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Stars als Werbung für ganz miesen Trash: Filmkritik zu "Pfad der Vergeltung"

Jetzt haben sie einen Grund, endlich clean zu werden: Als Shelby (Jack Huston) seiner geliebten Freundin Ruby (Willa Fitzgerald) einen Heiratsantrag macht, beschließt diese, ihr weiteres Leben nicht unter dem Einfluss von Drogen weiterführen zu wollen. Sie einigen sich auf einen Entzug und nach harten Tagen, die sie fast in den Wahnsinn treiben, gelingt es ihnen tatsächlich, sich dem Zirkel der Drogen zu entziehen. Sie blicken nun in eine wundervolle Zukunft... bis die Vergangenheit sie wieder einholt. Daraufhin muss sich Shelby auf einen gnadenlosen Rachetrip begeben, der auch den örtlichen Sheriff Church (Robert De Niro) auf den Plan ruft.

Wie womöglich viele Filmfans bin auch ich aufgrund zweier großer Namen auf dieses Machwerk hereingefallen. Obwohl Robert De Niro und John Malkovich schon lange nicht mehr ausschließlich mit wertigen Filmen glänzen, ging ich davon aus, dass sich hier zumindest etwas ansatzweise Sehenswertes verbergen würde, wenn immerhin beide prominent dabei sind. Am Ende habe ich meine Lehre daraus gezogen und werde mich vorab informieren, ob solch große Namen wirklich nur als Köder für einen ansonsten wirklich mies produzierten Film dienen - so, wie beispielsweise Bruce Willis in den letzten Jahren seiner Karriere nur noch als Köder herhalten musste. Denn: "Pfad der Vergeltung" ist tatsächlich richtig übler Schmutz, der von seiner banalen Inszenierung, über die desaströsen Leistungen des Casts und die abgeschmackte Handlung wirklich müllig geworden ist.
Dass man Rache-Thriller wie diesen praktisch täglich auf dem Direct-to-DVD-Markt hinterhergeworfen bekommt, ist prinzipiell gar nicht das Problem - oftmals wünscht man sich ja einfach einen Film, bei dem man ungefähr weiß was man bekommt und das ist ja auch vollkommen in Ordnung. Wenn eine altbekannte Handlung (die deutlich mieser und hirnrissiger geschrieben ist als die Kino-Vorbilder) dann aber nur noch für dümmlichen Trash genutzt wird, lässt sich das auch nicht mehr schönreden. Dabei ist die erste Dreiviertelstunde, die für den kitschigen Dramateil genutzt wird, bevor es mit dem zentralen Revenge-Thriller überhaupt losgeht, noch die Erträglichste. Zwar lässt Regisseur Randall Emmett mit seinen klischeehaften, von abgeschmackten Popsongs unterlegten Dramaelementen auch dort schon keinen Zweifel daran, dass seine Fähigkeiten hinter der Kamera mehr als begrenzt sind. Doch alles ist besser als der wahnsinnig uninspirierte Actionteil, der darauf folgt - unglaublich mies gefilmte Actionszenen, die das geringe Budget verstecken sollen, es aber nicht können. Das ist nicht nur unfreiwillig komisch, sondern kaum anschaubar. Das Highlight war dabei eine Explosion, die aufgrund des geringen Geldes überhaupt nicht durchgeführt wurde, weswegen sich ein mit Handgranaten gespickter Laster unter tönendem Donner in weißem Licht auflöst.
Jack Huston beweist in der Hauptrolle, dass man von ihm nichts erwarten sollte. Er wirkt nicht nur physisch absolut fehl am Platze, sondern kann in den wenigen, sensiblen Momenten auch zu keinem Moment echte Emotionen transportieren. Seine Reaktion auf das zur Halbzeit hereinbrechende, traumatische Ereignis ist dabei so schlecht, dass keinerlei Gefühle entstehen wollen... obwohl sich der film so enorm viel Zeit nahm, um das Publikum gerade bei dieser Szene tatsächlich mitfühlen zu lassen. Da sorgt natürlich auch Emmett's absolut desaströse, überzeichnete Inszenierung, die jede Szene mit purem Überkitsch ausstattet, dafür, dass man hier absolut nichts fühlt außer echte Schmerzen aufgrund dieser Verschwendung von Geld und Talent... aber meine Güte, man hätte sich doch zumindest ein bisschen Mühe geben können. Der große Robert De Niro erwähnt hingegen in einer Szene, dass er müde sei und sich deswegen ausruhen solle - ebenso agiert er hier auch und wirkt so, als würde er in jeder Sekunde wegnicken oder frustriert das Set verlassen. Und das Engagement von "Con Air"-Mime John Malkovich war wohl weitestgehend fürs Poster wichtig: In seinen wenigen Szenen agiert der Schauspieler dabei so lächerlich überzogen, als hätte er einfach mal ein paar der Drogen, die die Handlung bestimmen, selbst eingeworfen und wäre nicht mehr der Herr über sein Gesicht.

Fazit: Eine ganz miese Trash-Granate, die schauspielerisch, inszenatorisch und dramaturgisch auf dem absoluten Bodensatz agiert. Ohne die großen Namen im Cast würde sich das wohl kaum jemand wissentlich ansehen... aber diesmal bin sogar ich auf diese Werbemasche hereingefallen. Ihr dürft es als Warnung sehen, ich nehme es als Lehre.

Note: 6+



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