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Sprechende Tiere zum Zweiten: Filmkritik zu "Dr. Dolittle 2"

Eigentlich wollte der Tierdoktor John Dolittle (Eddie Murphy), dessen Fähigkeiten, mit seinen Patienten zu sprechen, mittlerweile zu Berühmtheit geführt hat, mit seiner Familie endlich den Europaurlaub machen, über den sie schon mehrfach gesprochen haben. Die geplante Rodung eines Waldes in seiner Heimatstadt durchkreuzt die Pläne jedoch: Etliche Tiere würden dabei ihr Heim verlieren und die einzige Hoffnung liegt in einer Bärendame, die dort allein lebt, da diese eine bedrohte Tierart darstellt. Das Gericht möchte die Rodung jedoch nur aussetzen, wenn ein männlicher Bär dazustößt, der dazu beitragen könnte, die Art wirklich zu erhalten... und da kommt natürlich Dolittle ins Spiel, der versuchen muss, die beiden Tiere als Date-Doktor zueinander zu führen.

Der erste Teil war vor allem noch wegen der (vorhersehbaren Wandlung) Dolittles vom Egomanen zum tierlieben Sympathen ziemlich spaßig - in einer Fortsetzung fällt solch eine Handlung zwangsläufig natürlich weg, da der titelgebende Tierarzt eben diese Wandlung bereits vollzogen hat. Deswegen fällt Dolittles Rolle in diesem zweiten Teil auch gar nicht mehr so groß aus: Tatsächlich agiert er über weite Strecken recht passiv in einem Part, bei dem er den Tieren zwar die Daumen drücken, aber sonst nur wenig ausrichten kann. Deutlich mehr Raum erhalten ebenjene Tiere, die mit ihren oftmals sehr harmlosen Späßen aber auch nur noch durchschnittlich lustig sind und sich mit ihren Sprüchen vor allem an ein sehr junges Publikum wenden. Im direkten Kontrast stehen natürlich einige zweideutige Witzchen, da es im Kern der Handlung nun mal immer noch um Sex geht... lebensnotwendigen Sex, wenn man so will. Wie die Autoren versuchen, dieses Thema in eine an Kinder gerichtete Familienkomödie dauerhaft einzubringen, ist zumindest irgendwie drollig.
Ansonsten fehlt es dem Film aber deutlich an Schwung: Der typische Familienkonflikt, der erneut darauf fußt, dass der strenge Vater seiner pubertären Tochter alles verbieten will, was in ihrem Alter normal wäre, war schon im Jahr 2001 ein alter Hut - ebenso auch die unvermeidliche Versöhnung aller am Streit Beteiligten. Das Sequel ist dabei ähnlich vorhersehbar und durchsichtig wie das Original, was bei diesem Genre nun auch wirklich nichts Schlechtes sein muss. Leider finden sich dazwischen auch wenig gute Ideen und manch eine, die man zumindest als drollig bezeichnen könnte, nutzt sich mit der Zeit ab: Ein Chamäleon, welches seine Farbe nicht wechseln kann, führt nun mal nicht zwingend zu einer Armada von Wortwitzen; und ein Hund, der sich in eine wilde Wölfin verliebt, hätte unter Pixar womöglich noch echtes Kultfilmpotential, wird hier aber zu nicht mehr als einer recht diffusen Nebenhandlung genutzt, die man so auch locker hätte streichen können.
Eddie Murphy wirkt dabei auch desöfteren ein wenig gelangweilt und darf erneut sich so herrlich aufdrehen wie in vielen anderen Filmen, die unter seiner Mitwirkung entstanden. Man spürt förmlich die Enttäuschung des "Die Geistervilla"-Stars, dass er hier nicht so wirklich aus sich herauskommen darf, da er die größten Eskapaden (die dennoch sehr harmlos ausfallen) seinen tierischen Gesellen überlassen muss... so zum Beispiel im großen Finale, in welchem sich Tiere weltweit gegen ihre Herrchen und Frauchen stellen, was in dieser Form schon irgendwie lustig ist und sogar ein wenig zum Nachdenken anregt. Doch wie auch alles andere in diesem Film ist das schon sehr formelhaft und simpel geraten und spricht Erwachsene in diesem Fall noch etwas weniger an als noch im Vorgänger - alle Konflikte entstammen dem Reißbrett und so richtig dramatisch ist hier auch nichts. Die Macher scheinen daran geglaubt zu haben, dass sprechende Tiere schon genügen würden, um für klingelnde Kassen zu sorgen. Damit hatten sie zumindest Recht, doch die Reihe haben sie dabei nicht auf Kurs gebracht: Eddie Murphy stieg anschließend aus und das Franchise ging nur noch unter dem Radar auf dem DVD-Markt weiter. Das ist auch irgendwie unrühmlich.

Fazit: Formelhaft, ziemlich versimpelt und ohne echten Schwung - obwohl auch "Dr. Dolittle 2" noch seine Momente hat, wirkt das Sequel weniger gewitzt als der Vorgänger und geradezu vollkommen harmlos. Kinder dürften dennoch kurzweiligen Spaß mit den sprechenden Tieren haben.

Note: 4+



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