Schon seit Jahren wird Fester, der Bruder von Gomez Addams (Raul Julia), Oberhaupt der Familie Addams, vermisst. Gomez versucht schon lange mit diversen Seances, Kontakt zu seinem verschollenen Bruder aufzunehmen, doch bisher ohne Erfolg. Diesen Umstand versucht der Buchhalter der Addams', Tully Alford (Dan Hedaya), zu nutzen. Der ist nämlich hoch verschuldet und möchte mit dem Einschleusen von Gordon Craven (Christopher Lloyd), der Fester zum Verwechseln ähnlich sieht, eine Chance erhalten, in die Schatzkammer der Familie einzudringen. Zuerst schöpft auch niemand Verdacht und gerade Gomez ist einfach nur froh, seinen Bruder wieder bei sich zu haben. Nur der kleinen Wednesday (Christina Ricci) kommt dieser Zufall merkwürdig vor, weswegen sie ihren "Onkel" ganz genau im Auge hat...
Die Geschichten der Addams Family wurden schon so oft verfilmt, dass man glatt durcheinander kommen kann: Ob als Fernsehserie, als Animations-Abenteuer oder zuletzt als großes Netflix-Original, in welchem bekannterweise die Tochter der Familie im Vordergrund stand und Jenna Ortega in der Rolle der Wednesday den endgültigen Karriere-Durchbruch schenkte. Da von diesem Netflix-Hit die zweite Staffel bereits in greifbare Nähe gerückt ist, war es Zeit, mich endlich einmal den beiden vielleicht bekanntesten Verfilmungen zu widmen: Den zwei "Addams Family"-Filmen zu Beginn der 90er, die bis heute enormen Kultstatus besitzen. Und man weiß auch schnell warum, denn mit "Men In Black"-Regisseur Barry Sonnenfeld sitzt natürlich ein Mann auf dem Regiestuhl, der sich perfekt mit schrägen Kreaturen, schwarzem Humor und allerlei gruselig-witzigen Details auskennt. Dementsprechend gibt es einiges zu sehen in diesem Film und Sonnenfeld sorgt dafür, dass die auf den Cartoons basierenden Geschichten mit der größtmöglichen Detailfülle auf die Kinoleinwand kamen.
Dafür brauchte es dann natürlich auch die passende Besetzung, die hier bis in die kleinste Nebenrolle hinweg gefunden wurde. Bis heute dürften die meisten die Gesichter von Raul Julia, "Darjeeling Limited"-Star Anjelica Huston oder natürlich Christina Ricci im Kopf haben, wenn der Name "Addams Family" fällt. Und sie alle haben offensichtlich einen großen Spaß daran, diese kultigen Charaktere zu verkörpern, auch wenn das Drehbuch ihnen nicht allen gleichsam Zeit gibt. So ist gerade von der höchst beliebten Wednesday vergleichsweise wenig zu sehen, obwohl ich gerade ihren knochentrockenen und finsteren Charme stets gemocht habe... aber vielleicht leistet da die Fortsetzung noch Abhilfe. Deutlich mehr im Vordergrund steht der von "Zurück in die Zukunft"-Star Christopher Lloyd verkörperte Doppelgänger, der deswegen eigentlich eher ein Bösewicht ist und die Handlung in Gang hält. Lloyd ist in dieser Rolle mit gewohntem Esprit bei der Sache, doch zeigt seine Rolle auch die dramaturgischen Schwächen des Films auf.
Tatsächlich ist die Geschichte nämlich eher lauwarm: Die Vorhersehbarkeit ist kein Problem (trotz aller düsteren Momente befinden wir uns hier immer noch in einem Film, der eher familienfreundlich angelegt ist), doch trotzdem zieht der Plot nicht so richtig. Es dauert eine Weile, bis er wirklich in Fahrt kommt und dann sorgt der Fokus auf diesen Doppelgänger dafür, dass die anderen Charaktere über lange Zeit doch eher Randnotizen bleiben. Eine zwingende Dynamik findet dabei erst recht spät statt und die optischen Vorzüge des Films, der sich bis heute rein technisch erstaunlich gut gehalten hat, täuschen nicht immer über die müde Dramaturgie hinweg. Selbst der Soundtrack begeistert nicht so recht, da er sich mit den altbekannten Melodien doch sehr zurückhält und im Abspann zudem einen absolut unpassenden, schrecklichen Song bereithält. Ich freue mich dennoch auf die Fortsetzung und bin gespannt, ob diese im direkten Vergleich etwas zulegen kann, denn insgesamt hätte ich mir von diesem Klassiker des Horror-Comedy-Genres doch etwas mehr erwartet.
Fazit: Dank Barry Sonnenfelds kreativer Regie wissen all die finsteren und witzigen Einfälle, für die man die Addams Family kennt und liebt, zu gefallen. Rein dramaturgisch ist der Film aber sehr, sehr seicht und zieht zudem wertvolle Zeit von den eigentlichen Hauptcharakteren ab, um sich einem eher lauwarmem Doppelgänger-Plot zu widmen.
Note: 3-
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