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Luck

Die achtzehnjährige Sam wird schon ihr Leben lang vom Pech verfolgt: Im Waisenheim konnte sie nie eine Familie finden und ist nun als junge Erwachsene plötzlich auf sich selbst gestellt. Doch eines Tages findet sie auf der Straße einen Penny... und hat auf einmal durchgehend Glück. Was sie jedoch nicht ahnt: Der gefundene Glückspenny gehört dem Kater Bob, der diesen versehentlich verlor und eigentlich mit ihm in einer geheimen Welt, in welcher zahlreiche Tiere für das Glück auf der Erde arbeiten, einige Aufgaben erledigen sollte. Um den Penny zurückzufinden, folgt Sam dem Kater in dessen Welt und richtet dort aufgrund ihres Pechs ein ziemliches Chaos an. Letztendlich müssen sich die beiden ungleichen Partner zusammenraufen, um nicht nur Bob vor einigen Ärger zu bewahren, sondern auch eine kleine Freundin Sams vor einem mit Pech geplagten Schicksal zu bewahren...

Während den ersten fünfzehn Minuten habe ich mich köstlich amüsiert und war eigentlich vollends dafür bereit, der Hauptprotagonistin Sam auch einfach auf Spielfilmlänge dabei zuzuschauen, wie sie ihr alltägliches Leben, über den Beruf, das Leben in der eigenen Wohnung und die Zusammenarbeit mit kleinen und großen Freunden, mal mit Pech und dann wieder mit atemberaubenden Glück bestreitet. "Luck" gelingt dabei ein herrlicher Slapstick-Humor, wenn er aufzeigt, wie im Leben eines Pechvogels einfach alles schiefgeht... und sobald sie plötzlich Glück hat, wird dieses Tempo nicht runtergenommen, sondern in einen herrlichen Kontrast gesetzt. Ich wusste jedoch zuvor, dass früher oder später die Reise in eine fantasylastige Welt anstehen würde und fürchtete mich zurecht davor. Denn sobald der Film die alltäglichen Probleme eines normalen Mädchens verlässt und sich in eine kunterbunte Welt mit allerlei Obskuritäten und sprechenden Tieren flüchtet, büßt er einiges an Charme ein.
Zwar gibt es auch in den Welten des Glücks (und des Pechs!), die ein bisschen wie eine Arbeitswelt im Stil der Monster AG oder "Alles steht Kopf" aufgebaut sind, in denen allerlei farbenfrohe Kreaturen ihren Jobs nachgehen, noch zahlreiche rasante und amüsante Szenen. Das Worldbuilding bleibt jedoch nur an der Oberfläche kreativ und hat darunter nicht mehr wirklich viel zu erzählen. So bleiben die zentralen Messages gegen Ende ziemlich flach und "Luck" versucht mit allerlei Actionszenen zu verschleiern, dass in Sachen Storytelling leider nicht mehr viel kommt. Auch zahlreiche tierische Sidekicks, über den sprechenden Kater Bob, einen roten Drachen und Einhorn mit Schnäuzer, sind zumeist nur dafür da, um noch etwas mehr Rasanz zu bieten - auf emotionaler Ebene bleiben all diese Figuren leidlich flach. Der Fokus liegt dafür auf der menschlichen Sam, zu der man leicht eine Bindung aufbauen kann, die letztendlich aber auch zu simpel gestrickt und einfach nur "gut" ist, um wirklich originell oder spannend zu sein.
Auch in Sachen Animationsqualität bleibt man weit hinter der Konkurrenz von Pixar oder Illumination zurück: Apple liefert zwar knallige Farben, aber gerade die Animationen der menschlichen Nebenfiguren gerät zumeist recht flach, Bewegungen wirken irgendwie unfertig und es gibt allerlei leere Hintergründe zu bewundern. Auch der Soundtrack, für Animationsfilme ziemlich wichtig, bleibt nicht wirklich im Ohr. Dafür bewahren die Macher immer wieder ein Talent für skurrille Szenen, in denen alles drunter und drüber geht - das Tempo bleibt trotz der eher dünnen Geschichte ziemlich hoch und kann immer wieder auch das Zwerchfell angenehm strapazieren. Letztendlich sollte man Apple aber vielleicht davon abraten, im Animationskino weiter Fuß zu fassen, denn da ist die Konkurrenz einfach besser und vor allem herzlicher und spannender aufgestellt. Für einen verregneten Filmabend, vielleicht auch gemeinsam mit den Kids, gibt es aber definitiv schlechtere Alternativen.

Fazit: Nach einem schwungvollen, auch weil sehr sympathisch-alltäglichen Beginn, geht dem Film pünktlich zur Reise in eine generische Fantasy-Welt, die Puste aus. Die Charaktere bleiben eher flach, die Geschichte dünn, die Animationsqualität mittelmäßig. Neben allerlei Leerlauf bietet "Luck" aber immer wieder auch herrlich-skurille Momente und allerlei Slapstick, der auch für Erwachsene aufgrund des rasanten Tempos spaßig ist.

Note: 3-



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