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A Working Man

Früher war Levon Cade (Jason Statham) ein knallhart ausgebildeter Soldat bei den Royal Marines, heute arbeitet er mit einem Team aus loyalen Kollegen als Bauarbeiter hart für sein Geld. Als die junge Jenny Garcia (Arianna Rivas), die Tochter seines Chefs Joe (Michael Pena), in einem Nachtclub entführt wird, zögert Levon erst, zur Tat zur schreiten, hat er sich doch geschworen, nie wieder der Gewalt zu fröhnen. Doch dann erinnert er sich an das Versprechen, Jenny zu helfen, sollte sie eines Tages in Gefahr geraten. Levon nutzt seine erlernten Spezialfähigkeiten, um die Hintermänner der Entführung ausfindig zu machen, wobei er nicht nur auf brutale Verhörmethoden, sondern auch auf Köpfchen vertrauen muss, um über etwaige Schleichwege bis zu den Verantwortlichen vorzudringen...

Zum zweiten Mal arbeiten Hauptdarsteller Jason Statham und Regisseur David Ayer nun zusammen, nachdem ihre letzte gemeinsame Arbeit namens "The Beekeeper" an den Kinokassen ein großer Erfolg war. Fans beider Parteien erwarten von ihrem nächsten Projekt nun im Grunde nur die eine Sache, für die beide hinlänglich bekannt sind: Knallharte Haudrauf-Action. Und die wird natürlich geboten, auch wenn man anmerken muss, dass das ganz große Spektakel erst in den letzten zwanzig Minuten Einzug hält. Dann geht die große, brutale Klopperei mit allerlei Gewehrfeuer und Dutzenden, durchsiebten Bösewichten so richtig los und weiß in ihrer überzogenen Darstellung sicherlich allen Actionfans zu gefallen. Zuvor kommt "A Working Man" angesichts seiner dünnen Geschichte nur selten richtig in Schwung. Da wir es hier eben nur mit einer so schon x-fach gesehenen "96 Hours"-Kopie zu tun haben, während welcher ein knallharter Ex-Soldat nach einer jungen, entführten Frau sucht und dabei keine Gnade gegenüber irgendwem zeigt, weiß man ohnehin sofort, wohin sich diese Story bewegen wird. Ayer gelingt es dabei nicht, diese Vorhersehbarkeit durch ein paar Zwischen-Highlights zu würzen, weswegen sich die Laufzeit von knapp zwei Stunden nicht unbedingt kurzweilig anfühlt.
Wer Ayer's Arbeiten kennt, weiß zudem, dass er eine durchaus zynische Art hat, mit Menschenleben in seinen Filmen umzugehen. Somit wird auch hier munter gefoltert und das Prinzip der Selbstjustiz wird zu keinem Moment hinterfragt - Levon Cade als brutale Ein-Mann-Armee wird beinahe glorifiziert. Dass er hier nur die wirklich bösen Typen aufs Korn nimmt, entschärft diese Herangehensweise nicht unbedingt und ein etwas fader Beigeschmack bleibt natürlich trotzdem. Dieser hängt aber generell davon ab, wie viel Wert man darauf in einem reinen Unterhaltungsprodukt legt und ist dementsprechend reine Geschmackssache. Da Ayer darüber hinaus aber wenig mehr erzählt als die blutigen Schneisen, die die Hauptfigur schlägt, mag das nicht so richtig schmecken. Der fürchterlich dünne und zudem reichlich klischeehafte, emotionale Hintergrund der Figur spielt darüber hinaus kaum eine Rolle. Trotzdem werden dem problematischen Familienleben dieses Levon Cade zumindest ein paar Szenen geschenkt, die aber auch nicht dazu gereichen, dieser Figur auch nur ansatzweise Tiefe zu verleihen. Was natürlich auch für die Bösewichter gilt, die hier allesamt aus der Klischee-Schublade stammen und in ihren unnatürlich aufgemotzten Klamotten (oder auch mal auf Thronen sitzend) wie eine banale Parodie auf sich selbst herüberkommen.
Jason Statham tut indes das, was er schon immer tat: Er tritt in Ärsche und verzieht dabei praktisch keine Miene. Das macht durchaus noch Freude, da der "Homefront"-Star seine gewaltige Präsenz auch in seinen späten Fünfzigern noch immer nicht verloren hat. Aber es wirkt natürlich wie gehabt ein bisschen faul, da Statham in seiner langen Karriere praktisch immer den exakt gleichen Charaktertyp mit den exakt gleichen Mustern darbietet. Ich würde mir wünschen, ihm auch mal eine etwas spannendere, so von ihm noch nicht gesehene Rolle auf den Leib zu schneidern, denn nur so dürfte erkennbar sein, ob für Statham dann Grenzen erreicht werden. So bekommen wir zum wiederholten Male genau das, was wir von ihm schon ausreichend kennen - Fans wirds sicherlich freuen. Eine kleine Mogelpackung bietet "A Working Man" schließlich bei den prominent besetzten Nebenrollen. Denn obwohl man sich werbewirksam solch große Namen wie Michael Pena und "Black Widow"-Star David Harbour einkaufte, sind ihre Rollen schlussendlich so klein, dass man hier fast von einem Cameo-Auftritt sprechen könnte. Wer sich also wegen dieser bekannten Schauspieler zu einer Sichtung entschließt, dürfte eine klare Enttäuschung erleben.

Fazit: Regisseur Ayer und Hauptdarsteller Statham bleiben ihrer Linie treu - Fans werden auch an diesem Actioner wieder ihren Spaß haben. Die dünne Geschichte, die sich in vorhersehbaren Bahnen bewegt sowie die wenig überzeugende Action, die erst im Finale wirkliche Highlights bietet, sorgen jedoch eher für Langeweile.

Note: 4



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