an Substanz verliert und die Geschichte absolut nicht voranbringt. Auch die Charakterentwicklung der Hauptfiguren scheint fast ausschließlich auf dem "Ich kann dir nicht vertrauen, aber vertrau du mir bitte"-Thema zu beruhen, was bald durchgekaut ist, aber sich dennoch weiterhin im Kreise dreht. Da bleibt dann nur noch übrig, sich an der schönen Kameraarbeit und einigen hübschen Bildern zu erfreuen, die für gelegentlichen Schwung sorgen. Ansonsten ist hier aber nichts wirklich aufregend oder fesselnd, obwohl man angesichts eines solchen Teams vor und hinter der Kamera einen wesentlich schlüssigeren und einfach "cooleren" Film erwarten durfte.

Fazit: Roberts, Owen und Giamatti glänzen in den zentralen Rollen, denen sie dabei durchaus mehr Leben einhauchen als das eher maue Drehbuch vorgibt. Der im Kern simple Plot wird durch recht einfallslose Erzählmuster verkompliziert, Charme und Humor gehen in den müden Konflikten flöten. Kein wirklicher Gewinn.

Note: 4+





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