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Die Kehrseite des American Dream: Filmkritik zu "Falling Down - Ein ganz normaler Tag"

Es ist das beinahe schon gewohnte Stehen im Stau, welches den scheinbar völlig normalen Amerikaner William Foster (Michael Douglas) auf einmal durchdrehen lässt. Seitdem er seinen Job verloren und seine Frau Elizabeth Travino (Barbara Hershey) durch seine jähzornigen Eskapaden von sich weggetrieben hat, steht Foster vor den Scherben seiner Existenz. Und nun steigt ihm das Leben in der Großstadt über den Kopf und die Menschen, die seinen Weg zufällig kreuzen, geraten in sein Visier. Der nur wenige Stunden vor seiner Pension stehende Kriminalpolizist Martin Prendergast (Robert Duvall) gerät nur zufällig mit dem Fall eines amoklaufenden Mannes in Kontakt, scheint dabei aber wichtige Hinweise zu entdecken, die seinen eigentlich betrauten Kollegen entgehen. Womöglich ist er der einzige, der Foster noch aufhalten kann, bevor etwas wirklich Schreckliches geschieht...

Der im Jahr 2020 verstorbene Regisseur Joel Schumacher hat mit diesem Film aus dem Jahr 1993 ein Werk vollbracht, welches damals schon hochaktuell war, aber immer aktueller zu werden scheint. "Falling Down" ist zum einen mordsspannender Thriller, bei dem wir beide Seiten (die des Täters und die des Cops, der ihn verfolgt) im beinahe klassischen Sinne verfolgen. Zum anderen handelt es sich jedoch auch um eine ätzende, in vielen Fällen gar schwarzhumorige Sozialkritik, die uns sowohl schwer schlucken als auch lachen lässt. William Foster ist definitiv durchgeknallt, doch die Kritik, die der Mann an scheinbar banalen Dingen äußert, dürfte sich mehrfach mit Dingen decken, über die sich auch das Publikum schon aufgeregt hat - ob es sich nun um überzogene Preise in einem Gemischtwarenladen oder um unfreundliche Bauarbeiter handelt. Auf unheimliche Art und Weise entwickeln wir (zumindest bis zu einem gewissen Punkt) Verständnis für diesen amoklaufenden Mann, der von der Gesellschaft vergessen und verdrängt wurde... so, wie es vielen anderen wie ihm ebenfalls seit Jahren passiert.
"Falling Down" geht dabei hart mit dem American Dream und mit der Gesellschaft als Ganzes ins Gericht - der amerikanische Traum wird für diejenigen glorifiziert, die ihn tatsächlich träumen dürfen, doch die, denen dieser Schritt nicht gelingt, erleiden Qualen. Auch uns als Zuschauer*innen wird ein unangenehmer Spiegel vorgehalten, wenn wir nicht nur die Taten Fosters, sondern auch die seines Gegenüber immer und immer wieder hinterfragen. Wir müssen uns gar fragen, ob wir nicht manchmal unbeabsichtigt selbst die Schuld am Leid eines anderen tragen... oder die Schuld daran, wenn diesem irgendwann mal die Kerzen durchbrennen. Glücklicherweise begeht der Film aber nicht den Fehler, diesen William Foster zu einer Art Heldenfigur zu machen: Er bleibt dennoch ein klarer Antagonist, vor dem man sich fürchten muss und den man deswegen keinesfalls sympathisch finden sollte. Durch kleine, feine Spitzen erkennen wir jedoch, wie ein vorbelasteter Mensch überhaupt erst zu einer solchen Kreatur wird und müssen uns deswegen an die eigene Nase fassen. Unter dem Gewand eines temporeichen Thrillers schwebt dabei so viel Kritik mit, dass man "Falling Down" als hochaktuelles und ernstzunehmendes Drama ebenso gut beschreiben könnte.
Das ist dann bisweilen schon ziemlich harter Tobak, bei dem auch die überzeichneten Humorspitzen niemals einen albernen Eindruck hinterlassen - stattdessen untermalen diese grotesken Ausbrüche eines Mannes, der ein Schnellrestaurant in Geiselhaft nimmt, weil dieses kein Frühstücksmenü mehr serviert, nur noch mehr das Psychogramm dieses Mannes. Auf der anderen Seite verfolgen wir die nicht weniger spannende Geschichte eines alten Polizisten, der noch etwas genauer hinschaut - Kritik an einem laschen Polizeiapparat, dem dieser Mann ohne Prendergasts Zutun womöglich vollkommen durch die Lappen gegangen wäre, klingt hier ebenfalls deutlich an. Altstar Robert Duvall gibt hier eine energetische Vorstellung, die durch die leise eingefädelten Hintergrundgeschichten zu seiner Figur zusätzliches Gewicht erhalten. Die ganz große Performance stammt jedoch von "Wall Street"-Star Michael Douglas, der seinen William Foster absolut furchterregend darbietet: Jede Geste sitzt und sogar seine fast schon cartoonhaften Ausflüchte innerhalb seiner Eskapaden sind noch von einer tiefen Wut durchzogen. Douglas ist ja ohnehin schon einer der besten Schauspieler seiner Generation, setzt mit dieser Darstellung aber noch mal ein großes Ausrufezeichen hinter sein Talent. In Nebenrollen sind zudem bekannte Namen wie Barbara Herhsey und "Lost"-Star Rachel Ticotin zu sehen, die ein insgesamt sehr starkes Ensemble noch weiter abrunden.

Fazit: "Falling Down" ist an der Oberfläche ein mordsspannender Thriller, der zudem eine ganze Menge ätzender und wichtiger Sozial- und Gesellschaftskritik in sich verbirgt. Ein ausgezeichnetes und furchterregendes Psychogramm eines scheinbar normalen Mannes, welches uns nachdenklich stimmt und zudem von einer angsteinflößenden Performance von Michael Douglas getragen wird.

Note: 2



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