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Das Original wird zum Prequel-Reboot: Filmkritik zu "Eroberung vom Planet der Affen"

Im Jahr 1991 hat sich nicht nur der Affe biologisch weiterentwickelt - eine Seuche hat dem Menschen zudem mit dem Aussterben sämtlicher Katzen und Hunde seine geliebten Haustiere genommen. Nun ist der Mensch dazu übergegangen, Menschenaffen als Sklaven zu halten - sie verrichten Jobs und werden unter furchtbaren Bedingungen gehalten. Der Zirkusdirektor Armando (Ricardo Montalban) beherbergt in dieser Zeit, rund zwanzig Jahre nach der Exekutierung von Zira und Cornelius, den totgeglaubten Affen Cäsar (Roddy McDowall), der letzte, hochintelligente Schimpanse auf dem Planeten. Cäsar darf sein wahres Wesen jedoch niemandem offenbaren, da die verängstigten Menschen ihn nach dem Vorfall von vor zwanzig Jahren sofort einsperren oder gar töten würden. Cäsar jedoch kann die schrecklichen Dinge, die seinen Artgenossen tagtäglich angetan werden, nicht mehr mitansehen... und plant für sich eine Revolution.

Im Grunde war klar, wohin die Reise nach dem Ende von "Flucht vom Planet der Affen" als nächstes gehen würde - und so ist es nun auch keine Überraschung, dass es mit dem Affenjungen, welcher das blutige Finale damals überraschend überlebte, eine neue Hauptfigur in der Reihe zu erleben gibt. Darüber hinaus sorgt einzig Ricardo Montalban, der die Rolle des Zirkusdirektors Armando aus dem Vorgänger wieder aufnimmt, für eine gewisse Konstanz, während darüber hinaus fast gänzlich Neuland betreten wird... zumindest aus damaliger Sicht. Denn jüngere Zuschauer*innen dürfte hier so einiges bekannt vorkommen, da dieser Teil der Reihe ganz offensichtlich Pate stand für den ersten Teil der 2011 begonnenen Reboot-Trilogie, "Planet der Affen: Prevolution". Und das tut "Eroberung vom Planet der Affen" rückblickend natürlich nicht gut, da der Film gegen das Reboot ziemlich alt aussieht - dieses ist nämlich nicht nur ein richtig guter Blockbuster, sondern steckt den alten Film auch technisch locker in die Tasche. Diese Vergleiche sind aber natürlich, wenn man die lange Zeit zwischen beiden Filmen bedenkt, ein bisschen unfair. Doch auch darüber hinaus hat der vierte Teil der Originalreihe wenig zu bieten, was alte Fans zurückholen könnte.
Tatsächlich ist dieser Teil nämlich der bislang vorhersehbarste und durchsichtigste der Reihe - und das nicht nur, wenn man den an manchen Stellen recht ähnlich aufgezogenen, in vielen Details aber natürlich sehr veränderten und modernisierten Reboot-Film bereits gesehen hat. Die Dramaturgie ist relativ simpel und trotz seiner Laufzeit von nur 87 Minuten (damit ist dieser Teil der bislang kürzeste der Reihe) braucht die Geschichte sehr lange, um in Fahrt zu kommen. Während der recht langsamen, ersten Hälfte hat man daher auch genug Zeit, um die deutlich sichtbar billigere Produktion auszumachen - gerade die Masken sehen in diesem Film nicht ansatzweise so gut aus wie im Original, was besonders deswegen auffällt, weil diese unter den großen Scharen der Affen diesmal wieder sehr oft zum Einsatz kommen. Immerhin sind die großen Actionszenen, die vor allem das letzte Drittel beherrschen, für einen Film dieses Alters sehr spektakulär aufgezogen. Dabei teilt sich "Eroberung vom Planet der Affen" aber auch gleich einen Kritikpunkt mit dem Reboot "Prevolution" - denn hüben wie drüben geht der Film keinen Schritt weiter, als er prinzipiell könnte und die Geschichte endet im Grunde genau dort, wo die Dinge eigentlich erst wirklich interessant werden. Womöglich schafft die letzte, nun noch übrige Fortsetzung dabei aber ebenso Abhilfe, wie es "Revolution" und "Survival" noch bei dem ersten Reboot-Teil taten.
Darüber hinaus fügt sich der vierte Teil der Reihe aber recht solide in den bisherigen Kanon ein. Diesmal fehlen aber, wie bereits erwähnt, die Überraschungen, welche die ersten drei Filme besonders gegen Ende stets liefern konnten. Die seichte Dramaturgie lässt nicht nur fast alle neuen Figuren, inklusive der schablonenhaften Bösewichter, zu Stichwortgebern verkommen, sondern sorgt auch dafür, dass wir im Grunde stets ganz genau wissen, was als nächstes passiert. Es ist zwar gut, dass man nicht mehr für Wendungen wider Willen sorgt wie noch im vollkommen wirren zweiten Teil der Reihe... aber so durchsichtig und formelhaft war bislang kein Film des Franchise und das ist, trotz eines spektakulären Finales, über weite Strecken eben auch ein bisschen dröge. Wo der Reboot "Prevolution" solch eine Vorhersehbarkeit noch durch spannende Figuren, nachvollziehbare Emotionen und grandiose Tricks ausgleichen konnte, verlässt sich dieser Film fast voll und ganz auf die Geschichte... und diese ist nun wirklich nicht so gut alsdass man als Ausgleich nicht auch noch ein paar interessante, frische Ideen vermissen würde. 

Fazit: Der bislang vorhersehbarste und dramaturgisch seichteste Teil der Reihe hat zwar einen relativ interessanten Grundkonflikt und ein für seine damaligen Verhältnisse spektakuläres Finale zu bieten, tritt darüber hinaus aber mächtig auf der Stelle.

Note: 4+



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