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Anne Hathaways Durchbruch: Filmkritik zu "Plötzlich Prinzessin"

Die fünfzehnjährige Mia Thermopolis (Anne Hathaway) ist an ihrer Schule die schüchterne Außenseiterin und wird tagtäglich drangsaliert. Ihr Leben ändert sich jedoch um 180 Grad, als ihre Großmutter Clarisse (Julie Andrews) Mia und ihre Mutter Helen (Caroline Goodall) in San Francisco besucht... und Mia dabei eröffnet, dass sie aus königlichem Hause in Genovien stammt. Tatsächlich ist Mia eine genovische Prinzessin und hätte das Anrecht, diesen Titel einzunehmen. Die Teenagerin jedoch ist von dieser Aufgabe alles andere als begeistert und glaubt, diesem Posten niemals gerecht werden zu können. Trotzdem verspricht sie ihrer Großmutter, es bis zu einem wichtigen Ball, bei welchem die neue Prinzessin bekannt gegeben werden soll, zumindest zu versuchen... und damit fangen die ersten Missgeschicke und Ärgernisse erst an.

Es war ein sagenhafter für die heutige Oscarpreisträgerin: Anne Hathaway hatte zuvor noch nie in einem Kinofilm mitgespielt, ergatterte dann sogleich die Hauptrolle in einem Disney-Film... und dieser wurde über Nacht schlagartig zu einem echten Hit. Hathaway war plötzlich ein Star und ist es auch bis heute noch. Selbstverständlich hat sie später wesentlich bessere Filme abgedreht als diesen hier, doch lässt sich die Performance der vierzigjährigen Schauspielerin dennoch loben: Obwohl das Drehbuch ihre Mia immer wieder in sehr enge Genre-Konventionen schwenkt, gefällt Hathaway mit ihrer gelenken Ausstrahlung und kann vor allem im Comedy-Timing (für einen Film wie diesen sehr wichtig) glänzen. Auch die restliche Besetzung kann sich sehen lassen, wobei "Mary Poppins"-Star Julie Andrews als königliche Großmutter erwartungsgemäß besonders heraussticht. Ein Scene Stealer ist zudem Hector Elizondo als sympathischer Sicherheitschef, der nicht nur den stets den passenden Rat parat, sondern auch immer wieder einen trockenen Spruch auf den Lippen hat.
Rein dramaturgisch haben wir es mit einer recht typischen "Hässliches Entlein"-Geschichte zu tun - auch hier verwandelt sich die schier unsichtbare Schülerin in wenigen Stunden in eine wunderschöne Prinzessin und muss lernen, ob sie ihr altes Leben weiterhin achten oder doch gleich in ganz neue, glamouröse Gefilde abtauchen will. Die daraus resultierenden Konflikte kennen wir alle bereits: Der Streit mit der besten Freundin, die plötzlich zurückstecken muss, obwohl sie Mia schon während ihrer Außenseiter-Zeiten stets die Stange gehalten hat; der Stress mit der Familie, die Mia immer wieder neue Herausforderungen aufbürgt; und natürlich der Konflikt mit sich selbst, bei dem die Protagonistin lernen muss, dass sie durchaus gut genug ist, wenn sie einfach so ist wie sie ist... erst recht als Prinzessin. Disney gibt diese altbekannte Handlung mit dem üblichen Schmalz, der vor allem die romantischen Handlungen beherrscht, dar, verpasst dem Film innerhalb seiner vorhersehbaren Handlung aber auch zu wenig Schwung. 
"Plötzlich Prinzessin" wirkt dabei über seine gesamte Laufzeit so harmlos und schüchtern wie seine Protagonistin zum Filmbeginn - die wenigen, slapstickhaften Comedy-Szenen, in welchen Mia zum Beispiel ein königliches Dinner durch zahlreiche Unfälle auf den Kopf stellt, gereichen aufgrund der fehlenden, inszenatorischen Dynamik mehr zu kleinen Schmunzlern als zu wirklichen Lachern. Zudem ist die Laufzeit von 116 Minuten deutlich zu nett gemeint, was zu einigen herben Hängern im Mittelteil führt, wenn Mia immer wieder mit ihrer Position hadert und die immergleichen Konflikte doppelt und dreifach ausdiskutiert werden müssen. Natürlich richtet sich der Film vornehmlich an weibliche Teenagerinnen, doch das ist keine Entschuldigung dafür, so sanft vorgehen zu müssen - ein etwas frecherer Ton hätte nicht nur der Ausgangsidee des Films genutzt, sondern auch den Humorlevel angehoben. So müssen wir uns mit wenigen Lachern durch eine recht stumpfe Ansammlung von typischen Klischees quälen, die aus heutiger Sicht gar unfreiwillig komisch wirken. Die Auswahl der Songs stimmt jedoch nostalgisch, auch wenn wir eigentlich froh sein können, dass solch kitschigfe Popsongs nicht mehr so oft den Weg in die großen Hollywood-Blockbuster finden.

Fazit: Ein wenig nostalgischer Charme ist da und die Besetzung sorgt zeitweise durchaus für Spaß. Die vorhersehbare und aus zahlreichen Klischees zusammengebaute Handlung besitzt jedoch in der Dramaturgie und der Inszenierung zu wenig Schwung, um über zahlreiche Längen und zu wenig Witz hinwegtäuschen zu können.

Note: 3-



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