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Mozart (ein bisschen) erneuert: Filmkritik zu "The Magic Flute - Das Vermächtnis der Zauberflöte"

Der siebzehnjährige Tim Walker (Jack Wolfe) träumt von nichts sehnlicher, als das internationale Mozart-Internat in Österreich zu besuchen. Dieser Traum erfüllt sich, doch stößt er aufgrund einer familiären Tragödie erst mitten im neuen Semester hinzu und muss sich unter den zahlreichen Studenten, die sich bereits kennen, erst einmal einleben. Noch dazu stößt Tim des Nachts zufällig auf ein magisches Portal innerhalb einer Uhr, welches ihn in die Geschichte der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart transportiert - offensichtlich soll er als Teil dieser Geschichte die Chance erhalten, ein wichtiges Engagement in seiner Welt zu erhalten. Dafür muss er jedoch drei Aufgaben lösen, die durchaus nicht ungefährlich sind...

Mit "The Magic Flute" unternahm man vor einigen Monaten den Versuch, die zeitlosen Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart einer neuen Generation zugänglich zu machen - als Film mit Fantasy-Elementen, die zugleich aufgrund ihrer jungen Protagonisten mit recht alltäglichen Problemen ein wenig zugänglicher gestaltet werden sollen. Das ist nur so halb geglückt, denn auch wenn Mozarts Kompositionen damals wie heute und zukünftig immer noch brillant sind, so gerät der Film als Ganzes viel zu brav, um darüber hinaus wirklich Akzente setzen zu können. Gerade die Coming-of-Age-Elemente, die den schüchternen Tim immer wieder in Situationen schubsen, die ein jeder von uns in seinem Alter wohl auch schon auf ähnliche Art und Weise durchlebt hat, wirken dabei so zahnlos, dass sie schon früh langweilen. Das gilt für die funkenarme Liebesgeschichte ebenso wie Tims Bemühen, beim Rektor der Schule angesehen zu werden. Passenderweise bleibt Jack Wolfe in der Hauptrolle dann auch völlig farblos und kann weder gewitzten Charme noch irgendeine Art der nachdrücklichen Ausstrahlung liefern, die für diese Rolle durchaus wichtig gewesen wäre.
Innerhalb der Besetzung ist es dann (was nicht ganz überraschend ist) der aus der Hit-Serie "Game of Thrones" bekannte Iwan Rheon, der für den nötigen Schwung sorgt - war er in Westeros noch einer der hassenswertesten und erinnerungswürdigsten Antagonisten, so kann er hier als sympathischer und auch recht schlitzohriger Papageno durchaus Akzente setzen. Aufgrund der deutschen Produktion sind zudem auch viele bekannte Gesichter aus unseren Landen in Nebenrollen zu sehen, die sich mal mehr, mal weniger auffällig einreihen, ohne so richtig herauszustechen. Dass zudem Roland Emmerich mitmischte, um den Film zu produzieren, sorgt für einige visuelle Highlights - der Regisseur, der sonst gerne mal in verschiedenen Variationen unseren Planeten untergehen lässt, geizt auch hier nicht mit einigen visuellen Effekten, die man durchaus als beeindruckend ansehen kann... vor allem für ein Projekt aus deutschen Landen. Dabei stimmt auch die lockere Inszenierung von Regisseur Florian Sigl, auch wenn er das Tempo während der zwei mitunter recht langen Stunden nicht immer wirklich hochhalten kann, was aber mehr die Schuld des etwas unfokussierten Drehbuchs ist.
Dieses verliert in der Mischung aus Real- und Fantasy-Elementen nämlich immer wieder die Orientierung und wird vor allem in der zweiten Hälfte relativ wirr, wenn innerhalb der Welt aus Mozarts Zauberflöte so manch ein hochkarätiges Fantasy-Brimborium aufgelöst werden muss. Das passiert zwar durchweg recht leichtfüßig, aber auch ohne jegliche Ecken und Kanten, sodass man sich bisweilen zu langweilen droht. Gewöhnungsbedürftig darf man auch die Musical-Elemente nennen, denn natürlich wird in einem Film wie diesem auch gesungen... diese Szenen stechen immer wieder etwas unangenehm heraus und bilden mit dem restlichen Plot nur selten eine stimmige Einheit. Noch dazu wirken gerade diese Gesangsszenen merkwürdig steif und stehen dabei in hartem Kontrast zum restlichen, noch ziemlich modern aufgehübschten Rest des Films. So richtig zusammenpassen will das also alles nicht und verpasst die Chance, wirklich modern zu wirken, da man sich doch eher mit altbekannten und ziemlich mau inszenierten Grundkonflikten befasst und keinerlei Überraschungen oder gar Innovationen liefert.

Fazit: Für eine deutsche Produktion optisch mitunter sehr beeindruckend, aber leider ohne eigenen Charme und plottechnisch bisweilen arg diffus. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig, innerhalb dieser originellen Struktur aber auch viel zu brav und formelhaft und bleibt deswegen nicht lange im Gedächtnis.

Note: 4+



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