Direkt zum Hauptbereich

Affen und Menschen zurückgetauscht: Filmkritik zu "Flucht vom Planet der Affen"

Im Jahr 1973 greift eine Einheit der US-Navy ein abgestürztes Raumschiff im Pazifik auf. An Bord befinden sich jedoch nicht wie erwartet menschliche Astronauten, sondern die drei hochintelligenten und wie Menschen agierenden Affen Cornelius (Roddy McDowall), Zira (Kim Hunter) und Milo (Sal Mineo). Die drei Affen werden in einen zoologischen Garten gebracht und dort von dem Tierpsychologen Dr. Lewis Dixon (Bradford Dillman) untersucht. Dabei findet er heraus, dass Cornelius, Zira und Milo die Flucht von der Erde in der Zukunft gelang, bevor die Atombombe den Planeten in Schutt und Asche legte... und sie nun zurück in die Vergangenheit gereist sind, wo sie die Menschheit antreffen, lange bevor die Affen die vorherrschende Spezies geworden sind. Die Affen werden von den Menschen mit Skepsis beäugt, weswegen Zira beschließt, in die direkte Kommunikation mit ihnen zu treten und zu beweisen, dass sie ihnen nichts Böses wollen... auch wenn genau dieses in der Zukunft wartet.

Glücklicherweise greift die zweite Fortsetzung des Kultfilms "Planet der Affen" die höchst diskutablen Sci-Fi-Plots des direkten Vorgängers hier nicht mehr direkt auf - keine verqueren Mutantenwesen mit gefährlichen Gedankenwaffen und keine Anbetung einer heiligen Atombombe mehr. Stattdessen schaltet die Reihe nun deutlich einen Gang zurück und bringt die intelligenten Affen in die Welt der Menschen. Wie genau das vonstatten geht und ob das jetzt etwas mit Zeitreisen oder sonstigem Kram zu tun hat, dahingehend hält sich der Film unschlüssig. Es ist aber vielleicht auch gut, dass man auf solch schwierige Fragen, die der verquere zweite Teil diesem Plot eigentlich aufzwingen müsste, keine direkten Antworten gibt, sondern ganz frische Luft atmtet: Anderenfalls wäre diese Reihe von ihrem gigantischen Sci-Fi-Quatsch wohl nicht mehr zu befreien gewesen. Stattdessen wirft der Film die interessante Frage auf, wie wir Menschen eigentlich damit umgehen würden, wenn plötzlich Wesen in unserer Welt auftauchen, die mindestens genauso intelligent sind wie wir... würden wir einen Nutzen daraus ziehen oder vor lauter Angst gleich wieder zu den Waffen greifen?
Mit solch interessanten, wenn auch bisweilen etwas klischeehaft aufgegriffenen Storys ist "Flucht vom Planet der Affen" jedenfalls so gesellschaftskritisch wie seit dem ersten Film nicht mehr... oder sogar noch ein wenig mehr. Statt auf laute Blockbuster-Action liegt der Fokus hier fast vollständig auf der komplizierten und vorbelasteten Kommunikation zwischen Mensch und intelligentem "Tier" - und die leider sehr gewisse Zukunft, auch wenn sie noch lange weg ist, liegt wie ein bedrohlicher Schleier über dem Plot. Das hat einen gewissen Charme, auch da die Figuren hier endlich wieder mehr sind als bloße, stumpfe Helden oder zweitrangige Stichwortgeber. Sie sind in vielerlei Fällen sogar sehr ambivalent, auch wenn die meisten von ihnen sich sehr simpel in Gut und Böse einteilen lassen. Die Actionarmut dieses Teiles der Reihe dürfte eingeschworene Fans bisweilen vielleicht verwirren oder sogar enttäuschen, doch verlässt man sich dafür auf viel bessere Eigenschaften des Franchise - innerhalb des Gewandes des Popcorn-Kinos einige interessante Fragen zu stellen und mehr auf innere Spannung denn auf äußere Schauwerte zu setzen.
Letztere fallen hier, gerade im Vergleich mit den beiden Vorgängern, die ja noch viel Wert auf aufwendige Bauten und allerlei Spektakel legten, viel, viel kleiner aus. Schließlich spielt der Film nun vollständig in der Welt der uns bekannten Menschen, weswegen man nicht auf spektakuläre Sets zurückgreifen, sondern recht bequem in Büros, auf Straßen und in Hotelzimmern drehen konnte. Das macht "Flucht vom Planet der Affen" rein optisch natürlich zu einer etwas statischeren Angelegenheit - auch da die wenigen Masken und Make-Up-Tricks, die man nun für die Affen verwendete, auch nicht mehr ganz so glorreich aussehen wie im wesentlich aufwendiger produzierten ersten Film. Da der Fokus aber auf einer recht spannenden Geschichte liegt, kann man solcherlei visuelle Minuspunkte etwas leichter verzeihen. Der Plot zieht dabei aber nicht durchweg und hat vor allem im Mittelteil einige kleinere Hänger, bevor es dann doch noch zum bleihaltigen Finale kommt, bei welchem der Film (ganz getreu dem Franchise) nicht mit einigen dramatischen Wendungen und Überraschungen spart. Das ist dann insgesamt zwar nicht auf dem Niveau des ersten Teils, aber immerhin voller frischer Ideen... und damit deutlich besser als der vollkommen durchgeknallte und öde zweite Film.

Fazit: Der dritte Teil der "Planet der Affen"-Reihe bringt frische Ideen und tritt glücklicherweise deutlich auf die Bremse, um weniger actionlastig und mehr gesellschaftskritisch zu werden. Das ist nicht frei von Klischees und dramaturgischen Stolperern und zudem deutlich weniger spektakulär, dabei aber nicht ohne Reiz.

Note: 3



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid