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Mississippi Burning - Die Wurzel des Hasses

Im Jahr 1964 kommen die beiden FBI-Beamten Rupert Anderson (Gene Hackman) und Alan Ward (Willem Dafoe) in den US-Bundesstaat Mississippi entsandt. Dort werden drei junge Männer, zwei Weiße und ein Schwarzer, vermisst. Schon früh werden die beiden Partner mit dem offen gelebten Rassismus des Ortes konfrontiert: Die Einwohner haben offensichtlich kein Interesse daran, bei der Auflösung dieses Falles zu helfen. Aufgrund der Brutalität und der damit verbundenen Gefahr auch für ihr eigenes Wohl fordern Ward und Anderson einen ganzen FBI-Trupp an, um die drei vermissten Männer zu finden, auch wenn niemand mehr an ihr Überleben glaubt. Als sie zudem mit dem Ku-Klux-Klan aneinandergeraten, der für zahlreiche der grauenvollen Gewaltakte gegen die schwarze Bevölkerung verantwortlich ist, beginnt die Situation zu eskalieren...

Viele Aspekte an diesem Film sind typisch: Das typische, ungleiche FBI-Duo, bestehend aus einem gewaltbereiten, alten Hasen und einem jungen Idealisten. Die fiesen Hinterwäldler, die leider auch heute noch ein viel zu realistisches Bild des in Amerika tief verwurzelten Rassismus zeichnen. Und natürlich die Geschichte der schwarzen Bevölkerung, die so viel Leid und Gewalt erfahren muss, wobei die Weißen darin dennoch die Helden darstellen. Gerade letzteres ist weiterhin etwas problematisch, denn die schwarzen Figuren bekommen wenig mehr zu tun, als sich den Eskapaden gegen ihnen zu unterwerfen, zu leiden und zu den weißen FBI-Beamten aufzublicken, die ihre einzige Hoffnung zu sein scheinen. Natürlich kann man anmerken, dass der Film auf einem wahren Kriminalfall beruht (auch wenn sich sicherlich nicht so arg an die realen Fakten gehalten wurde), doch fällt dies gerade aus heutiger Sicht nun mal sehr auf - heute würde ein solcher Film wohl ebenso auf die politischen Fakten von damals achten und trotzdem schwarze Figuren erschaffen können, die mehr tun, als sich einfach nur ihrem Schicksal zu ergeben.
Lässt man dies außer Acht, sieht man einen durch und durch packenden Film, dessen höchst brutale Bilder sich nahezu ins Hirn einbrennen können. Man könnte "Mississippi Burning" vorwerfen, dass er sich bisweilen in dieser Brutalität zu suhlen scheint, denn die Handlung schreitet innerhalb in der ersten Stunde unter all den schwer zu ertragenden Angriffen auf schwarze Männer und Frauen kaum voran. Im Grunde könnte man sie auf "FBI vs. Ku-Klux-Klan" zurechtrücken und es würde wenig Essentielles fehlen - das ist ein bisschen dünn. Trotzdem ist es "Angel Heart"-Regisseur Alan Parker gelungen, mit einer solch dünnen Geschichte noch einiges an markerschütternden Momenten herauszuholen, auch wenn die Dramaturgie da manchmal schleift. Parkers Inszenierung ist makellos, das Tempo meistens ziemlich hoch. Nur auf die übliche Nebengeschichte rund um die langsam angeschobene Liebesgeschichte zwischen dem alten Ermittler und der von ihrem fiesen Ehemann misshandelten Frau, die sich in den FBI-Beamten verliebt, hätte man verzichten können, denn diese kommt ebenso klischeehaft daher wie sie der Handlung ansonsten nichts Wichtiges hinzufügt.
Für Filmfans ist dieser Thriller vor allem dahingehend noch mal eine Freude, alsdass so viele bekannte Gesichter darin zu sehen sind. Willem Dafoe noch in sehr jungen Jahren, doch bereits damals schon mit so viel Esprit; natürlich der großartige Gene Hackman, für den es hier dann eine seiner mehreren Oscarnominierungen gab; und auch Frances McDormand, die zwar nicht wirklich viel zu tun hat, aber auch in solch kleinen Rollen gar nicht anders kann als die Leinwand völlig für sich zu beanspruchen... und das scheinbar ohne große Mühen. Viele Schauspieler in diesem Film kamen zudem erst zu späteren Ruhm: So geben sich Marvel-Star Michael Rooker und der aus der "Der Herr der Ringe"-Trilogie bekannte Brad Dourif als fiese, rassistische Drangsalierer die Klinke in die Hand. Zudem sind auch noch R. Lee Ermey als intriganter Bürgermeister (leider auch eine weitestgehend durch Klischees geleitete Figur), Kevin Dunn als FBI-Beamter, "Identität"-Star Pruitt Taylor Vince und Tobin "Jigsaw" Bell zu sehen - quasi wie ein Wimmelbild für Kino-Enthusiasten.

Fazit: Ein perfekt inszenierter, in seiner Dramaturgie aber nicht wirklich gut gealterter Thriller, der vor allem mit Klischees in Wechselwirkung mit intensiven, kaum auszuhaltenden Momenten enormer Brutalität spielt. Von der Besetzung mit Verve vorgetragen, abseits seiner politischen Botschaft handlungstechnisch bisweilen aber etwas dünn.

Note: 3



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