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Ostern kann echt lustig sein: Filmkritik zu "Hop - Osterhase oder Superstar"

Der junge Hase E.B. soll eigentlich die Nachfolge seines Vaters als Osterhase antreten - das würde diesen dazu verpflichten, jedes Jahr einmal alle Kinder aufzusuchen und sie mit Geschenken glücklich zu machen. Was nach einer schönen Aufgabe klingt, ist für E.B. aber kein schöner Traum: Er möchte lieber ein berühmter Schlagzeuger in einer Rockband werden. Da sein Vater diesen Wunsch nicht berücksichtigen will, reißt E.B. aus und schlägt sich über ein magisches Portal in die Menschenwelt durch - in Hollywood hofft er, endlich musikalischen Erfolg haben zu können. Auf der Suche nach einer Bleibe kreuzen sich die Wege des kleinen Hasen und des von seiner Familie zur Jobsuche verdonnerten Menschen Fred O'Hare (James Marsden)... und beide erkennen bald, dass sie sich vielleicht gegenseitig helfen könnten, um ihrer beiden Probleme zu lösen und das Osterfest zu revolutionieren.

Meine Erwartungen waren angesichts der mauen Kritiken nicht besonders hoch - vielleicht hat es deshalb auch rund zwölf Jahre gedauert, bis ich mir diesen Familienfilm angesehen habe, der ansonsten ziemlich an mir vorbeigezogen war. Letztendlich war ich aber überrascht, wie viel Kreativität in "Hop" steckt: Fast jede Szene ist dabei durchgezeichnet mit feinen Gags, die zwar niemals wirklich laut lachen lassen, aber zumindest oft mindestens ein Schmunzeln garantieren. Dabei spricht der Film sowohl jüngere Zuschauer*innen als auch Erwachsene an: Erstere werden das hohe Tempo ebenso mögen wie den knuffigen (wenn auch ziemlich lasch animierten) Hauptdarsteller, Erwachsene finden hingegen Gefallen an manch einem schönen Wortwitz und einigen skurillen Situationen. Das ist zwar durchweg ziemlich harmlos, wobei alle Charaktere und Konflikte aus der Klischeeschublade stammen, hat aber immerhin Charme und Herz.
Das dürfte auch an James Marsden liegen, der hier neben dem animierten Helden die Hauptrolle bekleidet: Der frühere "X-Men"-Star hat ja schon in Disneys "Verwünscht" bewiesen, dass er sich auf freundliche Familienunterhaltung versteht, dabei aber auch mit genügend Selbstironie agiert, um witzig zu sein... auch, da er in Sachen Comedy-Timing viel Talent hat. Und so gefällt Marsdens Darstellung auch hier, da er vor allem in den Slapstick-Momenten ziemlich viel Schwung hineinbringt. Der Rest des Casts besteht zwar hingegen teilweise aus großen Namen, die aber im Grunde nichts zu tun haben - das gilt für Elizabeth Perkins ebenso wie die aus der Sitcom "The Big Bang Theory" bekannte Kaley Cuoco, die als Teile von Freds Familie nur dazu da sind, um ihren faulen Bruder anzuschubsen oder an ihm zu zweifeln. Ein prominenter Gaststar sorgt dafür zur Halbzeit für einiges an Spaß, da auch dieser mit einer (für ihn zwar schon gewohnten, aber noch immer charmanten) Selbstironie auftritt und offenbar viel Freude daran hat, in Filmen dieser Art überraschend aufzutreten.
Die Animationsqualität mag man indes beklagen, vor allem da "Hop" in Zusammenarbeit mit den Illumination Studios entstand, die eigentlich für mehr technische Finesse stehen. Hier setzen sich die animierten Charaktere aber nicht nur in den realen Aufnahmen deutlich ab, sondern wirken auch in den komplett computergenerierten Szenen ziemlich unecht. Darüber hinaus erzählt der Film auch absolut nichts, was wir so schon nicht woanders gesehen haben und leidet natürlich unter einer extremen Vorhersehbarkeit. Das größer werdende Chaos in Freds Leben nimmt dabei aber immer wieder lustige Formen an, sodass einem zumindest nicht langweilig wird und man sich an liebenswerten Eskapaden des kleinen Hasen E.B. erfreuen kann. Das ist dann zwar kein wirklich großer Wurf, aber zumindest einer, den man sich im Kreise der Familie durchaus schmerzfrei ansehen kann... und das ist ja nun wirklich nicht bei jedem Familienfilm, der vordergründig Kinder ansprechen soll, der Fall.

Fazit: Trotz bescheidener Animationsqualität und einer vorhersehbaren, harmlosen Geschichte gefällt "Hop" durch seinen temporeichen Witz und einer charmanten Performance von James Marsden, der sich selbstironisch und mit viel Schwung in die Vorstellung wirft, ohne dabei zu albern zu werden.

Note: 3



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