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Clint Eastwood fliegt ins All: Filmkritik zu "Space Cowboys"

Vierzig Jahre lang wollte Frank Corvin (Clint Eastwood), ehemaliger Pilot der United States Air Force, nichts anderes als ins Weltall zu fliegen, doch sein Traum sollte sich nie erfüllen. Rund vierzig Jahre nach seiner letzten, knapp verpassten Chance erhält er jedoch doch noch einen Versuch: Ein russischer Satellit ist aus seiner Umlaufbahn geraten, da das dort installierte Computerprogramm nicht mehr richtig funktioniert... das Programm, welches Corvin damals entwickelt hat. Nun soll er gemeinsam mit mehreren Astronauten in den Orbit fliegen, um das Ding vor seinem möglicherweise katastrophalen Absturz zu reparieren. Für diese Mission wird jedoch nicht nur Corvin reaktiviert, tritt die NASA doch auch an seine damaligen Kollegen an. Für Corvin bedeutet dies auch ein bittersüßes Wiedersehen mit seinem Rivalen William Hawkins (Tommy Lee Jones)...

Die (komödiantische) Ausgangslage erinnert ein wenig an den Katastrophen-Thriller "Armageddon" - hüben wie drüben werden Astronauten für eine lebensgefährliche Mission ins All entsandt, die aber eigentlich nichts im Weltall zu suchen haben. Man tausche also den Kometen gegen einen außer Kontrolle geratenen Satelliten und die Ölbohrexperten gegen vier rustikale, alte Haudegen... und heraus kommt "Space Cowboys" der sich weniger für die krachenden Actionspektakel eines Michael Bay als für das Einleben dieser vier Senioren in das neue Bild der NASA interessiert. Rein storytechnisch ist das natürlich höherer Blödsinn, was besonders deswegen überrascht, da hier immerhin Clint Eastwood selbst auf dem Regiestuhl sitzt, der sich normalerweise nicht mit solidem Popcorn-Kino zufrieden gibt. Es lässt sich aber nicht anders sagen, dass der Plot um eben diesen mysteriösen Satelliten gegen Ende doch etwas arg ins Abstruse abrutscht und Eastwood doch wieder in die Falle des heldenhaften Kitsch-Pathos tappt, welcher zum großen Finale dann etwas zuckrig den gesamten Film dominiert.
Vorher versteht sich "Space Cowboys" aber als recht harmloser und dennoch ziemlich schöner Spaß, der gerade die Witzchen über das fortgeschrittene Alter seiner Hauptfiguren ziemlich gut platziert... und seine Protagonisten deswegen nicht gleich zu albernen Trotteln degradiert. Gerade wenn Corvin, Hawkins und Co. gegen ihre jüngeren Kollegen auch mal zurückstacheln dürfen, erreicht der Unterhaltungswert ungeahnte Höhen und man hofft beinahe, dass ein Flug ins Weltall gar nicht mehr stattfindet... zu unterhaltsam sind die Szenen während des dreißigtägigen Trainings auf der heimatlichen Erde. Auch hier finden sich zwar einige Versatzstücke, die ziemlich klischeehaft oder gar komplett überholt wirken - so zum Beispiel eine unpassend eingefädelte Liebesgeschichte oder der doch recht einseitige Konkurrenzkampf zwischen Corvin und Hawkins, der nie so richtig an Brisanz gewinnt. Immerhin sind die Computertricks aber auch in kleinen Szenen schon sehr ansehlich und Eastwood hat seinen Film inszenatorisch gewohnt gut im Griff.
Das entscheidende Salz in der Suppe eines ansonsten bis hierhin sehr durchschnittlichen und bisweilen etwas zähen Films (130 Minuten sind für solch eine simple Geschichte doch etwas zu viel des Guten) ist aber natürlich die illustre Besetzung, die deutlichen Spaß an der Sache hat. Natürlich hat sich Eastwood in der Hauptrolle gleich wieder selbst besetzt, was aber auch passt: Seine knurrige Performance macht von seiner ersten Szene an große Freude. Als kleiner Scene Stealer erweist sich "Outbreak"-Star Donald Sutherland, der als fast blinder Astronaut, der jedoch mit einem wunderbaren Gedächtnis ausgestattet ist, die Lacher auf seiner Seite hat. Und Tommy Lee Jones darf als das Herz der Truppe auftreten, der nicht nur den dramatischsten Handlungsstrang für sich beansprucht, sondern dabei auch so heiter und aufgeweckt wird wie heutzutage kaum noch... ohne dabei seine gewohnte miese Laune zu sehr zu vernachlässigen. In Nebenrollen glänzen so prominente Namen wie James Cromwell und Marcia Gay Harden, die immer wieder für ein paar feine, kleine Szenen gut sind, sich aber auch angenehm genug zurückhalten, um den großen Stars an der Front nicht die Schau zu stehlen.

Fazit: Ein solider, weitestgehend spaßiger Film über vier alte Herren, die einen letzten, heldenhaften Trip ins All unternehmen wollen. Schauspielerisch wertvoll, handlungstechnisch jedoch etwas zu clownesk... und mit einigen deutlichen Längen versehen.

Note: 3



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