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Meine Lieder - meine Träume

Unter den Nonnen im Kloster in Salzburg hat die Novizin Maria (Julie Andrews) nicht den besten Ruf, wird sie doch als eigenartig und tollpatschig empfunden. Deswegen wird Maria des Klosters verwiesen und zu der Residenz des verwitweten Kapitäns von Trapp (Christopher Plummer) entsandt, um als Erzieherin die siebenköpfige Kinderschar zu hüten. Vor Ort zeigt sich Maria schockiert über die strengen Erziehungsmethoden des Vaters, der nur Wert auf Gehorsam legt und den Kindern keine Liebe entgegenbringt. Entgegen den Anweisungen des Kapitäns entschließt sich Maria, die Kinder mit Spaß und Freude zu erziehen, ihnen die Musik näherzubringen und Ausflüge mit ihnen zu unternehmen. Das stößt dem Kapitän zwar sauer auf, doch muss bald auch er erkennen, dass die Erziehungsmethoden der jungen Maria die besten Seiten seiner Kinder zum Vorschein bringen...

In Deutschland ist dieses mit fünf Oscars prämierte Werk deutlich unbekannter als in den Vereinigten Staaten: Der auch heute besser unter seinem Originaltitel "The Sound of Music" bekannte Film wurde bei seiner Aufführung in Deutschland nahezu einhellig verrissen und man setzte dabei sogar durch, dass alle Szenen, die sich in dem Werk mit dem Nationalsozialismus in Österreich auseinandersetzen, gestrichen wurden. Heute ist das Werk auch in Deutschland in seiner Gesamtheit zu genießen, auch wenn man anmerken muss, dass gerade die Szenen rund um das Dritte Reich gegen Ende wie ein Nachklapp daherkommen, der dem vorherigen Ton des Films in starkem Kontrast gegenübersteht - Unwissende hätten die fehlenden Szenen damals also womöglich nicht bemerkt, als dieser rund eine halbe Stunde früher zu Ende war. In dieser Version muss "Meine Lieder - meine Träume" dann tatsächlich eine ausschließlich süßliche Seifenoper gewesen sein, die in seichtesten Melodramen schwelgt... was aber keinesfalls negativ gemeint sein soll.
Denn das Musical lädt in der Tat zum Träumen ein - trotz einiger sanfter Konflikte zwischen den erwachsenen Figuren überwiegt hier stets der Frohsinn, die glückliche Zeit miteinander. Getragen von vielen, zumeist großartigen Songs kann man trotz der enormen Länge von drei Stunden, die man angesichts einer sonst reichlich dünnen Geschichte durchaus spürt, eine sehr gute Zeit haben. Die großen Musical-Nummern sind in Sachen Schwung nahezu unübertroffen und auch wenn man sich am Ende nicht an alle von ihnen erinnern wird, so bleiben viele im Gedächtnis. Heute klassisch ist bereits die große Anfangsszene, wenn Hauptfigur Maria trällernd über einen grünen Hügel tanzt - im Hintergrund die prächtigen Landschaften Österreichs. Das ist Kitsch in Reinkultur, zuckriger und süßlicher geht es praktisch kaum. Aus genau diesen furchtbar simplen und kitschigen Überzeichnungen bezieht das Musical aus dem Jahr 1965 jedoch seinen beträchtlichen, über weite Strecken sehr unschuldigen und damit auch familienfreundlichen Charme.
Julie Andrews festigte nur einen Jahr nach ihrem Oscar-Gewinn für "Mary Poppins" (wo sie bereits als singende Erzieherin auftrat) ihren Stand als die damals beste Musical-Schauspielerin Hollywoods. Mit was für einer unbändigen Energie sie hier auftritt, ist förmlich ansteckend und es ist eine große Freude, der stets tänzelnden, in den richtigen Momenten aber auch mit großer Ruhe auftretenden Andrews zuzusehen. Für den späteren Star Christopher Plummer war dieser Film zudem der große Durchbruch in Hollywood, auch wenn er mit seiner teils zurückhaltenden Performance deutlich im Schatten seines weiblichen Co-Stars verbleiben musste. Großartig besetzt ist auch die siebenköpfige Kinderschar, unter denen sich jeder im Verlauf der drei Stunden hervorspielen kann, um einen deutlichen Eindruck zu hinterlassen. Leider war im Anschluss niemandem von ihnen eine große Karriere vergönnt, dabei sind die Kinder neben der fantastischen Julie Andrews und den wunderbar fotografierten Aufnahmen (sowohl von den malerischen Landschaften als auch von den prunkvollen Tanz- und Musikszenen) die heimlichen Stars dieses Klassikers, der heute kaum etwas von seinem einnehmenden Charme eingebüßt hat.

Fazit: Für dieses reichlich seichte Musical braucht man zwar eine Menge Sitzfleisch, wird aber mit zeitgenössischem Charme, tollen Gesangs- und Tanzeinlagen, wunderschönen Bildern und einem aufgeweckten Cast belohnt. Das ist so kitschig, dass es wehtun kann, aber gleichzeitig so unschuldig und schön, dass man jede Minute genießt.

Note: 2-



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