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Transformers für die Kleinen: Filmkritik zu "Monster Trucks"

Der eigenbrödlerische Highschool-Schüler Tripp Coley (Lucas Till) schraubt an seinem ersten, eigenen Truck, als er plötzlich auf dem Schrottplatz Besuch von einer seltsamen, großen Gestalt bekommt. Die Polizei möchte ihm den Vorfall nicht abkaufen, doch als das Monster erneut auftaucht, verliert Tripp den Schrecken vor ihr. Trotz vieler Tentakel und enormer physischer Kraft stellt es sich nicht nur als gutmütig heraus, sondern bringt sogar seinen Truck zum Laufen, indem es sich darin verschanzt und ihn aus eigener Power bedient. Tripp kann sein Glück kaum fassen, doch soll es damit auch bald wieder vorbei sein: Das Monster ist nämlich während einer geheimen Ölbohrung ausgebüchst und soll deswegen von schwer bewaffneten Kerlen einer fiesen Firma wieder eingefangen werden - mit allen Mitteln.

Gut, das muss man wirklich erstmal schlucken. Ein Monster, welches sich in einem Truck verschanzt, diesen dadurch bedienen kann und mittels energetischer Ladungen fähig ist, eine extreme Leistung zu bringen... und welches Öl trinkt, um seine Reserven wieder aufzuladen. Daraus leitet sich dann auch der Titel des Films ab und selbst ich, der normalerweise relativ unbescholten ist, wenn es darum geht, diverse Fantasy-Plotlines abzunicken, war hier ziemlich erschrocken. Das ist selbst ohne weiteres Nachdenken völlig absurd und schießt dabei sogar die überzogenen "Transformers" ab - die stammten nämlich immerhin noch aus dem All. Es lässt sich aber auch nicht verleugnen, dass diese skurille und recht charmant kinderfreundliche Prämisse auch Spaß macht. Es dauert ein wenig, bis "Monster Trucks" in Schwung kommt, doch tut er das irgendwann, ist die Freude nicht weit weg. Solange man sein Hirn abschaltet, die typischen Genre-Manirismen akzeptiert und diese absurde Prämisse einfach als gegeben voraussetzt.
Problematischer als diese verrückte, aber auch für viel Action-Spaß sorgende Ausgangslage empfand ich die Zeichnung des Hauptcharakters. Der kommt nicht nur fast durchweg unsympathisch und egomanisch daher (wenn man bedenkt, wie er seine gleichaltrige Mitstreiterin behandelt und dabei fraglos alles nimmt, was sie ihm anbietet, ohne sich dafür zumindest dankbar zu zeigen), sondern ist auch noch ziemlich wirr geschrieben. Ein offensichtlicher Außenseiter, dem dennoch mehrere Mitschüler*innen so manisch hinterherrennen, dass einer von ihnen sogar dessen Haarstyle nachahmen möchte - das hat irgendwie nicht wirklich gepasst. Immerhin verleiht "X-Men"-Star Lucas Till diesem murrigen Teenie noch ein wenig Charme. Auch die Chemie zu seiner Spielpartnerin Jane Levy passt praktisch wie angegossen, wenn diese ihre recht anstrengende Streberhaftigkeit auch irgendwann über Bord geworfen hat. Das täuscht natürlich nicht über eine komplette Formelhaftigkeit sämtlicher Figuren hinweg - sie alle sind nur soweit gezeichnet, wie es die dünne Handlung brauchen kann. Dementsprechend sind die Bösewichte alle einfach böse und die Helden allesamt einfach gut. Das macht sie nicht zwingend unsympathischer, aber irgendwelche Tiefen sollte man in dieser Hinsicht natürlich keinesfalls erwarten.
Das darf und sollte man einem Film wie "Monster Trucks", der vordergründig einfach Spaß machen und sich zudem auch an ein recht junges Publikum wenden will, nun aber nicht vorwerfen. Sich einfach zurückzulehnen und einige knackige Actionszenen mit erstaunlich souveränen Effekten und ein paar schicken Stunts genießen, ist da schon eher ratsam. Diese krude Mischung aus "Transformers", "E.T." und "Herbie Fully Loaded" entbehrt dann zwar nicht immer einem gewissen Cringe-Faktor und ist vor allem in Sachen Handlung und Dialogen absoluter Nonsens. Aber ich konnte mir nicht helfen: Spätestens in der zweiten Hälfte hat mir diese verrückte Sause, die das Herz zudem am rechten Fleck hat, einfach viel Freude gemacht. Dabei ist sogar die Beziehung zwischen dem jungen Mann und dem knuddeligen Monster ziemlich herzerwärmend erzählt, während die implementierte Romanze zwischen Junge und Mädchen aber arg auf Sparflamme köchelt. Aber auch darum gehts prinzipiell nicht, weswegen man "Monster Trucks" als reichlich dummen, aber auch sehr spaßigen Familienfilm mit jeder Menge röhrender Monstermotoren schon empfehlen kann. Die jüngsten Sprösslinge der Familie könnten durchaus Spaß haben... und die Erwachsenen ab und an vielleicht auch.

Fazit: "Monster Trucks" ist dumm, vollkommen absurd und wahnsinnig formelhaft... macht aber ziemlich viel Laune. Der Film braucht eine Weile, um in Gang zu kommen, gewinnt später aber durch ebenso eindimensionale wie charmante Figuren und knackige, spaßige Actionszenen. Das ist zwar wirklich banal, aber auch gar nicht mal so herzlos.

Note: 3-



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