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Ziemlich schlecht gealtert: Filmkritik zu "Voll auf die Nüsse"

Peter La Fleur (Vince Vaughn) betreibt das kleine, von einem harten Kern besuchte Fitnessstudio "Average Joe's". Aufgrund fünfstelliger Schulden droht er nun jedoch, dieses Studio zu verlieren - ausgerechnet an seinen Konkurrenten, das selbstverliebte Ekelpaket White Goodman (Ben Stiller). Die einzige Chance, die La Fleur und seinen treuen Kunden dabei helfen könnte, das Studio noch zu retten, scheint bei einem Dodgeball-Turnier zu liegen, denn dem Siegerteam soll dabei ein Preisgeld von 50.000 Dollar winken. Allerdings macht sich La Fleur wenig Hoffnung auf einen Sieg, wenn sie sich denn überhaupt qualifizieren könnten. Um dem Team mehr Schwung und Biss zu verleihen, tritt der grantige, ehemalige Völkerball-Profi Patches O'Houlihan (Rip Torn) auf den Plan... und dreht die Mannschaft der "Average Joe's" als ihr neuer Trainer ordentlich durch die Mangel.

Über Humor lässt sich weitestgehend nicht streiten - was die eine Person witzig findet, entlockt der anderen vielleicht nicht mal ein müdes Schmunzeln oder trifft sogar auf völliges Unverständnis. Deswegen werde ich den Fans dieser beinahe zum Kult avancierten Sportkomödie aus dem Jahr 2004 auch nichts an den Kopf werfen - wenn sie so etwas lustig finden, sollen sie doch gerne ihren Spaß daran haben. Ich habe mich jedoch über weite Strecken während der Sichtung von "Voll auf die Nüsse" sehr unwohl gefühlt und habe exakt einmal grinsen müssen, während ansonsten mein Gesichtsausdruck in Apathie festfror: Selten habe ich so viele bemühte, hyperaktive Gags gesehen, von denen wirklich keiner mein Zwerchfell traf. Natürlich habe ich angesichts des deutschen Titels nicht mit einer charmanten Komödie gerechnet und war auf eine gewisse Form des veralberten Slapstick eingestellt. Doch Slapstick ist im Grunde nur dann lustig, wenn das Timing stimmt... und das ist hier nicht der Fall. Schon sehr früh verkommt der Film durch eine von vollkommen wahnwitzigen Figuren getragenen Gaga-Parade, die jeden Zenit überschreitet.
Das zeigt sich besonders an der Rolle, die "Nachts im Museum"-Star Ben Stiller hier darbietet - es mag verständlich sein, dass er sich im Jahr 2004 ein wenig von seinem braven Comedy-Image distanzieren wollte, doch ist er in der Rolle des wahrlich widerlichen Antagonisten, der einen Prachtschnauzer vor sich herträgt und seine Hose aufbläst, niemals auch nur ansatzweise lustig. Schlecht gealterte bzw. schon damals nicht witzige "Sprüche", die immer wieder auf Randgruppen abzielen, machen diese Sichtung nicht angenehmer. In jeder zweiten Szene fällt mehrfach der Ausdruck "Schwuchtel"... und das ohne dass daraufhin noch ein Gag folgen würde. Auf diese und etliche, ähnliche Beleidigungen, die speziell Personengruppen beleidigen sollen, folgen oftmals sogar Lachpausen, um das Publikum sich köstlich amüsieren zu lassen. Natürlich ist mir bewusst, dass ein Umdenken bezüglich solcher Beleidigungen erst viel später stattfand, dennoch ist die schiere Masse an ziemlich widerlichen Sprüchen und Gags hier schon erwähnenswert... auch weil sie stets auf dem Rücken von Figuren ausgetragen werden, die es eh schon schwerhaben. Und nicht nur Stiller's Figur agiert dabei (was einem Bösewicht angemessen wäre) stets ziemlich eklig, sondern auch der "Held" der Geschichte überschreitet mehrfach die Grenze der sexuellen Belästigung.
Das hat mir den Spaß mit diesem Film, den ich aber ohnehin nicht wirklich hatte, schon früh ziemlich verhagelt, da praktisch alle Figuren in diesem Werk mindestens egomanisch, oftmals auch extrem unsympathisch daherkommen. Sobald das Turnier des Dodgeballs beginnt, gewinnt der Film zwar an Schwung, verlässt aber seinen extrem überzeichneten, albernen Touch nicht, der einfach nicht meine Humorfarbe annehmen wollte. Superlange Zeitlupen von Bällen, die Menschen im Gesicht treffen und einen comichaften Spuckeregen erzeugen, mögen andere Leute zum Brüllen bewegen, sind für mich aber noch nicht der Garant für eine wirklich lustige Komödie. Die kleine Armada an Gaststars, die in der zweiten Hälfte auftritt, erfüllt indes auch nicht viel mehr als den Zweck zu kleinen "Aha"-Momenten, wenn man wieder ein bekanntes Gesicht in der Menge entdeckt hat. Das reicht aber wirklich nicht, um die restlichen achtzig Minuten, die vorwiegend aus Gekreische und seltsam-pubertären Sex-Gags bestehen, noch zu goutieren... verstehen, warum ausgerechnet diese Komödie nun so gut ankommt, werde ich wohl also nie.

Fazit: Nicht nur stoßen viele Gags besonders aus heutiger Sicht ziemlich problematisch auf... die ständigen, albernen Kreischereien und überzeichneten Slapstick-Movements verfehlen zudem jedes Timing und machen die banale Geschichte um ein Dodgeball-Team über weite Strecken zu einer sehr anstrengenden Erfahrung.

Note: 5+



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