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Blind Wedding - Hilfe, sie hat ja gesagt!

Es ist ein Jahr her, seit Anderson (Jason Biggs) einen Heiratsantrag auf die schlimmstmöglichste Art in den Sand setzte - seitdem lebt er einsam und in Trauer. Aus dem Affekt heraus macht er schließlich der Kellnerin Katie (Isla Fisher), in deren Diner er gerade frühstückt, einen Antrag... und die ihm völlig fremde Frau sagt Ja! Und plötzlich geht alles ganz schnell: Obwohl sich beide noch gar nicht kennen, zieht Katie bei ihm ein, lässt ihren Freund William (Chris Diamantopoulos) stehen und beginnt ihr Leben praktisch noch einmal von vorne. Doch plötzlich ist es Anderson, der befürchtet, dass er damit einen überstürzten Fehler gemacht hat... auch, weil er sich einfach nicht überwinden kann, seiner jetzigen Freundin von dem damaligen, dramatischen Heiratsantrag zu berichten.

Die Ausgangssituation ist für eine solide, romantische Komödie eigentlich gar nicht so übel - da beschließen zwei völlig Fremde, die beide ihr Leben in eine Sackgasse gelenkt haben, einfach zu heiraten. Erst der Antrag, dann einfach mal schauen, ob man überhaupt miteinander kann... da sind spannende Konflikte und jede Menge Humor vorprogrammiert, auch wenn man die ganze Chose natürlich nicht allzu ernst nehmen sollte. Mit "American Pie"-Star Jason Biggs und Isla Fisher stehen zudem zwei Darsteller parat, die in dieses Genre durchaus gut reinpassen: Biggs spielt den sympathischen Loser von nebenan so passend wie eh und je und Fisher ist als Hauptdarstellerin für RomComs, in denen sie immer noch ein bisschen schräger und frecher agiert als ihre Genre-Kolleginnen, ohnehin immer gut. Zwischen beiden sprühen dann auch angemessen die Funken, sodass die romantische Comedy-Komponente eigentlich gut funktionieren könnte... wenn man sie denn weiter ausführen würde.
Tatsächlich wird nämlich der interessanteste Konflikt der ganzen Nummer, der sich auf ein dramatisches Ereignis aus Andersons Vergangenheit beruft, völlig falsch angepackt, bis es auf moralischer Ebene sogar ziemlich ekelhaft wird. Auch der daraus resultierende, vom Drehbuch nahezu erzwungene Streit zwischen den Hauptfiguren kommt tonal völlig uneben daher und lässt die weibliche Hauptfigur ziemlich mies dastehen. Zudem scheint es im späteren Verlauf immer weniger um die eigentlich sympathische Romanze zwischen Anderson und Katie zu gehen, sondern um zahlreiche Nebenfiguren, die den Schrägheits-Faktor dieser ansonsten eher bodenständigen, wenn auch sehr simplen Komödie auf einen Schlag massiv in die Höhe treiben. In einer zotigen, völlig überspitzten Komödie der Marke "Hangover" könnten all diese schrägen Figuren noch einen Platz finden, doch hier bilden sie einen herben und durchweg unpassenden Kontrast zur romantischen Ebene, was den Film komplett auseinander fallen lässt.
Da wird dem seltsam dreinschauenden Anderson von seinem Vater ein Penisring für die Verlobung geschenkt, während Katie's Vater einen Gefängnisausbruch plant, um bei der Hochzeit seiner Tochter dabei zu sein... und gleichzeitig noch den neuen Ehemann seiner Frau auszubooten. All diese völlig diffusen Handlungsstränge um an den Nerven zehrenden, absolut überzeichneten, klischeehaften und arg unsymnpathischen Nebenfiguren nehmen viel Zeit ein und lassen bisweilen befürchten, dass der Plot seinen Motor verliert, was letztendlich auch der Fall ist. Über die typischen, sexistischen Klischees einer RomCom aus den 2000ern kommt dieser Film dann auch nicht herum - so gibt es am Ende natürlich ein schwules Pärchen, welches nur noch für Witzchen der Marke "Wir sind schwul und deswegen ist es lustig" gut sind. Und das ist so schade, da der Film bereits einen passenden Nährboden für eine kurzweilige RomCom hatte, dem man nur hätte vertrauen müssen. Stattdessen wird hier irgendwann nur noch mit dem Comedy-Holzhammer zugeschlagen, was so gar nicht schmecken mag.

Fazit: Die Grundidee war mehr als solide, doch wurde dieser zum einen nicht vertraut und der zentrale Konflikt zum anderen völlig falsch angefasst. Dadurch fällt diese ansatzweise sympathische Komödie später komplett auseinander und kann auch von dem mit einer passenden Chemie auftretenden Hauptdarsteller-Paar nicht mehr aufgefangen werden.

Note: 4



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