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Eddie Murphys Paraderolle: Filmkritik zu "Dr. Dolittle" (1998)

John Dolittle (Eddie Murphy) gilt als hervorragender Arzt, der Gefühle jedoch aus seiner Arbeit heraushält und deswegen die Karriereleiter immer weiter hinaufklettert. Doch dann kehrt eine Fähigkeit aus seiner Kindheit zurück, die er eigentlich bereits verdrängt hatte - er kann plötzlich mit Tieren sprechen und diese ebenfalls verstehen. Schon bald verbreitet sich in der gesamten Tierwelt der Stadt das Gerücht, dass es einen menschlichen Doktor gibt, der direkt mit Tieren kommunizieren und diese helfen kann... und Dolittles privates Wohnzimmer quillt plötzlich über vor tierischen Patienten. Das bringt nicht nur seine echte Karriere in Gefahr, sondern schädigt auf Dauer, da Dolittle extreme Geheimniskrämerei betreiben muss, auch das Verhältnis zu seiner Familie...

Eddie Murphy hat in seiner Karriere so manch eine Kultrolle verkörpert, von denen die meisten im Komödiengenre angesiedelt sind. Ob nun der verrückte Professor, Detective Axel Foley oder auch seine unvergleichliche Stimme als Esel in der enorm erfolgreichen "Shrek"-Reihe - Murphy war stets fähig, uns auf seine eigene Art zum Lachen zu bringen. Unter den Familienfilmen dürfte seine Darstellung als Doctor Dolittle noch vielen bekannt sein, den er in mehreren Filmen verkörperte und dem mit Tieren sprechenden Arzt damit deutlich mehr ein allgegenwärtiges Gesicht verliehen hat als es Robert Downey Jr. in der zurecht gefloppten Neuauflage aus dem Jahr 2020 gelungen ist. Dabei überdreht Murphy in diesem Film deutlich weniger, als ich zuvor vermutet habe - auf familienfreundlichen Pfaden wandelt er hier und überlässt die gröbsten Eskapaden den sprechenden Tieren, während er selbst als menschlicher Mittelpunkt damit beschäftigt ist, eben dieses Chaos zu begrenzen. 
Und das macht er in einer durchaus sympathischen Tortur, die sich selbstbewusst immer höherschraubt, ohne dabei aber jemals die bekannten Pfade einer Familienkomödie zu verlassen. Auf zu albernen Humor wird, sofern es innerhalb der Dramaturgie möglich ist, weitestgehend verzichtet, sodass man sich voll und ganz auf Murphy und seine tierischen Nebendarsteller einlassen kann - die mit allerlei visuellen Tricks, die trotz ihres Alters von fünfundzwanzig Jahren immer noch sehr schick aussehen, zum Leben beziehungsweise zum Sprechen gebracht werden. Dabei wird Murphys Charakter wie schon so oft als recht kühler Unsympath vorgestellt, der im Laufe der Handlung natürlich seine Lektion lernt. Unterstützt wird er dabei von fähigen Nebendarstellern wie Oliver Platt und Richard Schiff, die aber natürlich nicht viel mehr zu tun haben, als Murphy zuverlässig die Bälle zuzuspielen. Innerhalb der 86 Minuten gibt es bei einem solch hohen Tempo praktisch keine Längen, aber natürlich auch keine echten Überraschungen zu verzeichnen.
Der lustigste und letztendlich sogar dramatischste Plot gehört dabei einem kranken Tiger, der ständig mit Suizidgedanken spielt, als eingesperrte Wildkatze dafür aber nicht allzu viele Möglichkeiten besitzt. Generell funktioniert die Chemie zwischen dem erst überforderten und dann ziemlich begeisterten Dolittle und den zahlreichen Tieren, wobei genügend Gags für die Erwachsenen herumkommen, um auch diese zum Schmunzeln zu bewegen - Kinder werden bei dieser Parade an kleinen und großen Tieren, die mal tollpatschig und mal gutmütig sind, ohnehin ihre Freude haben. Richtig begeistert hat mich der Film letztendlich aber nicht, da er doch zu formelhaft agiert und jedes Klischee ausgräbt, was man sich in einer solchen Komödie nur vorstellen kann... das wurde auf Dauer dann doch ein wenig langweilig und ich hoffe, dass sich die Fortsetzung dahingehend ein wenig mehr traut - es darf auch ruhig noch etwas verrückter werden. Seine Zielgruppe unterhält der gute "Dr. Dolittle" aber auch 25 Jahre nach seinem Einstand sehr solide.

Fazit: Eddie Murphy überzeichnet in seiner Paraderolle gar nicht mal so sehr, was durchaus ein Glück ist, gibt es doch genug sprechende Tiere, die diese harmlosen Albernheiten gerne übernehmen. Tricktechnisch beachtlich und dramaturgisch höchst seicht - ein netter Familienfilm mit einer originellen Prämisse, der aber gern noch etwas frecher hätte sein können.

Note: 3-



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