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Kein neues Lost in Translation: Filmkritik zu "On The Rocks"

Die Luft scheint raus zu sein aus der Ehe zwischen der mit einer Schreibblockade kämpfenden Autorin Laura (Rashida Jones) und dem erfolgreich mehrere Start-Up-Unternehmen hochziehenden Unternehmer Dean (Marlon Wayans). Nach einigen recht merkwürdigen Vorkommnissen und Andeutungen glaubt Laura sogar, dass ihr geliebter Mann sie auf seinen häufigen, beruflichen Reisen betrügen könnte. Als sie ihrem Vater Felix (Bill Murray) von der Vermutung erzählt, lässt dieser nichts anbrennen: Der wortgewandte, aber in seinen Ansichten auch reichlich festgefahrene Mann macht sich daran, Dean hinterherzuspionieren, um herauszufinden, ob er seine Frau wirklich betrügt. Laura ist damit erst so gar nicht einverstanden... bis Felix tatsächlich auf Spuren stößt, die Dean als untreuen Ehemann durchaus denkbar machen.

Regisseurin Sofia Coppola macht einen neuen Film mit Bill Murray in der Hauptrolle - diese Nachricht dürfte im Jahr 2020 die zahlreichen Fans des als Kultfilm angesehenen "Lost In Translation" in höchstem Maße erfreut haben. Umso enttäuschter dürften viele von ihnen nach der Sichtung des hier in Deutschland beim Streamingdienst Apple TV Plus veröffentlichten Films gewesen sein. Ein neues Meisterwerk, welches ganze Generationen prägen könnte, ist hier ohnehin nicht herausgekommen. Dass "On The Rocks" dann aber in jederlei Hinsicht so überdeutlich im Mittelmaß festhängt und seine an und für sich illustre Ausgangssituation kaum zu nutzen versteht, ist irgendwie schon schade. Dabei sind sowohl die Pfade auf den Drama- als auch auf den Komödienwegen nicht wirklich überzeugend: Als Drama bietet der Film zwar interessante Figuren, doch bleibt der Plot auf vorhersehbaren Bahnen stecken, bewegt nicht genug. Und als Komödie ist der Film schlicht und einfach nicht lustig genug, was vor allem an den zahnlosen Dialogen liegt, die sich zumeist auf den offen zur Schau getragenen Sexismus des alten Felix beziehen - eine solch offensichtliche Provokation, dass es schon hochtrabend wirkt.
Die reichlich lustig klingende Ausgangslage, dass die Frau diesmal nicht an der Seite von Freunden loszieht, um die Schandtaten ihres Ehemannes zu entlarven, sondern dafür (unfreiwillig) ihren aus ganz anderen Lebensebenen stammenden Vater einspannt, bietet letztendlich nicht viel: Tatsächlich dümpelt der Film über 98 Minuten recht sang- und klanglos vor sich hin. Dass sich Coppola den typischen, absurden Situationen, die entstehen könnten, entzieht, mag erstmal gut klingen - leider findet sie aber auch wenig, was solch bekannte Comedy-Elemente ersetzt. Ein wenig aufgesetztes Drama hier, ein paar trockene Dialoge dort und immer wieder die Frage, ob ihr Mann nun sie wirklich betrügt oder Laura doch nur ein paar Hinweise falsch aufgefasst hat. Die etwas laue Inszenierung der Regisseurin, die weder erinnerungswürdige Bilder verfasst noch ein passendes Pacingh vorlegt, kann daraus dann leider auch nicht mehr viel hervorholen.
Immerhin agiert Bill Murray in der Hauptrolle durchaus passend: Kein durchweg sympathischer Kerl, den er hier verkörpert, aber einer, den jeder von uns schon mal so oder so ähnlich angetroffen haben dürfte. Dementsprechend glaubwürdig wirkt Murrays Performance und er kann mit seinen trockenen Sprüchen und seinem mal seltsam, mal auch hemdsärmeligen Charme die meisten seiner Szenen beherrschen. "The Social Network"-Star Rashida Jones macht ihre Sache ebenfalls gut und kann eine stimmige Chemie mit Murray vorweisen, bekommt vom lauwarmem Drehbuch aber auch wenig an die Hand, was ihren Charakter irgendwie besonders oder strahlend machen würde. Unter den Nebenfiguren herrscht da ebenfalls Flaute: Besonders Marlon Wayans kann als Ehemann ohne jegliche Konturen schlichtweg gar keine Akzente setzen und bleibt vollkommen austauschbar. Und auch die Besetzung von "Glass Onion"-Star Jessica Henwick scheint wenig mehr als ein Cameo zu sein - ihre wenigen Szenen lassen sich an einer Hand abzählen und dabei hat Henwick rein darstellerisch auch fast nichts beizutragen, was irgendwie erinnerungswürdig wäre.

Fazit: Reichlich flaues Filmchen, welches seine nette Ausgangsidee erst für charmante Zurückgenommenheit nutzt, die aber alsbald in Langeweile umschlägt. Das Tempo ist niedrig, die Charaktere haben keine echte Würze und der Plot dümpelt leider fast durchgehend vor sich hin.

Note: 3-



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