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Wie ein (ziemlich guter) Shyamalan-Mindfuck: Filmkritik zu "Don't Worry Darling"

Friedlich und in absoluter Harmonie lebt Alice (Florence Pugh) mit ihrem Mann Jack (Harry Styles) in einem prunkvollen Haus in der Gemeinschaft von Victory. Die dort lebenden Männer arbeiten für das streng geheime Victory-Projekt, während die Frauen zuhause das Haus hüten und ihren Ehemännern treu ergeben sind. Diese nur scheinbar rosige Fassade beginnt jedoch alsbald Risse zu erhalten, als Alice von seltsamen Visionen und Träumen geplagt wird und glaubt, dass die so perfekte Gemeinschaft in Wahrheit eine große Falle sein könnte. Ihre Hilferufe und Fragen werden jedoch von dem undurchsichtigen CEO der Firma, Frank (Chris Pine), abgeschmettert. Zudem scheint Alice nun auch anderen Menschen in der Gemeinschaft unangenehm aufzufallen - hat sie womöglich Fragen gestellt, deren Antworten zu gefährlich wären, um sie irgendwem zu geben?

Die Schlagzeilen rund um teils katastrophale Dramen und Zustände am Set lassen sich im fertigen Endprodukt nun kaum wiederfinden. Allenfalls kann man hier auf die durchaus fehlende Chemie zwischen Harry Styles und Florence Pugh zu sprechen kommen - dass die beiden sich am Set nicht sonderlich grün waren, merkt man doch, wenn zwischen dem eigentlich so glücklichen und unsterblich ineinander verliebten Ehepaar keinerlei Funken fliegen. Was dann aber auch schon eher die Schuld von Styles zu sein scheint, dem man hier durchaus anmerkt, dass er eigentlich ein Sänger und kein richtiger Schauspieler ist und der deswegen dem Rest des Casts von Ausdruck und Glaubwürdigkeit her deutlich hinterherhinkt. Vor allem natürlich Pugh, der ich auch stundenlang dabei zusehen würde, wie sie einen Bürgersteig auf- und abläuft. Der "Little Women"-Star beweist zum wiederholten Male, dass sie eine der großartigsten Schauspielerinnen der Gegenwart ist, mit einer Ausstrahlung, die schlichtweg den Bildschirm auffrisst. In einer fairen Welt müsste Pugh für fast jede ihrer Darstellungen in den letzten Jahren diverse Auszeichnungen und Preisnominierungen erhalten - und für diese hier erst recht, denn hier überstrahlt sie die gesamte restliche Besetzung... sogar einen bemerkenswert fies und schelmisch auftretenden Chris Pine, der hier herrlich gegen den Strich gecastet wurde.
Eine weitere Meisterleistung gilt hier Regisseurin Olivia Wilde, die ganz offensichtlich ein wahrhaft feines Auge für richtig schöne Bilderkompositionen hat: "Don't Worry Darling" sieht von Anfang bis Ende herausragend aus, wobei man sich an den tollen Sets und vor allem der brillanten Kameraarbeit von Matthew Libatique kaum sattsehen kann. Noch dazu besitzt der Film einen oscarreifen Soundtrack (leider hat es auch hier nicht mal für eine Nominierung gereicht) und Wilde beweist auch in Sachen Songauswahl, dass sie ein starkes Gespür für Musik hat. Manch ein Kritiker sagt dem Film bei all dieser optischen, akustischen und darstellerischen Brillanz eine gewisse Art des "Style over Substance" nach und auch wenn sich dieses Argument nicht komplett negieren lässt, so steckt in dem Werk auch auf der Handlungsebene noch eine ganze Menge. Die deutliche Message bezüglich toxischen Männern wirkt zwar in seiner finalen Ausführung etwas plump, da es an einer zweiten Ebene mangelt und das Über-Klischee der brav zuhause wartenden, kochenden und putzenden Ehefrau doch ein wenig überstrapaziert wird. Trotzdem findet das Drehbuch auch hier immer wieder ansprechende Winkel, um diese Art der Message zwar mit dem Holzhammer, aber auch auf spannende und eindringliche Art und Weise zu transportieren.
Als Mystery-Thriller läuft "Don't Worry Darling" natürlich auch auf einen zentralen Twist zu, der dann schließlich erstaunlich rund und überraschend daherkommt - ein bisschen so wie bei M. Night Shyamalan in seinen besten Jahren. Bei genauerem Nachdenken lassen sich nachträglich durchaus ein paar Plotholes finden, doch wirkt diese Wendung dennoch sehr sinnig und sogar angsteinflößend glaubwürdig und gereichen zu einem mordsspannenden und brillant inszenierten Finale. Der Weg zu diesem Twist wird durch eine schneidende Atmosphäre gebaut, die bis hin zu einigen fiesen Horrorszenarien immer wieder Anspielungen auf das geben, was uns erwarten könnte, aber auch clevere, falsche Fährten legen. Regisseurin Wilde spielt gekonnt mit der altbekannten, aber nach wie vor sehr wirkungsvollen Prämisse einer Protagonistin, die mehr zu wissen scheint, der aber niemand glauben will... und zudem schürt sie immer wieder auch den Verdacht, dass selbst wir als Zuschauer*innen dieser Frau nicht trauen können, da sie vielleicht doch einfach den Verstand verloren hat. Das ist keine neue filmische Ebene und ist auch nicht immer originell inszeniert, ist aber packend und intelligent genug geschrieben, um über zwei Stunden zu fesseln. Und das ist, wenn man dann noch diese großartige Inszenierung und eine wie gehabt meisterhaft aufspielende Hauptdarstellerin dazunimmt, mehr als genug für einen düsteren Filmeabend.

Fazit: Cleverer, verstrickter und atmosphärisch dichter Mystery-Thriller, dessen große Prämisse vielleicht etwas flach daherkommt, der aber durch eine bockstarke Inszenierung, eine großartige Hauptdarstellerin sowie einem gekonnten Zusammenspiel aus Bildern, Soundtracks und Musik durchaus fesselt.

Note: 2-



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